Die „Pizza“ ist ein Bilderbuchbeispiel für Immobilienspekulation und Gentrifizierung. Das Wohnhaus befindet sich mitten im aufstrebenden zweiten Bezirk in Wien und wechselte in den vergangenen Jahren zwei Mal den Besitzer. Aktuell gehört das Haus der Castella GmbH, die – wie bereits die vorherige Eigentümerin – mit allen Mitteln versucht, die wenigen verbliebenen MieterInnen aus dem Haus zu vertreiben. Es gab seit Jahren keine Instandsetzungsarbeiten, Schäden wurden nicht repariert, Mieten dafür erhöht. Die meisten MieterInnen verliessen nach und nach das Haus, einige blieben, und die Immobiliengesellschaft griff zu härteren Methoden: Psychoterror in der Nacht, Auswechseln von Briefkastenschlössern, Müll ablagern, Wasser und Gas abdrehen etc.pp.
Und dann vor knapp drei Jahren – die vermeintliche Wunderwaffe: die Hausbesitzer überlassen einem Haufen Jugendlichen einen Teil des Hauses. Punks und obdachlose Kids im Haus, so die Überlegung der Besitzer, müssten auch den hartnäckigsten Mieter zum Auszug veranlassen.
Doch alles kam ganz anders: die neuen Bewohner solidarisierten sich mit den vom Hinauswurf Bedrohten und gemeinsam kämpfte die frischgebackene Haus-WG gegen den Versuch der Castella GmbH, die Immobilie aufzuwerten. Die zögerte nicht lange und verschärfte ihre Gangart: Bauarbeiter kamen im Sommer 2012 mitten in der Nacht, um Türen zuzumauern – die gerufene Polizei sah dem Treiben eher teilnahmslos zu. Schliesslich – nachdem alles nichts geholfen hatte – griff die Castella GmbH auf den guten alten Rechtsweg zurück, der im Zweifelsfall dann doch immer im Sinne der Besitzenden funktioniert. Die Räumungsklage ging durch und seit etwa einem halben Jahr war damit zu rechnen, dass diese auch exekutiert wird.
Der Bezirk wird zum grösstmöglichen Nutzen letzterer und unter grösstmöglicher Kommerzialisierung aller Bereiche umgestaltet – wem das nicht passt, für den gibt es Räumpanzer und Wasserwerfer. Und um für deren Einsatz einen würdigen Rahmen zu schaffen, werden auch gerne genug Steuergelder in die Hand genommen, um hunderte PolizistInnen aus dem ganzen Bundesgebiet abzukommandieren. Noch ist nicht klar, wie viel die Räumung gekostet hat. Ein paar Kultur- und Sozialzentren hätte man damit aber sicher finanzieren können.