Christian Winkelmann Sozialneid
Prosa
Der wallende Wahnsinn steigerte sich in wilde Wut hinein. Es wurde Zeit, der Toleranz ein knallendes Ende zu bereiten! Überall weidete sich das tumbe Pack an Geld und Besitz.
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25. September 2012
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Korrektur
Doch nun galt es! Der lichtdurchflutete, edle Porzellanladen an der Ecke Hochmuthstrasse musste als erster büssen. Mit Grossvaters Axt sprang er dort umher und schlug alles klirrend kurz und klein, was erreichbar war.
Eine Spur der Verwüstung hinterlassend entwich er dem kreischenden Zugriff der Besitzerin und setzte seinen Weg unweigerlich fort. Ein Anfang war gemacht - und nun weiter! Die Edelkarossen wurden im Vorbeirennen verbeult.
Und das nächste Ziel hiess Angeberbekleidung! Gaffende Menschentrauben hatten sich gebildet. Er stieb nackend hinein in das Designergeschäft und zündelte kräftig, sodass der ganze Klamottentempel schmorend und lodernd in Flammen aufging. Sein letztes Opfer war eine draussen staunende, feine Dame, die alles scheinbar ignorierte und gerade ein Taxi heranwinkte. Aber nichts da!
Er sprang quiekend auf sie los, riss sie zu Boden und ihr dabei die Perücke vom Kopfe. Dann rupfte er ihr die gefärbten Resthaare büschelweise aus. Die Menge stand wie gelähmt, die Polizei rief keiner. Und weiter ging es!
Er riss ihr die Goldkette vom Hals und, während sie röchelte, die Kreolen aus den Ohrläppchen.Doch das reichte ihm noch lange nicht. Sie musste als Opfer des Schönheitswahns exemplarisch gedemütigt werden, und so brach er ihr die falschen Zahnimplantate mit rohen Kräften aus dem Kiefer, dass es nur so knackte und sie blutete wie Sau.
Nun musste er sie nur noch an den nächsten Baum zerren und in Hundekot wälzen. Sie stank, heulte und sah aus wie der letzte Dreck. "Nun?!", rief er. "Worauf bildest du dir jetzt noch was ein? Na?? Ich höre nichts!!".
Er brach in irres Lachen aus und rannte triumphierend vor die nächste Strassenbahn, jedoch nicht ohne zu rufen: "Schweine!"
Die Moral hatte gesiegt.