Eckhard Mieder Tarzan - Eine TV-Liebesgeschichte
Prosa
Gestern waren sie wieder da. Sie werden auch heute kommen. Sie sind halsstarrig und leutselig. Ihr andauerndes Lächeln ist kalt und sauber. Sie stören mich, aber mir fehlt der Mut, ihnen die Tür zu weisen. Sie erpressen mich mit ihrer Bedeutung.
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16. Februar 2012
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"Sie sind dumm", sagte Jane beim Abendessen. "Sag ihr, was sie hören will, verlange ein Honorar, und du hast deinen Frieden!" Jane hatte Linsensuppe gekocht und den Tisch unter dem Apfelbaum gedeckt. Die dampfende Terrine beruhigte mich. Sie setzte sich neben mich und gab mir einen Appetitkuss.
Ein Klarapfel löste sich vom Zweig und klatschte in die Suppe. Wir lachten, und ich fischte mit der Kelle den gelben Apfel heraus. Ich leckte ihn sauber. Jane strich mir über den Schädel und sagt zärtlich, dass ich es nie lernen werde, mich wie ein zivilisierter Mensch zu benehmen. Ein solcher sei durch dreierlei gekennzeichnet. Er geht fingerfertig mit Messer und Gabel um. Er liest täglich die Zeitung. Er nimmt mit höflichem Dank noch die schlechteste Nachricht zur Kenntnis. "Aber ich ertrage sie nicht", sagte ich mit vollem Mund.
Noch immer spreche ich gurgelnd, nuschelnd. Ich verschlucke die Wörter, die Sätze. Ich spreche in einer Weise, die Jane einmal so beschrieb: als hätte ich eine Liane im Mund und eine würgende Boa um den Hals.
Die Redakteurin hatte anfangs Schwierigkeiten, mich zu verstehen. Aber sie ist begabt und ehrgeizig. Sie ist ein Mensch, der erreicht, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Nach unserem dritten Gespräch stellte sie die Fragen, als hätte sie eine Liane im Mund und eine Boa um den Hals. Ihre Lernfähigkeit imponiert mir. Nur ihr Tonassistent reagiert noch immer nervös. Die Zeiger auf der Skala seines Aufnahme-Gerätes spielen verrückt, wenn ich rede. "Man spricht nicht mit vollem Mund", sagte Jane mit vollem Mund.
"Ich liebe dich", sagte ich. "Ich möchte mit dir allein auf der Welt sein."
"Du bist mit mir allein auf der Welt", sagte sie. "Die anderen Menschen existieren nicht. Du musst sie behandeln, als gäbe es sie nicht wirklich."
Das ist sehr schwierig. Ich kann sie sehen. Ich fühle sie. Ich rieche sie. Sie stinken nach Parfüms, Seifen, nach Öl, Fetten und nach Staub. Sie sind unrein und gestehen es sich nicht ein. Sie riechen nicht nach ihrer Haut.
Ich seufzte und sah in die Wolken. Sie trieben träge über der Stadt dahin. Sie kommen, woher ich kam, sie gehen, wohin ich nicht mehr gehen werde. Ich liebe Jane. Und manchmal hasse ich sie dafür, dass sie mich mitgenommen hat. Die Menschen, wenn sie lieben, sagen: Wohin du gehst, dorthin will auch ich gehen. Ich bin auch ein Mensch. Aber ich sage lieber: Ich muss dich jetzt ficken. Jane gefiel meine Offenheit immer.
Ich sitze am liebsten im Garten. Ich lasse Spinnen über meine Arme laufen. Sie haben harmlose, dünne Beine und beissen nicht. Ich beobachte den Igel und kann sehen, wie das Gras wächst, wie die Blüten der Kirschen sich öffnen, und wie der Hund des Nachbarn geifernd gegen die Stäbe seines Zwingers springt. Er ist mein Feind. Er will mich töten. Aber er weiss, dass ich stärker als er bin. Er prahlt mit seiner Wut und mit seiner Stimme. Er pumpt sich auf wie ein Frosch. Im Grunde ist er froh, eingesperrt zu sein und nicht mit mir kämpfen zu müssen. Ich würde ihm die Gurgel zerreissen. Mit diesen Fingern, die sich noch immer mit Löffel, Messer, Gabel plagen. "Iss, mein Äffchen!" sagte Jane.
Sie haben sich für fünfzehn Uhr angesagt. "Wir trinken gern Kaffee", sagte der Kameramann bei der Abmachung. Sein Assistent ergänzte grinsend: mit einem Schuss Weinbrand am liebsten.
Jane lächelte sie an. "Sie sind unverschämt", sagte ich, als sie gegangen waren. "Sie haben eine hässliche Art, etwas zu wünschen. Mir gefällt nicht, wie sie dich angrinsen."
"Sie machen ihre Arbeit", sagte Jane. "Es ist eine vergängliche, eitle, eine wohl überflüssige Arbeit. Sie wissen das. Jedenfalls, wenn sie ein bisschen klug sind. Und weil sie es wissen, sehnen sie sich nach Spass und ein bisschen Komfort bei der Arbeit."
Ich habe mein Hemd ausgezogen und die Augen geschlossen. Die Sonne wärmt mich. Sie kennt mich, ich kenne sie. Sie kennt jede meiner Narben. Sie half, die Wunden zu heilen, die mir der Wald schlug. Es war eine selbstverständliche Hilfe. Niemand musste Bitte und Danke sagen.
Nichts ist weiser als die Sonne. Sie lässt modern oder trocknen, was tot ist. Sie lässt wachsen, was wachsen will. Ich rede gern mit ihr. Ich frage sie, warum sie so stark ist. Sie antwortet, dass sie weder stark noch schwach ist, weder gnädig noch gnadenlos, weder heftig noch mild. Sie verweigert sich den Begriffen, die Menschen zur ihrer Beschreibung erfinden. Ich frage, seit wann sie wärmt und wie lange noch. Sie antwortet, dass sie das nicht wisse. Sie ist. Ich bin, sagt sie. Wie du. Du bist auch.
Ich hörte nicht, wie sie eintrafen. Plötzlich stand die Redakteurin vor mir. Ich spüre die Veränderung der Luft. Ihr Parfüm. Ihr Blick auf meinem Oberkörper. Er wandert von den Schultern über Brust und Bauch und tastete mein Geschlecht ab.
"Guten Tag, da wären wir", sagt sie.
Ich öffnete die Augen und sagte: "Guten Tag. Setzen Sie sich bitte."
Der Kameramann wies den kleinen Bus ein. Das Fahrzeug rollte über den Rasen, zerquetschte Klee und Butterblumen. Er rief dem Fahrer zu, dass er noch zwei, drei Meter nach rechts müsse. Sonst gerät das Auto in seine Bilder. Von seinen Bildern spricht er, war mir aufgefallen, als malte er Gemälde. Etwas, dessen Heiligkeit und unschätzbarer Wert von niemandem in Zweifel gezogen werden durfte.
Der Assistent reichte ihm die Kamera. Er schulterte sie und ruckte sie zurecht. Ein kleines, rotes Lämpchen leuchtete, während er sich einmal um sich selber drehte.
"Soll ich nicht doch", fragte er die Redakteurin, "aus der Hand ...?"
"Stativ!" schnitt sie ihm die Frage ab.
Sie haben darüber gesprochen, wie sie mich filmen wollen. Das ist ihr Spiel. Die Frage des Kameramanns gehört dazu. Sicher war längst entschieden, dass er mit diesem dreibeinigen Gestell, auf das er die Kamera schraubt, arbeiten soll. Aber bis zuletzt, bis zu dem Augenblick, da die Kamera eingeschaltet wird, hat jeder das Recht zu einer wichtigtuerischen Bemerkung. Es erregte mich, dass sie darüber nachdachten, wie sie mich filmen sollten. "Heute wird's ernst", sagte die Redakteurin und legt ihre linke Hand auf meinen Oberschenkel.
"Soll ich das Hemd anziehen?", fragte ich.
Sie überlegte, schickte einen Blick zum Kameramann, der ihn nicht wahrhaben wollte, und sagte: "Nein. Gut so. Das Ursprüngliche, das Urwüchsige wird sofort sichtbar!"
Sie liess ihre Hand liegen, als gehörte sie ihr nicht. Während die Männer mit den Geräten hantierten, verwickelte sie mich in einen Plausch. Ob ich aufgeregt sei, wollte sie wissen. War ich nicht. Warum sollte ich? Ob ich behalten hätte, was sie mich fragen wird? "Ich hoffe", sagte ich.
Sie war aufgeregt. Ich rieche das. Sie war beherrscht und konzentriert. Aber sie war ein Tier, das einer Gefahr, von der sein Blut spricht, entgegentritt. "Keine Angst", sagte ich. "Das schaffen wir schon."
Sie schaute mir in die Augen. Ich roch auch, dass sie sich erleichtern wollte.
"Wo, bitte, ist die Toilette?", fragte sie.
Auf dem Weg ins Haus begegneten sich Jane und die Redakteurin. Jane trug das Tablett mit dem Kaffeegeschirr und mit einer Flasche Weinbrand. Die Frauen wechselten ein paar Worte. Sie lächelten und nickten sich zu. Jane kam zu mir herüber und legte die Hände auf meine Schulter.
"Bist du aufgeregt?" fragte sie.
"Das hat sie mich schon gefragt", sagte ich verwundert. "Nein. Wieso denn?"
"Versuche, deutlich zu sprechen, so als ob ..."
"... wenigstens die Boa um meinen Hals verschwunden ist", sagte ich.
Jane beugte sich herunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich betrachtete ihren Hals. Gebräunte Haut, Falten so weiss wie die Bruchstellen einer Liane. Wie alt waren wir grad? Wir lebten seit zehn Jahren zusammen. Ich liebe deine Haut, deinen Schoss, deine Brüste. Ich habe keine Sehnsucht nach anderen Frauen.
"Ich möchte dich beissen", sagte ich leise.
"Jetzt?", fragt esie lächelnd.
"Wir schicken sie weg, und ich ficke dich."
"Was für ein Affe du bist!", sagte sie und ging mit dem Tablett zum Tisch.
Der Kameramann bat mich, die Bank, auf der ich sass, in den Schatten zu rücken. "Die Sonne stört", sagte er. Wie dumm. Ihn störte die Sonne? Ich tat, was er sagte. Ich hatte Jane versprochen, folgsam zu sein.
Die Redakteurin kam zurück. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar zu einem Zopf gebunden. Sie roch anders. Sie hatte die Lippen geschminkt und ein paar Tropfen Parfüm unter die Ohren getupft. Ihr Gesicht wirkte runder als vorher, die Nase kleiner. Als habe sie sich zurückgezogen.
Sie musterte das Arrangement des Tisches und ordnete an, nur zwei Tassen stehen zu lassen. Eine für mich, eine für sie selbst. Es sollte der Eindruck erweckt werden, wir plauderten zwanglos. "Locker", sagte sie. "Zwanglos." Die anderen Tassen störten, falls die Kamera über den Tisch blicken würde. Wir würden alle gemeinsam nach dem Interview Kaffee trinken. Und den Weinbrand. "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", sagte sie. Der Assistent blickte grimmig und spöttisch; die Miene gehörte zum Spiel. Jane schlenderte über den Rasen zu dem Bus und plauderte mit dem Fahrer. Ich hörte den Mann schnurren. Er war einer dieser kleinen Tiger, die in stehenden Gewässern nach Fischen tatzen. Jane fuhr mit einer Hand durch ihr kurzes kräftiges Haar. In ihren Achselhöhle schimmerte das blonde Büschelchen. Ich roch die Tautropfen ihres Körpers über die Entfernung. Ich missgönnte dem Busfahrer ihre Nähe. "Wollen wir die Fragen noch einmal durchgehen?", fragte die Redakteurin.
"Nein", sagte ich.
"Sind Sie verstimmt?"
"Nein", sagte ich.
Es war still geworden. Der Garten schwieg. Nur ich konnte hören, was sie nicht hörten. Der Maulwurf grub. Jane wollte, dass ich ihn ausräuchere. Sie kaufte Gaspatronen und verlangte, dass ich die in die Gänge steckte. "Warum?", fragte ich. Der Maulwurf sei ein schändliches Tier. "Es gibt keine schädlichen Tiere", sagte ich.
In der Küche begatteten sich Fliegen. Ein heftiges Sirren, rasend schnell, dann trennten sie sich schon wieder. Jede Fliege putzte für sich die Flügelchen. Es knisterte. Nichts war geschehen. Eine Zeugung, wie sie in diesem Augenblick billionen Male geschah. Die Erde ist voll mit Geräuschen des Zeugens und des Faulens. Nur ich hörte, wie die Äpfel im Gras faulen. Ich höre die Moderbläschen unter ihren Häuten platzen.
"Herr Tarzan", die Stimme der Redakteurin veränderte sich, wurde spröde, kühler der Atem. "Sie haben 25 Jahre im tropischen Regenwald erlebt ... Stop!", unterbrach sie sich selbst. "Noch mal! ... Herr Tarzan, Sie haben 25 Jahre im tropischen Regenwald gelebt. Seit zehn Jahren leben Sie in der menschlichen Gemeinschaft. Was ist der Wald für Sie aus heutiger Sicht?" Regen und Baum. Licht und Wärme. Die Mutter. Der Vater. Weiche Wasser, in dem bunte Fische schwimmen. Luft, in denen laute Vögel leben. Liebe. Aber das konnte ich nicht sagen. Diese Wörter haben mir Menschen beigebracht. Jane sagte, ich solle originell antworten. "Sie brauchen Antworten", sagte sie, "die die Menschen wachrütteln. Sie holzen die Wälder ab und verarbeiten das Holz zu Kohle, Möbeln, Plastiktüten. Sie sind wahnsinnig, seit langem schon, sie denken nur an sich. Sag' ihnen, was sie verstehen können, aber sage es originell."
"Der Wald", antwortete ich langsam, "ist ein bizarres Gelände, das mich zeitlebens faszinierte und fasziniert. Stellen Sie sich nur für eine Minute unberührte Natur vor. Jedes geschieht aus sich heraus, alles wird durch alles bestimmt. Werden und Vergehen, Leben und Tod. Es gibt Bäume, die sind Jahrtausende alt und höher als die Wolkenkratzer New Yorks. Es gibt Tiere, die sind kleiner als Ameisen und vernünftiger als Menschen..."
Ich sass neben mir. Ich war es nicht, der sprach. Ich sah: Die Redakteurin nickte zufrieden. Ich sah: Der Fahrer war mit Jane an die hintere Tür des Fahrzeuges getreten. Er öffnete sie, holt etwas Längliches heraus. Was es war, wusste ich nicht. Jane lachte, während er den Gegenstand erklärt. Jane fasste danach und berührte dabei die Hände des Mannes.
" ... Siedendes Wasser gibt es, eiskalte Tümpel. Es gibt das Miteinander aller Wesen und Dinge, das unter Ausschluss des Menschen stattfindet. Die Hölle als Paradies ... "
Ich sah: den fragenden Blick der Redakteurin zum Tonmann. Der nickt. Jane hatte gesagt, ich solle einfach sprechen. Möglichst Wörter ohne S und mit nicht so vielen Zischlaute.
"Ihr Leben dort, war doch nicht idyllisch?"
"Ich war Zweig vom Zweig des Baumes. Ich war Kralle von der Kralle des Papageien. Ich war Zahn vom Zahn des Tigers und Schuppe von der Schuppe der Schlange."
"Sie waren eines mit der Natur?"
Ich schluckte. Ich spürte meinen Adamsapfel. Er ist ein lebendes Tier, das heraus möchte. Jane sass jetzt in der offenen Tür des Busses, die Beine gespreizt. Der Fahrer griff an ihr vorbei in das Fahrzeug. Jetzt schaute sie zu mir herüber. Sie winkte. Ihr Gesicht wurde von der Sonne, die der Kameramann nicht mag, beschienen. Es sah aus, als stand der Fahrer zwischen Janes Knien. Ich wusste plötzlich nicht weiter.
"Ich, ich ...ja."
Die Redakteurin wendete sich zur Kamera und straffte sich. Ihre Bluse spannte sich über Brustwarzen, die gross wie Eicheln waren. Sie sprach in einem anderen Tonfall: "Die Natur ist aufs höchste gefährdet. Während wir miteinander reden, wird eine Fläche abgeholzt, die der Grundfläche einer Stadt wie Wien entspricht."
Hatte sie eine Frage gestellt? Ihre Brustwarzen waren so gross. Keine Frage. Ich kenne Wien nicht. Sie hatte gespürt, dass ich ihren Busen betrachtete. In Wien war ich noch nicht. Die Menschen, für die sie die Reportage machte, werden mit dem Vergleich etwas anzufangen wissen. Ich wollte ihr sagen, dass die Menschheit mich nicht interessiert. Ich sagte: "Das ist nicht gut für uns."
Sie wartete, ob ich mehr sagen würde. Ich konnte nicht. Ich verschränkte die Arme über der Brust und lehnte mich zurück. Mein Kopf geriet in die Sonne. Ich blinzelte. Die Sonne verstand mich. Sie grüsste. Wien, sagte die Sonne, ist die Hauptstadt von Österreich. Die Welt teilt sich in Länder, Staaten, politische Verantwortungen. Aber wenn ich aufhöre, ist die Welt was? Was? fragte ich stumm. Ein Klumpen Stein? Schlug sie vor.
"Die Erde wird ein Klumpen Stein", sagte ich in das Mikrofon. "Kein Leben mehr. Obwohl auch Steine leben. Es gibt Steine im Urwald, die reden miteinander." "Das ist interessant" sagte sie. Ich vernahm ihr Desinteresse, "Sie meinen, alles, was existiert, steht in Beziehung zueinander, redet miteinander?" "Wie kommen Sie auf diese Frage?", fragte ich.
Steht in Beziehung zueinander. Kennen sich der Fahrer und Jane? Ich sah die beiden nicht. Vielleicht waren sie im Bus, der getönte Scheiben hatte. Der Mensch stört diese Beziehung? Könnte sein. Es war der kühle Schatten, der der Redakteurin so grosse Warzen macht. Allerdings mussten sie auch ohne Schatten gross sein. Von nichts kommt nichts. Der Maulwurf ist ein schädliches Tier. Aber der Maulwurf ist kein schädliches Tier.
Die Reporterin liess einige Zeit verstreichen. Die Kamera lief. Sie speicherte mein Gesicht. Dann fragte sie: "Sie wurden als Mensch geboren und von Tieren aufgezogen. Leiden Sie nicht unter der Vorstellung, dass Ihr einstiger Lebensraum unaufhörlich vernichtet wird?"
Ich roche den Schweiss, der sich in ihren Bauchfalten gesammelt hatte. Sie schlug die Beine übereinander, zog am Rock. Ihr Geschlecht atmete. Ich roch, dass sie die letzte Nacht mit einem Mann verbracht hatte, der sie nicht befriedigte. Ich lächelte. Ich sollte sie fragen, ob sie mit einem Mann zusammenlebt, oder ob sie gelegentlich den nimmt, der sich anbietet. Vielleicht beides?
Zu ihrem ersten Besuch kam sie allein, um mit mir zu reden. Als sie zum zweiten Mal kam, brachte sie den Kameramann mit. Sie stiegen aus einem Auto, und sie legte ihre Hand auf seine Schulter. Er neigte den Kopf und rieb die Wange an ihrer Hand. Aber nach ihm roch sie nicht.
"Nein", sage ich.
Doch, dachte ich. Ein dumpfer Schmerz. Als sie kamen, den Fluss hinauf, und mit Dynamit Fische fingen. Sie lachten, tranken, johlten. Die Zündschnüre setzten sie mit ihren Zigarren in Brand. Sie töteten Agu, das Krokodil, der eine Familie hatte, die den ganzen Fluss bevölkerte. Und Bani, einen seiner Enkel. Er lebte noch, als ich ihn ans Ufer brachte. Die Explosion hatte seine Augen weggesprengt. Als er das letzte Mal zuckte, schrie ich. Ich sprang in den Fluss, tauchte bis zum Boot der Mörder und kippte es um. Das war originell. Keiner der Männer entkam der Wut der Krokodile.
"Ich bin ein Mörder", sagte ich ruhig, "Sie machen ein Interview mit einem Mörder."
"Wie bitte?"
Der Kameramann richtet sich auf. Jane stand wieder vor dem Bus. Sie macht ein paar Schritte über den Rasen auf mich zu. Ich musste lauter und deutlicher gesprochen haben, als es meine Art ist. Jane blieb stehen und starrte mich an. Die Reporterin wechselte einen Blick mit dem Kameramann. Der zuckte mit den Schultern. Er ist derjenige, der nur Bilder macht. Er verantwortet den Film nicht.
"Ich habe die Männer getötet, die Abu und Bani in die Luft sprengten. Ich habe auch ein paar der Männer getötet, die mit Bulldozern kamen, mit Motorsägen und Schnellfeuergewehren. Sie schossen auch nach mir."
Ich tippte auf die Narben unterhalb der rechten Schulter. Ich hörte das Gebrüll wieder. Sie hetzten Hunde nach mir. Sie kreisten mich ein. Sie trieben mich in den Wald. Sie hätten mich getötet, wären die Zwergmenschen nicht gewesen, deren Pfeile die Eindringlinge stoppten. Die Männer schossn wild und kläglich um sich. Sie trafen die Bäume und die Luft. Bis zur Sonne langen ihre Kugeln nicht. Sie kehrten zu ihnen zurück. Das ist die Wahrheit. Ist sie nicht originell, Jane?
Die Redakteurin sagte, dass sie eine Pause machen möchte. Der Farbstoff auf ihren Lippen bröselte. "Dabei kann ich keinem Maulwurf ein Leid antun", flüsterte ich. Sie konnte es nicht hören. Sie zog sich mit dem Kameramann in den Garten hinter einen Busch zurück, um etwas mit ihm zu bereden.
Jane setzte sich auf den Stuhl, der noch warm sein musste vom Hintern der Fernsehfrau. Sie schwieg. Ich wusste, sie war unzufrieden. Mit mir.
"Ich dachte, du wärest weiter.", sagte sie.
Was meinte sie, Sonne? Sag' es mir! War ich ungezogen? Das wollte ich nicht sein, Jane. Ich möchte, dass du stolz auf mich bist. Du sollst dich nicht meinetwegen schämen. Du hast mir eure Sprache beigebracht, aber ich verstehe die Sprache der Affen und Krokodile besser. Manchmal, wenn wir einen Tierfilm im Fernsehen ansehen, muss ich lachen. Ein Krokodil reisst Furcht erregend den Rachen auf und der Kommentator sagt: "Das Krokodil zeigt so seine Bereitschaft zum Jagen." Unfug. Es lacht vor Zufriedenheit. Es lacht, weil es satt ist.
Einmal waren wir im Zirkus. Ich betrachtete die Elefanten, die Löwen und die beiden müden Schlangen. Sie waren nicht glücklich. Sie hatten ihre Sprache verlernt, wie ihr die Sprache der Clowns verlernt habt. Den Clown verstand ich. Die Zuschauer glaubten, er verstellte sich nur. Sie lachten über seine Tolpatschigkeit. Aber er verstellte sich nicht. Als er über seine Füsse stolperte, stolperte er über seine Füsse. Das war wahr und traurig. Als er den Ball jagte, der ihm immer wieder entkam, wollte er sich selber fangen. Und er holte sich nicht ein.
"Was meinst du damit", fragte ich: "Ich soll weiter sein?"
"Du liebst uns nicht", sagt Jane.
"Dich liebe ich!"
"Ich bin ein Mensch wie ... die da!"
Sie zeigte zur Gruppe der Fernsehmenschen. Sie standen beieinander und gestikulieren. Der Assistent schüttelte den Kopf, der Kameramann boxte ihn gegen die Brust. Der Fahrer ging dazwischen und trennte die Kampfhähne, während die Redakteurin sich nicht um die Männer scherte. Sie schaute in einen Rückspiegel des Autos, mit sie gekommen war, und leckte mit der Zunge über die Lippen. Jetzt schubste der Assistent den Fahrer gegen einen Baum. Die Sonne überschüttete sie mit Licht. Über den Männern stieg Dampf auf, den sie nicht sehen konnten.
Ich kannte das von den Affen. Wenn uns langweilig war, trafen wir uns. Wir schlugen einander, wir fielen um, sprangen auf, schnatterten und krächzten. Wir waren die Clowns des Waldes. Wir waren grob in unserer Zärtlichkeit. Wir bissen uns, wir fassten uns an die Brüste und an die Geschlechtsteile. Soweit gingen die Fernsehmenschen nicht. Sie sind kultivierte Menschen. Was würde die Äffin vom Fernsehen machen, wenn ich ihr an die Brust fasste und ihr erklärte, dass alles nur ein Spass ist?
"Warum grinst du?", fragte Jane ärgerlich.
"Warum soll ich die lieben?"
"Es sind Menschen, die ihre Arbeit machen."
"Genügt das, jemanden zu lieben?"
Jane seufzte. "Ist es so schlimm? Du bist für sie ein Zeuge. Sie wollen wirklich den Regenwald retten. Sie brauchen dich, um die Menschheit zu warnen." Damit war ich einverstanden. Obwohl mir Jane erzählt hatte, dass die Menschen sich seit langer, langer Zeit warnen. Aber sie scheinen sich nicht wirklich zu ängstigen. Sie behandeln die Erde, als hätten sie eine zweite im Kofferraum.
"Aber du sagst ihnen nicht, was sie brauchen", fuhr Jane streng fort. Sie griff nach der Flasche Weinbrand und goss sich ein Glas voll. Sie roch so fremd wie nie. Parfüm, Seife, Öl und Staub - wie alle anderen Menschen. Ich mag nicht, wenn Jane trinkt.
"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", sagte ich hilflos.
"Ich lass mir von einem Affen nicht sagen, wann Arbeit, wann Vergnügen angesagt ist." Jane scherzte. Allerdings falsch. Aber ich will Frieden. Ich zog sie zu mir herüber. Sie zierte sich Wären wir allein im Garten, wir würden in weniger als einer Minute ficken. Warum nicht vor den Augen der Fernsehmenschen? Die haben doch schon alles auf dieser Welt gesehen.
"Konzentrierst du dich jetzt?" fragt sie und boxt gegen meine Brust.
"Merkst du das nicht?"
"Bleib ja sitzen", zischte Jane. "Wehe du stehst auf und zeigst dich der Frau mit diesem Knüppel in der Hose!"
""Können wir ihnen nicht sagen, sie sollen in zehn Minuten wiederkommen?"
"Im Ernst, Tarzan. Du kannst sie nicht in Konflikte stürzen. Genau das tust du, wenn du ihnen erzählst, dass du ein Mörder bist."
Jajaja. Ich liess von Jane ab. Sie goss sich ein weiteres Glas voll und stürzte den Weinbrand hinunter. Ich sah zur Sonne hoch. Sie zeigte keine Reaktion, aus der ich schliessen konnte, wie ich mich verhalten sollte. Dann habe ich eben nur gescherzt. Ich habe niemals Menschen umgebracht. Das macht man nicht. Die Menschen dürfen alles umbringen, auch ihresgleichen. Aber ich bin nur ein halber Mensch?
"Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen", sagte die Reporterin. Sie waren zurückgekommen an den Tisch und zu ihren Geräten. "Iich habe unpräzise gefragt." Sie lächelté wie die Ansagerinnen im Fernsehen. Das Lächeln ist aus dem Material der Einlaufstüten in den Supermärkten, die Jane Kaufhallen nannte.
Es gehe nicht ausschliesslich um mein Leben im Wald, erklärte sie, Es gehe um mein Leben insofern, als ich Aussagen machen könnte, die von Wert seien, um all jene zu unterstützen, die gegen das gedankenlose und abscheuliche Verhalten der für den Erhalt des Planeten Verantwortlichen protestierten.
Die Fernsehfrau sprach behutsam- Sie korrigierte sich. Natürlich sei das Leben im Wald mein konkretes Leben gewesen (meine "vita" sagt sie), und sie habe allerhöchsten Respekt vor mir. Aber Details, wie ich sie ausführlich nennte, wiesen ins Psychologische. Streng genommen, lächelte sie, müsse sie mich nach meinem Geständnis, dass ich ein mehrfacher Mörder sei, der Justiz übergeben?
"Es war nur ein Scherz", sagte ich. Ich dachte: Wieso ist es Mord, wenn ich Mörder töte? Ich vergelte nur. "Die Justiz ist nicht immer logisch", fuhr sie fort, als habe sie meinen Satz nicht gehört, als glaubte sie ihm sowieso nicht. "Gesetze sind auslegbar. Das simple Prinzip der Rache aber ist archaisch. Und wer dürfte über jemanden in Ihrer Lage richten?" Ich verstand nicht alles. Ich nickte, als sie versprach, meine Geständnis zu löschen. Es war in Janes Sinn.
Die Reporterin verständigte sich mit dem Kameramann mit Blicken. Sie wiederholte die Frage, ob ich nicht darunter leide, dass mein einstiger Lebensraum vernichtet werde und ich die Gefährten der Kindheit dabei verlöre. Mein Nein als Antwort könne nicht mein Ernst sein. "Undiskutabel", sagt sie mit Nachdruck. "Ihr Nein kann nicht Ihre Wahrheit sein." Im übrigen würde kein Zuschauer glauben, "erst recht keine Zuschauerin", dass ein prächtiger Bursche so herzlos sein könne, den Verlust des Waldes nicht zu bedauern. Genau darum aber gehe es: "Es muss rüberkommen, dass Tarzans Herz für den Wald schlägt! Dass er den Untergang der Heimat nicht ertragen kann. Dass wir alle dem Untergang geweiht sind, wenn wir nicht der Ausbeutung des Waldes ein Ende machen!" Sie sprach und sprach.
Ich nickte und blickte auf meine nackten Füsse. Am Ende des Fernsehberichtes über Tarzan würde eine Kontonummer eingeblendet werden. Wer will, dass den Armen, die sich im Unwissen um die Folgen des Raubbaus an der Abholzung des Waldes beteiligen, ein Leben in "ökologischer Würde" ermöglicht wird -, der möge mit einer Spende helfen.
Ich hörte zu. Ich verstand nicht, warum sie in meiner Anwesenheit vom Tarzan sprach und – nicht von mir. Und ich nickte weiter. Die Redakteurin las jetzt Zahlen aus einem Artikel vor. Durch das Abbrennen der tropischen Regenwälder werden riesige Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Innerhalb von 100 Jahren könnte sich der CO-Anteil an der Erdatmosphäre von 0,35 Prozent auf 0,7 Prozent verdoppeln. Die Temperaturen würden um zwei bis drei Grad steigen, die Polkappen schmelzen, London und New York liegen dann fünf Meter unter dem Wasser.
Meine Erektion war längst verschwunden. Ich nickte. Das wird stimmen. Wahrscheinlich kriege ich nie wieder eine Erektion Das wird auch stimmen. Wien. London. New York. Die Sonne scheint über allen Städten, Ländern und Wäldern. Über Blume und Tier und Mensch. Das ist ihre Aufgabe. Sie kennt die Menschen und wird keine Erinnerung an sie für nötig halten, wenn sie dereinst vom Planeten verschwunden sind. Zersprengt, ins All gespült, verbrannt. Ich war bereit, die richtigen Antworten zu geben. Ich wollte ihre Arbeit nicht verderben.
Ich sah: Jane und der Fahrer gingen ins Haus. Jane würde die Kaffeemaschine in Betrieb setzen und der Mann ihr dabei helfen. Obwohl das Jane allein kann. Er blieb einen Moment stehen, um Jane den Vortritt zu lassen. Er schaute auf ihren Hintern, als sie die vier Stufen zum Eingang nimmt, dann ging sein Blick durch den Garten zu mir. Er erschrak. Er war auch nur ein Tier und witterte, dass ich mit vier, fünf Sprüngen bei ihm sein könnte.
"Ich ... ich möchte mich entschuldigen", sagte ich. "Ich habe die Fassung verloren, als ich an Abu und Bani denken musste." Ich werde mich beherrschen. Ich versprach, mir mit den Antworten Mühe zu geben.
Ich würde mich nicht so töricht verhalten und Jane und dem Fahrer folgen. Es sind zivilisierte Menschen, die einander helfen, den Kaffeetisch zu richten.
Ich weiss nicht, wie lange das Interview gedauert hat. Plötzlich sagte sie: "Aus! Wir haben's! Haben wir's?", fragte sie den Kameramann. Der zog die Stirn kraus, wichtigtuerisch, spielerisch, und nickte, nachdem er seine Kamera prüfend angeschaut hatte. "Machst du noch ein paar Stumme", sagt sie. "Garten, Haus, das Übliche..." Er lächelte. Natürlich würde er noch ein paar Bilder machen. Die brauchen sie für den Film. Das muss ihm niemand sagen. Das war sein Handwerk, und das beherrschte er. Die Redakteurin entspannte sich, lehnte sich zurück, öffnete den Zopf und liess ihr Haar fluten. Sie streckt die Beine aus. Den Rock liess sie auf die Oberschenkel rutschen.
Ich fragte, ob ich ihren Stuhl in die Sonne rücken sollte. Die Wärme ist ein Geschenk, das niemand ausschlagen sollte. "Wer weiss", versuchte ich zu scherzen, "vielleicht stimmen die Berechnungen nicht. Vielleicht ist heute der Tag, an dem die Sonne zum letzten Mal scheint. Ab morgen kühlt sich der Planet um zehn Grad ab." Die Redakteurin lachte. "Sie können ja witzig sein! Bloss nicht! Dann kommt mein Film zu spät!"
Übermütig springe ich auf und trage den Stuhl mitsamt der Frau in die Sonne. Ihr Haar kitzelte meinen nackten Oberkörper. In dem Augenblick verliess der Fahrer vor Jane das Haus. In den Händen hiellt er zwei Kaffeekannen. Sie waren, während ich die Zeit vergass, im Haus gewesen. Jane liebte es, Fremden das Haus zu zeigen. Es ist angefüllt mit Stücken aus dem Wald. Sie liebte es, unsere Geschichte zu erzählen. Wie lange hatte das Interview gedauert?
Wir sassen um den Tisch herum. Jane goss Kaffee und Weinbrand ein. Ich sah, als sie sich über die Tassen beugte, ihre Brüste. Als sie neben mir stand, roch ich Tabak. Ich sah, der Fahrer rauchte.
Die Fernsehmenschen waren neugierig. Sie wollten wissen, woher die Narben an meinem Körper rühren. Ich erzählte ihnen die Geschichten, die sie für die Kamera nicht hören wollten.
Das Gespräch verlagerte sich bald. Sie erzählten Anekdoten von Dreharbeiten. Sie lachten viel. Sie tranken den Weinbrand. Ich musste nicht mehr sprechen. Sie liessenn mich teilhaben an ihren Erlebnissen, die mich nicht interessierten. Aber ich bin ein höflicher Baum. Ich hörte zu. Ich staunte, dass Jane lachte. So hatte sie lange nicht gelacht, locker. Sie hatte erhitzte Wangen und schüttelt immer wieder ihr Haar.
Auch die Reporterin hatte sich aus der Plauderei zurückgezogen. Sie sass am Tisch wie ich. Wir hörten zu. Aber wir beteiligten uns nicht. Die Sätze der drei Männer zielten nur noch auf Jane. Die Reporterin rückte ein Stück an mich heran. Sie legte ihre Hand auf meinen Unterarm, drückt ihn und hielt ihn fest. Ihr nacktes Bein berührte meine Wade. Sie schaute mich nicht an. Sie tat, als lauschte sie den Erzählungen ihrer Kollegen. Sie hört nicht zu. Sie hatte sie schon Dutzende Male gehört. Leise sagte sie plötzlich:
"Das ist der angenehme Augenblick meiner Arbeit. Alles ist im Kasten! Ich fühle mich frei und locker! Ich könnte die ganze Welt umarmen! Alles scheint möglich zu sein! Kennen Sie das?"
Ich bin nur ein Affe. Ich war verwirrt. Ich nickte. Ich schüttelte den Kopf. Ich war froh, als der Kameramann plötzlich zum Aufbruch drängte. Als sie in den Bus kletterten, waren sie beschwipst. Der Kameramann umarmte Jane, der Assistent umarmt Jane, der Fahrer umarmt Jane und küsste ihr die Wangen. Das mag Jane nicht. "Kultiviert zu sein", sagte sie mal, "heisst ja nicht, dass mich jeder abschleckern darf." Der Fahrer durfte, Jane hielt still. Die Redakteurin, wir sind nebeneinander zu ihrem PKW geschlendert, fasste mich plötzlich unter und zog mich zur Seite. Sie lehnt sich gegen den Apfelbaum, zieht ein Bein an, das meine Hüfte berührt, und gibt mir ihre Adresse.
"Wäre schade", sagte sie, "wenn der Kontakt abbricht." Sie seufzte und liess ihren Kopf gegen meinen Brustkorb sinken. "Das ist das Traurige an meinem Beruf. Ich lerne interessante Menschen kennen, ich mache Filme über sie, dann heisst es: auf Nimmerwiedersehen!" Sie fährt mit dem Zeigefinger der rechten Hand über meine Brust. Sie könne auch ermöglichen, fuhr sie fort, so ich wollte, den Film zu sehen, bevor er über den Sender geht. Es sei überreichlich Material, und sie werde Kürzungen vornehmen müssen. Aber das sei üblich, und sie setze mein Einverständnis voraus. Ihr Zeigefinger stoppte über meinen Bauchnabel, den sie dann langsam umkreiste. "Am besten, Tarzan", sagte sie, "du rufst mich an. Spätabends bin ich zuhause. Meistens." Sie stiess sich ab vom Baum, fiel gegen mich, kurz, einen Lidschlag lang spürte ich ihre Brustwarzen. Dann ging sie zum Bus hinüber.
Jane dirigierte die Fahrzeuge vom Grundstück. Sie lachte und winkte und winkte und lachte. Ich stellte mich zu ihr an den Zaun, bis der Bus in einer Kurve verschwand. Ich zog sie an mich. Aus ihrem Haar kam ein Geruch, den ich nicht beschreiben konnte. Sie widerstrebte, gab nach, legte ihren Kopf an meine Brust und sagte: "Du bist jetzt ein Star, Liebster! Und ich", sie seufzte, "werde mich über den Abwasch machen!"