Eine Nervenanstalt wird ihm sicher gut tun, ich meine, es wurde echt langsam zu krass mit ihm, so reden seine Kollegen, sie finden, er sei nicht ganz dicht, nicht normal, aber was ist normal? Was ist der Grund, dass man ihn als krank aburteilt?
Weil er sich so gibt, wie er ist? Weil er immer sagt, was er gerade denkt? Weil er täglich 5 Gramm Skunk verraucht? Weil er ganz leise und unverständlich spricht? Weil ihn sowieso alle weich und krank finden? "Dä Typ hät doch ä dauerschiibä, dä chunt eh nümä obänabe!". Früher war er der lebensfröhlichste Mensch, den ich kannte, für das habe ich ihn immer bewundert. Alle seine Kollegen mochten ihn gut, sogar sehr gut.
Doch jetzt lassen sie ihn im Stich, sein bester Freund" war noch kein einziges Mal bei ihm! Ich gebe ja auch zu, er hat sich verändert, ja er ist anders als früher, aber krank, sorry, krank finde ich ihn nicht. Ich habe mich auch verändert, Du hoffentlich auch, aber sind wir alle deswegen krank?
Wenn ich 5 Gramm Skunk pro Tag verheizen würde, würde ich es noch viel weniger raffen als er.
Das Ganze ist eher ein Problem der Sucht, als ein Problem des Krankseins. Aber wer will das schon einsehen? Seine doofen Kollegen, die sowieso keine Ahnung haben von seinen Problemen, oder seinen Eltern, die ihn in die Psychi einliefern liessen, weil sie dachten, dass sei das beste für ihn?
Die Ärzte in der Nervenheilanstalt, die ihm jeden Tag seine Ration Haldol verabreichen, damit er schön brav ruhig bleibt, oder sein bester Freund, dem das Schicksal seines ehemaligen Kollegen scheissegal zu sein scheint? Er lebt nun mittlerweilen schon über zwei Monaten in der Nervenheilanstalt Kilchberg, ohne absehbare Hoffnung auf Entlassung. Unsere Gesellschaft ist so kaputt, so elend, wer ist da krank?
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