Zu diesem Zwecke wurden die Gesetze des Notstandsrechtes zum grössten Teil in die zivile Ordnung für innere Aufstandsbekämpfung übertragen.
Diese neue Regelung ermöglicht dem französischen Militär eine viel engere Zusammenarbeit mit den polizeilichen Sondersicherheitskräften als bisher. Die engmaschige Überwachung soll dank den Hubschraubereinsätzen eine bessere Koordination erfahren und rasches Eingreifen ermöglichen.
UB: In welchen Gebieten fliegt ihr Eure Einsätze? Gibt es da gewisse Krisenherde in den Vororten von Paris?
Jacques: Wir patrouillieren nun schon seit anderthalb Monaten über den Sozialbauten im Norden von Paris. Mit unserem Apache kontrollieren wir in letzter Zeit hauptsächlich das Quartier Nord und den Westend. In diesen Gegenden sieht es schon ziemlich übel aus, aber man gewöhnt sich an alles. Ausserdem ist das alles nur eine Frage der Einstellung.
Meine Schicht beginnt normalerweise um 21 Uhr und endet morgens in der früh um 5 Uhr, danach ist Feierabend, und mein eigentliches Leben beginnt erst dann. In diesem Beruf ist es extrem wichtig Das Privatleben strikte vom beruflichen zu trennen.
UB: Apropos Apache-Helikopter. Die Französische Regierung hat den Polizeikräften einen Rahmenkredit von umgerechnet 330 Millionen Franken gewährt für die Anschaffung von fünfzehn amerikanischen Kampfhubschraubern. Haben sich diese Investitionen bis zum heutigen Tag bewährt?
François: Ich würde sagen auf jeden Fall. Diese Dinger sind hervorragend! Es war für uns wie Weihnachten, als die zwei Apache MK-6 und die drei Chinook HL-33 endlich geliefert wurden. Die restlichen zehn gingen an die Städte Lyon, Bordeaux, Marseille, Strasbourg und Lille. Seit diesem Tage sind die Zahlen der Verhaftungen um das Doppelte angestiegen!
UB: Was ist das für ein Gefühl, eine solch ungewöhnliche Arbeit zu
verrichten?
Jacques: Wenn Du in deinem Vogel über der brütenden Stadt herumkurvst und die Araber und die anderen Affen von unserem Hochleistungsscheinwerfer und den Bodeneinsatztrupps gejagt werden und sie umherirren wie verrückt, hast Du das Gefühl, gleichzeitig abgehoben und mittendrin zu sein, als hättest Du einen grandiosen Durchblick und mit der Sache doch nicht soviel zu tun. Schön ist es auch, eine so wertvolle Aufgabe für Frankreich erfüllen zu dürfen.
François: Stimmt genau, es ist ein wahnsinniges Gefühl so über all dem Abschaum zu schweben und diesen zu jagen. Hitler wusste noch wie man mit solchen Typen umzugehen hat.
UB: Uns ist zu Ohren gekommen dass die neue Version des Apache MK-6 mit Nachtsichtgeräten und High-Tech Maschinengewehren ausgerüstet worden sind. Wie sieht für Sie die Arbeit mit dieser modernen Technologie aus?
Jacques: Es ist unheimlich interessant und ehrenvoll für uns, dieses Material, das im Golfkrieg im Einsatz war, endlich in Frankreich einsetzen zu können. Es stellt auch eine riesige Erleichterung für unsere sonst recht anspruchsvolle Arbeit dar. Für die Aufklärung haben wir beide Nachtsichtgeräte und zur Unterstützung noch einen Infrarot-Monitor.
Ich trage dazu eine Art Monokel; die Bewegungen des Augapfels werden vom Glas reflektiert und direkt auf das Maschinengewehr übertragen, das somit immer dorthin zielt, wo mein Auge hinschaut. Blicke von uns können tödlich sein, Mann!
So ist meine Hand auch freigestellt für die Bedienung des Videos. So konnte ich zum Beispiel eine Eliminierungsaktion an flüchtenden Arabern, in hervorragender Qualität gefilmt, an die Nachrichtenredaktion von TF1 für ein angenehmes Sümmchen verkaufen.
Unser beinahe lautloser Apache hatte eine Arabergang angegriffen und die Überlebenden, welche fliehen wollten, niedergemacht.
François: Ich habe mir das Video dann im Fernsehen nochmals angeschaut. Es war wirklich ergreifend und herrlich zugleich. Einen nach dem Anderen haben wir niedergemäht. Ein Schwein fiel hin, krümmte sich auf dem Boden und stand wieder auf, doch unsere nächste Salve riss ihn um.
Die Affen, auf dem TV-Bildschirm schön gross und deutlich erkennbar, rannten umher und konnten nirgendwo in Deckung gehen. Wenn Du dann am Feierabend nach Hause kommst und deine Arbeit im Fernsehen ansehen kannst, macht das schon irgendwie stolz. Meine Frau hat mir am nächsten Tag sogar als Belohnung eine Extraportion Kekse in den Brotbeutel eingepackt.
Jacques: Und nächstes Jahr sollen wir noch eine bessere VCR-Kamera mit Nachtfliter bekommen, kannst Du dir das vorstellen?
UB: Was wird die Regierung in Zukunft noch alles unternehmen um das Abfallproblem der Banlieues möglichst schnell zu beseitigen?
Jacques: Der Krieg gegen die Brutalo-Arabergangs ist so gut wie gewonnen, sowieso, das ist nur noch eine Frage der Zeit. Aber das nächste Problem steht schon vor der Tür: Die Arbeitslosen im Westend haben in letzter Zeit etwas aufgemuckt, Demos organisiert und mit Steinen geschmissen, da tut sich etwas. Die werden wohl als nächstes auf dem Einsatzplan stehen. Die Arbeit wird uns so schnell nicht ausgehen...
Interviewleitung: Daniel Truppe
Fotos: Franziska Vogler
Übersetzung: Martin Stern