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Ein Bombenanschlag wird im Polizeisprech zu "Pyrotechnik"

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Ein Bombenanschlag wird im Polizeisprech zu "Pyrotechnik"

In den letzten Monaten sind im Kölner Stadtteil Mülheim drei Bomben mit erheblicher Sprengkraft explodiert und zwar in der Keupstrasse und in zwei benachbarten Strassen.

Vor einem türkischen Friseurgeschäft in der Keupstrasse verübte am 9. Juni 2004 der rechtsradikale NSU einen Nagelbombenanschlag bei dem 22 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. In diesem Jahr gab es auch zwei schwere Brandanschläge auf Wohnhäuser in Solingen. Bei einem starb eine vierköpfige Familie aus Bulgarien, beim zweiten wurden 22 Menschen verletzt. Das erinnert an den Anschlag rechtsradikaler Jugendlicher auf ein Haus in Solingen, wo am 29. Mai 1993 fünf junge Frauen Familie Genc umkamen.
Britta Rabe vom Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V. in Köln fühlt sich durch die Art wie die Polizei über diese Anschlage auf Pressekonferenzen spricht an die Zeit der NSU-Morde erinnert. Bis der NSU durch Zufall enttarnt wurde suchten die Ermittler beharrlich nach einer mafiösen Struktur im Milieu der Migrant*innen selbst und machten Opfer zu Beschuldigten. Die Polizei habe zwar mittlerweile dazu gelernt und schliesse einen rassistischen Hintergrund nicht grundsätzlich aus, trete aber in der Öffentlichkeit ihre Hypothesen über Taten im Drogenmilieu breit als wären es Erkenntnisse. Die Opfer würden damit wieder mit den Täter*innen assoziiert. Es passt zum Konstrukt der sogenannten "Clan-Kriminalität", das sich zur Zeit bundesweiter Beliebtheit erfreut. Die wirklichen Opfer würden mit ihrer berechtigten Angst alleine gelassen.

Creative Commons Lizenz

Autor: Jan Keetman

Radio: RDL Datum: 26.07.2024

Länge: 10:26 min. Bitrate: 320 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)