In einer Notiz Max Horkheimers heisst es: „Die europäische Kultur ist mangels einer Zukunft eingegangen, denn die Individuen hören auf, sich zu entfalten, wenn keine kollektive Aufgabe mehr da ist, mit der sie sich ineinssetzen können.“ (~1960) Die DDR hatte der Idee nach den Anspruch, ein solches kollektives Projekt zu sein, bei dem nicht mehr und nicht weniger als die Verwirklichung der Menschheit auf dem Spiel stand. Ihr Scheitern gibt darum die Aufgabe auf, dieses in die gattungsgeschichtliche Reflexion miteinzubeziehen. Die kritische Theorie wusste von diesem Scheitern schon immer, doch sie wusste noch nichts vom historischen Ende des Realsozialismus.
In der heutigen Situation stellen sich daher erneut die Fragen nach dem Verhältnis von kritischer Theorie und DDR, damit von negativer Dialektik und Staatssozialismus – die doch beide auf die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zurückgehen. Der Vortrag wird sich diesen Fragen widmen, indem er einige derjenigen betrachtet, die Formen der sozialismusimmanenten Selbstreflexion zu praktizieren suchten.
Kathrin Witter schreibt ihre Dissertation über die kritische Theorie und die DDR; ihre Masterarbeit beschäftigte sich mit den Mikrologien Benjamins und Adornos. Neben der frühen kritischen Theorie gilt ihr Interesse der Zeit des deutschen Idealismus sowie der klassischen Moderne und der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit. Gelegentlich und gern schreibt sie journalistisch, im Neofelis Verlag erschien die von ihr mit herausgegebene Anthologie Ultima philosophia. Zur Transformation von Metaphysik nach Adorno.
Podcast
Gesellschaft
Quergelesen 22.10. 2024
Kathrin Witter: Das Skandalon der Philosophie. Kritische Theorie & DDR: Hans Mayer, Liselotte Richter, Heiner Müller Mitschnitt vom 3. Juli 2024 (https://t1p.de/31nag).
Autor: Red. Quergelesen
Radio: quergelesen(at)querfunk.de Datum: 22.10.2024
Länge: 59:59 min. Bitrate: 320 kbit/s
Auflösung: Stereo (44100 kHz)
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