Rezension zu Dmitrij Kapitelman Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters
Belletristik
Vom Judentum ausgeschlossen zu werden ist doch eigentlich ein Geschenk! Wozu will ich einer der allzeit verhasstesten Gruppen angehören?“
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5. Dezember 2016
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Korrektur
Dima ist 1986 in Kiew geboren. Als er acht Jahre alt war, ist die Familie nach Leipzig ausgewandert – als „willkommene Wiedergutmachungsjuden“. Ausgerechnet in jenes Viertel, in dem „jeden Abend Neonazihorden auf Menschenjagd gehen. Reichlich ungestört von der Polizei.“ Sein jüdischer, aber nicht religiöser Vater, der in Russland „ein selbstbestimmteres und erfüllteres Leben“ hatte, wird in Deutschland zunehmend unsichtbarer.
Mit 28 Jahren ist Dimas fragwürdiges Dasein als „Falschjude“ noch immer nicht geklärt. So bricht er endlich mit seinem Vater nach Israel auf – um ihr beider „unsichtbares Ich“ zu erkunden.
Lesen Sie das Buch, Sie werden erstaunt sein, wie umwerfend komisch, humorvoll-ironisch und gleichzeitig so tiefgehend und klug Dima über diese Entdeckungsreise zu erzählen vermag. Und Sie werden noch erstaunter sein, was es da über Treue, Tradition und Verbundenheit zu erfahren gibt. Treue vor allem sich selbst gegenüber, dem, was Dima so stark in sich spürt.
Kein leichter, aber dennoch leichtfüssiger Tanz über das im Klappentext erwähnte „Minenfeld der Paradoxien“. Eine wunderbare Fortsetzung uralter jüdischer Erzähltradition im ultra-modernen Gewand.
Dmitrij Kapitelman: Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters. Roman. Hanser Berlin 2016. 288 Seiten, ca. 24.00 SFr. ISBN 978-3446253186