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Carlos Semprum-Maura: Revolution und Konterrevolution in Katalonien

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Carlos Semprum-Maura: Revolution und Konterrevolution in Katalonien Ein Schlag in die Glasvitrine der Legendenbildung

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Sachliteratur

In der Edition AV ist gerade eine neu durchgesehene Auflage des Buches von Carlos Semprum-Maura, „Revolution und Konterrevolution in Katalonien“, neu erschienen.

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Datum 13. Juni 2024
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Dieses Standardwerk über die soziale Revolution in Spanien, 1974 in Frankreich erstveröffentlicht, das den Kampf um die Selbstverwaltung, die Bürgerkriegsstrategien und die Zerstörung der autonomen Arbeiter- und Bauernbewegung durch die verschiedenen ideologischen Bürokratien untersucht, macht ein neues historisches Verständnis des emblematischen „Spanischen Bürgerkriegs“ möglich.

„Der Staat ist ein Verhältnis, ist eine Beziehung zwischen den Menschen, eine Art, wie Menschen sich zueinander verhalten; und man zerstört ihn, indem man andere Beziehungen eingeht, indem man sich anders zueinander verhält.“ (Gustav Landauer)

In der Hinsicht sind die Beteiligten der Spanischen Revolution 1936-37 in Katalonien und Aragon weit gekommen, in der Zerstörung des Staates durch den Aufbau anderer Beziehungen. Es gab Selbstorganisation auf allen Ebenen der Gesellschaft, in den Milizen, in Affinitätsgruppen, Nachbarschaften, am Arbeitsplatz. Der Putsch der Militärs unter General Franco am 17.Juli 1936 konnte hier anfangs fast komplett zurückgeschlagen werden, die selbstorganisierten Milizen waren geschickt, entschieden, einsatz- und improvisierfreudig. Die Republik und ihre Institutionen hatten zunächst ihre Organe eingebüsst, um sich gegen den Angriff eines Teils ihrer Armee und Polizeitruppen zu verteidigen, durch langjährige Kampferfahrung geübte „Subalterne“ konnten das aber sehr wohl. Sie waren mehrheitlich in den anarchistischen Organisationen CNT und FAI organisiert und setzten ihre Autonomie selbstbewusst in Kraft.

Was der Putsch unter Francos Führung verhindern wollte, nämlich eine revolutionäre Situation, in der der Staat mit all seinen Machtorganen in Frage gestellt wird, wurde in den ersten Monaten im Gegenteil beschleunigt. Die autonome Selbstorganisation weitete sich von der bewaffneten Verteidigung gegen den Angriff auf die gewählte Republik auf alle Bereiche der Gesellschaft aus. Sie schuf Organe in Form von zahllosen Komitees auf politischer, sozialer, ökonomischer, militärischer Ebene, die die bestehende Macht tatsächlich zusammenbrechen liessen.

Vom Juli bis Oktober 1936 herrschte eine Phase der „Freiheit“, der direkten Demokratie. Carlos Semprun-Maura nennt das eine „wilde Demokratie“. Es war ein Nullpunkt der Macht durch die handelnden, sich ihrer Stärke bewussten Volksmassen. Durch direkte Aktionen wurden spontane Kollektivierungen umgesetzt: in den Bereichen Transportmittel, öffentliche Dienste, Industrie, Handel, Landwirtschaft. Die Wahl der Betriebskomitees erfolgte durch Vollversammlungen. Die Milizen funktionierten ohne militärische Hierarchie.

An der Abschaffung des Geldes wurde experimentiert, das Privateigentum an Produktionsmitteln weitgehend durch kollektive Verfügung ersetzt. Der Kampf gegen den „Geist der Ware“ wurde selbstverständlich nicht einfach so gewonnen, aber er wurde überall aufgenommen. Ca. 150 neue Schulen wurden eingerichtet, ihre Inhalte umgekrempelt, an einem veränderten Rechtssystem wurde gearbeitet.

Das allumfassende neue Konzept war eine freie dezentralisierte demokratische Gesellschaft ohne Grenzen in Form einer Freien Föderation von Gemeinden und Regionen. Diese Föderation verstand sich international und antinational. Auch klassenübergreifend: migrantische und örtliche Arbeiter, Angestellte, Handwerker, kleine Kaufleute, Bauern, Intellektuelle gehörten selbstverständlich den verschiedenen Kollektivitäten an. Frauen und Jugendliche standen unter dem besonderen Joch der klerikalen und reaktionär-autoritären Ordnung.

Ihr Auftauchen in den Milizen und Komitees war sensationell, ebenso die Bildung der „Mujeres Libres“ (Freie Frauen), die in der ersten Nummer ihrer gleichnamigen Zeitschrift im Mai 1936 hellsichtig und klar verkündeten: „Uns widert die Politik an, weil sie die menschlichen Probleme nicht versteht, sondern nur Sekten- und Klasseninteressen. Sie ist der permanente Brutkasten für Kriege. Die Politik trägt immer, wirklich immer, den Keim des Imperialismus in sich. In der Politik gibt es keinen Fortschritt. Sie könnte als Schlange dargestellt werden, die sich bis in alle Ewigkeit in den Schwanz beisst. Die Mujeres Libres suchen den grenzenlosen Fortschritt in der direkten und freien Aktion der Massen und der Individuen. Das neue Leben muss durch neue Vorgehensweisen aufgebaut werden.“

Kollektivierungen, Sozialisierungen, Beschlagnahmungen, die Organisation von Wirtschaft und Gesellschaft musste umfassend neu erfunden werden. Die anarchistische Gewerkschaft CNT hatte jahrzehntelang wilde Streiks, Enteignungen von Banken, bewaffnete Auseinandersetzungen mit Polizei und Armee unterstützt. Im Juni 1936 hatte sie mehr als 1 Millionen Mitglieder, 1938 sogar über 2 1/2 Millionen. Sie organisierte Kulturzentren, hatte eine vielgelesene Presse, und, heute fast unvorstellbar: keine bezahlten Funktionäre ausser dem Generalsekretär. In Katalonien war sie bei Ausbruch der Revolution die wichtigste Kraft in Wirtschaft und Kriegsführung.

Das revolutionäre Begehren brach sich mit grosser Intensität Bahn: Das Glück, die übermütige Freude waren überall spürbar, die „Arbeiterdemokratie“ setzte Kreativität frei, die sich beispielsweise in den Malereien an Mauern, Eisenbahnen, Autos zeigte. Die „Kommunen“ oder auch die Kollektivitäten in allen Bereichen der Gesellschaft vernetzten sich durch Delegiertenräte.

Aber schon am 24.Oktober 1936 begann mit dem „Dekret über die Kollektivierungen“ der Versuch, eine staatliche Kontrolle über die Arbeiterautonomie zu etablieren. Hieran waren die anarchistischen Organisationen genauso beteiligt wie alle anderen Parteien der Regierungskoalition. Dezentralisierte, autonome Regionalföderationen entsprachen zwar genau dem anarchistischen Konzept der CNT-FAI, aber durch ihre Beteiligung am Aufbau einer neuen politisch-staatlichen Macht entwickelte sich die radikale Organisation zu einem bürokratischen Teil der Macht, einer sich zentralisierenden Macht, einer alles kontrollierenden Macht, d.h. eines neuen Staates.

Genau geht Carlos Semprun-Maura der Frage nach, wie das passieren konnte, worin die Gründe dafür lagen und ob es überhaupt eine „gute Macht“ gibt, die durch eine Revolution gebildet wird? Wo war der Punkt, an dem die kämpfende und sich selbst verwaltende autonome Klasse, die ja aus lauter autonomen Subjekten in nicht hierarchischen Beziehung zueinander besteht, ihre Autonomie abgab und an neue Machtorgane delegierte? Was dann zwangsläufig zur Wiedereinführung von Ausbeutung, Entfremdung und Unterdrückung führte.

Ein Schlag in die (vollkommen gefälschte) Glasvitrine der stalinistischen Legendenbildung sollte dieses Buch sein, so würde es dem Autor gefallen, steht in seinem Vorwort. Es ist aber nicht nur ein Schlag in die Glasvitrine der Stalinisten, sondern auch in die der anarchistischen Organisationen. Auch in die Heldengeschichte der antifaschistischen Einheitsfront und der Internationalen Brigaden.

Dieses Buch schrieb Carlos Semprun-Maura 1969-71 unter dem noch frischen Eindruck des „grossen Knalls“ des französischen Mai 1968, es erschien im französischen Original 1974. Sicherlich war der „grosse Knall“ kurzlebig im Vergleich zur Spanischen Revolution und dem Bürgerkrieg 1936-39. Aber es gibt durchaus Parallelen, es gibt Fragen und Probleme, die 1968 erneut und virulent aufbrachen: Was passiert in einer revolutionären Situation, und wie wird sie beendet?

Besteht die Revolution darin, die vorhandene gesellschaftliche Hierarchie zu brechen, um sie durch eine andere zu erset¬zen, die für gerechter gehal¬ten wird? Warum ist es auch in der Spanischen Revolution den Menschen nicht gelungen, sich von Tabus und Propagandamärchen zu befreien und es radikal abzulehnen, der Macht/dem Staat die Gestaltung ihres Lebens anzuvertrauen? In Katalonien und Aragon sowie in anderen Teilen Spaniens wurde mehrere Monate lang versucht, in einer Situation der quasi totalen Insubordination und Kreativität zu leben, in einer Demokratie ohne Hierarchie und Unterdrückung, wohl aber mit neuen, selbst organisierten kollektiven Strukturen. Diese „wilde Demokratie“ war eine Realität, sie führte einen breiten und hartnäckigen Kampf gegen die sich neu etablierende bürokrati¬sche Macht.

Carlos Semprun-Maura beschreibt die Aktionen und die Selbstverwaltung der Revolutionäre, die Kollektivierungen in Industrie und Landwirtschaft, die Beschlagnahmungen, die Organisation und Kriegsführung der Milizen. Und er analysiert, wie alle Errungenschaften der Autonomie durch den sich über die Selbstorganisation stülpenden Staat mit seinen von der handelnden Basis getrennten Organen zerstört wurden.

Die von ihm genannten Gründe für die Niederlage der Revolution seien hier kurz skizziert:
  • Die Parole „Zuerst der Krieg, dann die Revolution“ war ein Narrativ zur Wiederherstellung der staatlichen Macht und Kontrolle. Sie bedeutete die Errichtung einer Kriegswirtschaft, die Liquidierung der Selbstverwaltung in Industrie und Landwirtschaft zugunsten einer vermeintlichen Produktivität und Effektivität unter einheitlichem Kommando, die Unterdrückung jeder Autonomie (von Betrieben, Stadtvierteln, Regionen etc.) zugunsten von Kriegszwecken, die allein von der zentralisierten Macht definiert wurden. Die Arbeiter sollten in den Fabriken Ausführende der staatlichen Beschlüsse ohne revolutionäre Perspektiven sein. Statt um die Revolution ging es der regierenden Parteien-Koalition um einen Krieg zur Verteidgung der Republik und damit letztendlich um den Erhalt oder das Erringen der Macht jeder am Staatsapparat beteiligten Partei.

    Die vielbeschworene „antifaschistische Einheit“ gegen die Putschisten unter Franco, die von der faschistischen Regierung Italiens und der des nationalsozialistischen Deutschlands unterstützt wurden, fungierte als Ordnungsmodell, als Vorwand, um die soziale Revolution zu ersticken.
  • Die Auflösung der Milizen zugunsten einer regulären Armee bedeutete die Entwaffnung der revolutionären Kerne, die Zerstörung relativ autonom kämpfender Einheiten zugunsten eines einheitlichen Kommandos mit rigider Hierarchie und Disziplin. Diese Unterwerfung konnte die Verteidigungsbereitschaft derjenigen, die sich aus eigener Ermächtigung und – teilweise – gegen ihre Organisationen bewaffnet hatten und einen entschiedenen Kampf um ihre Freiheit führten, nur schwächen. „Die Alternative Krieg oder Revolution hat keinen Sinn mehr. Die einzige Alternative ist folgende: entweder Sieg über Franco dank dem revolutionären Krieg oder Niederlage“, schrieb der anarchistische Kämpfer und Herausgeber einer Zeitschrift Camillo Berneri im April 1937 an Federica Montseny, die damals anarchistische Ministerin für Gesundheit war.
  • Die Hilfe der UdSSR (unter Stalin) an die Spanische Republik wird ausführlich analysiert. Voller Bitterkeit beschriebt Carlos Semprun-Maura, wie die Sowjetmacht die spanische Revolution infiltrierte und durch ihre rigiden, skrupellosen politischen Winkelzüge liquidierte: durch Übernahme staatlicher Organe, die Installation von Tschekas, durch die Praxis standrechtlicher Erschiessungen, Verschwindenlassen, Hinrichtungen, die ganze Palette der paranoiden Verfolgung von Trotzkisten und allen Abweichlern und Gegnern.

    Die berühmten sowjetischen Waffenlieferungen waren keine Hilfestellung für eine revolutionäre Bewegung, sondern wurden erstens teuer bezahlt (durch die Goldreserven der Spanischen Bank) und waren zweitens Teil einer umfassenden Erpressung für die Durchsetzung der sowjetischen Grossmachtinteressen. Der Auftritt der Sowjets auf der Bühne der spanischen Politik forcierte die Konzentrierung der Macht, die Errichtung eines starken militärisch-bürokratischen Staates und stärkte den Einfluss der Konterrevolution in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Innerhalb des Krieges entwickelte sich im republikanischen Lager ein scharfer Konflikt, ein „Klassenkrieg”, der im Mai 1937 in ganzer Heftigkeit ausbrach. Auf dem Spiel stand das Schicksal der sozialen Revolution. Alle Massnahmen der neuen staatlichen Autorität waren auf Kontrolle der Betriebe und Kollektivitäten, auch der Milizen, ausgerichtet. Die bürokratische Transformation verlief nicht ohne Machtkämpfe und ihre Verwerfungen, auch gab es massiven ziviler Ungehorsam und bewaffneten Widerstand gegen die Wiederherstellung der Autorität, übrigens in allen Bereichen der Gesellschaft, an vorderster Front in den bewaffneten Einheiten.

Der Abstand zwischen den Massen und ihren Organisationen, auch der anarchistischen, vertiefte sich. Die Organe der Macht ausserhalb der spontanen Aktionen der Massen standen als Institutionen über ihnen. Der neue Staat agierte, zumal in Zeiten des Krieges, totalitär, ultra-zentralistisch und repressiv. Den einzigen Bruch im Aufbau dieses Gebäudes stellte der Kampf zwischen den verschiedenen politi¬schen Fraktionen dar, bei dem es keiner gelingen wollte, sich gegenüber den anderen vollkommen durchzusetzen. So wurde das autoritäre Projekt erst durch den Sieg Francos und seiner politischen Verbündeten mit vollendeter Unterwerfung verwirklicht.

Die Revolution wurde durch Machtinteressen verraten, was ja bei jeder bisherigen revolutionären Umwälzung der Fall war. Eine Legende ist es aber, dass die Spanische Revolution von den faschistischen Kräften zerstört wurde. Carlos Semprun-Maura weist detailliert nach, wie die Revolution bereits im republikanischen Lager ausgelöscht wurde: durch die Machtpolitik aller Beteiligten. Die Enteignung der Revolution setzte durch die Etablierung der neuen Staatsorgane schon 1937 ein. Der Spanische Bürgerkrieg, der noch bis 1939 weiterging, wurde durch den Sieg der Faschisten beendet, aber da ging es nicht mehr um Sieg oder Niederlage einer Revolution, sondern um den Krieg zweier konkurrierender Staatskonzepte. Die antifaschistische Einheit des republikanischen Staates hatte bereits die revolutionäre Initiative enteignet, als die Faschisten ihn besiegten.

Wie lässt sich aber die Haltung der Massen, insbesondere der anarchistischen Massen Kataloniens, gegenüber ihren Führern erklären, warum konnten diese Massen nicht ohne sie auskommen? Warum kritisierten die revolutionären CNT-FAI-Mitglieder nicht radikaler die „Genossen und Genossin Minister” und sonstige neue staatliche Funktionsträger, nachdem diese sie so schmählich dazu aufgeru¬fen hatten, ihren eigenen Kampf aufzugeben und sich in eine autoritäre Einheitsfront einzureihen?

Diese Treue gegenüber der Organisation erklärt sich sicher auch durch die tiefe Verbundenheit der Mitglieder mit ihren anarchistischen Strukturen, besonders in den langen Zeiten von Illegalität und Verfolgung. Wie ein wirkmächtiger Mythos hatte die CNT-FAI die Kämpfenden beschützt, bis ihr Eintritt in die Machtpolitik deutlich machte, dass auch sie, als ein Organ der Macht, nicht vor dem Verlangen nach Autorität, Kontrolle, Disziplin, Armee, Vaterland, Produktivität, Ordnung, Personenkult und Opfermythos gefeit war.

Dieses Buch stellt die Frage, ob wir die Held*innen- und Führer*innenmythologien hinter uns lassen können, ob wir den Glauben – der durch so viele Erfahrungen widerlegt wurde – an eine andere, „gute“ Autorität ablegen können, der wir die eigene Macht übertragen und der wir uns unterwerfen. Können wir wirklich verstehen, dass der Staat, dieser „grosse Fetisch“, wie Bourdieu 1990 schrieb, eine Illusion ist, „dieser Ort, der wesentlich deshalb existiert, weil man glaubt, er existiere“? Und weiter, dass: „alle Sätze, die den Staat als Subjekt haben, theologische Sätze sind, (...) insofern der Staat eine theologische Entität ist, das heisst eine Entität, die durch den Glauben existiert.“ Die staatlichen Institutionen bestehen, gemäss Bourdieu, aus dem „organisierten und automatisierten Glauben an die kollektive Fiktion“, in ihnen wird der Glaube an die Universalität des Diskurses produziert und eingeübt.

Um die Narrative, Propaganda, Lügen, Manipulationen der politischen, staatlichen Macht aufzudecken, leistet dieses Buch eine wertvolle Vorarbeit. Es zeigt, wie Die Macht Eins werden will, um die Einheit des Kommandos und der Richtlinien gegen jede ,,Unordnung” zu verteidigen. Jeder Staatsmacht geht es um die Neu-/Strukturierung einer sozialen Hierarchie. Und jede Hierarchie beinhaltet Unterwerfung. Unser Denken und Handeln, wenn es denn auf eine freie, kreative soziale Kraft aus ist, wenn es aus den automatisierten, fiktiven Glaubenssätzen ausbrechen will, muss die Machtfrage verlassen, es muss das subjektive Bedürfnis nach politischer/gesellschaftlicher/wirtschaftlicher/intellektueller Macht verlassen, aus den „herrschenden Verhältnissen“ und den sinnentleerten Diskursen desertieren.

Wir sollten den „Kampf gegen den Geist der Ware“ wieder aufnehmen und aus den kommodifizierten sozialen Beziehungen ausbrechen. „Auf lokaler Ebene die Kommunen, die Zirkulation und die Solidaritäten verdichten, so dass das Territorium unlesbar, undurchdringlich wird für die Autorität“ – wie das Unsichtbare Komitee 2009 schrieb. Das wäre mal ein Anfang, schon heute.

Hanna Mittelstädt

Carlos Semprum-Maura: Revolution und Konterrevolution in Katalonien. Verlag Edition AV 2024. 340 Seiten. ca. SFr. 30.00. ISBN: 978-3-86841-293-2.

(aus dem Vorwort)