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Moses Hess: Philosophie der That

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Moses Hess: Philosophie der That Sozialistische Spannung und Aufhebung der Politik

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Sachliteratur

Leider bin ich erst jetzt auf die Moses Hess als frühen sozialistischen Denker gestossen, dessen Gedanken zu meiner politischen Theorie des Anarchismus gut passen.

Moses Hess (Zeughaus).
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Moses Hess (Zeughaus). Foto: Gustav A. Köttgen um 1846 - Vera de Kok (PD)

Datum 12. September 2024
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KorrekturKorrektur
In meiner Arbeit schreibe ich davon, dass es im genuinen Sozialismus – über den Anarchismus hinaus – eine ausgeprägte Kritik der Politik gab. Im frühen sozialistischen Politikverständnis bildet sich bereits eine Spannung ab, welche unter Bedingungen der Herrschaftsordnung nicht einfach aufgelöst, sondern nur in der Auseinandersetzung emanzipatorischer sozialer Bewegungen aufgehoben werden kann.

In seinen beiden Aufsätzen Philosophie der That und Socialismus und Communismus von 1843 agitiert er im Lager der Junghegelianer für eine revolutionäre Sichtweise auf die Dinge und bereitet so den gedanklichen Boden für die 1848er Revolution mit. Wie, wenn man gedanklich und affektiv völlig einer Traumwelt verhaftet ist, schüttelt und rüttelt Hess das philosophische Verständnis seiner zeitgenössischen Leser*innen durch.

Grundlage dazu ist die Erkenntnis, dass Gleichheit und Freiheit nicht voneinander getrennt werden dürften. Während erstere vor allem in Frankreich realisiert werde, würde sich zweiterer unter Radikalen in Deutschland angenähert. Beide Tendenzen gälte es zu vereinen, was auf anderer Ebene bedeutet, dass die jeweiligen revolutionären Zusammenhänge voneinander lernen müssten. Hess kritisiert die Ergebnisse der Französischen Revolution, welche in der Errichtung der bürgerlichen Herrschaftsordnung mündeten und durch die der antagonistische Gegensatz von Herrschaft und Knechtschaft restauriert wurde.

Zum Einen liegt dies an der Organisierung der Reaktion, welche in Frankreich insbesondere im Umfeld der Kirche und in Deutschland innerhalb des Staates vorangetrieben wurde. Andererseits liegt dies aber auch bei den Revolutionär*innen selbst, welche in ihren Bestrebungen gedanklich nicht über die republikanische Umkehrung des Souveränitätsprinzips zur Volksherrschaft hinaus kämen. Diese sei aber ein Widerspruch in sich, da es weiterhin herrschende Gruppen geben müsse und keine wirkliche (kommunistische) Gemeinschaft durch den Staat errichtet werden könne.

Anarchie beschreibt Hess anschliessend an Proudhon richtigerweise als Negation von Politik und Staat. Statt der Umsetzung einer „himmlichen“ (= linksradikalen) oder vermeintlich „freien“ Politik (wie sie Robbespierre in Anspruch nahm), die sich doch wieder auf metaphysische Abstraktionen stützt um einen Allgemeinwillen zu repräsentieren und zu symbolisieren, gilt es das Politikmachen zu überwinden. Der moderne Staat selbst stützt sich auf die Fiktion quasi gottgleich zu sein, weil sein Wirken – in Verbindung mit dem aufkommenden Kapitalismus – tatsächlich wesentlich abstrakter ist, als vormoderne politische Herrschaftsformen. Dennoch ist die Negation nicht genug. Antiautoritarismus ist noch nicht die Selbstbestimmung, welche verlangt ist, um eine wirkliche sozial-revolutionäre Bewegung aufzubauen.

Sicherlich lebt man damit unter gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissenn im Widerspruch, aber gerade dieser könne (mit Hegel) dialektisch aufgehoben werden, wenn man sich auf die Einheit (nach Spinoza) konzentriert. Diese umfasst insbesondere die Überwindung des Privateigentums und die Aufhebung der Lohnarbeit hin zum freiwilligen Tätigsein in Gemeinschaft. Dafür braucht es eine Bewusstwerdung der verstreuten Einzelnen über die gesellschaftlichen Bedingungen, in denen sie leben, damit sie zur Selbstbestimmung und also um aktiven revolutionären Engagement gelangen, statt sich biedermeierlich in pseudo-radikalen Gedanken- und Gefühlswelten einzurichten.

Mit anderen Worten gilt es nach Hess etwas anderes als „radikale Realpolitik“ zu betreiben, sondern einen anderen Modus des Handelns zu finden, der sich verständlicherweise erst durch die Negation finden lässt. Es geht nicht darum, sozialistische Vorstellungen in eine obrigkeitsstaatlichen Herrschaftsordnung einzuführen, sondern herrschaftliche Souveränität allgemein zu überwinden. Dennoch weiss auch Hess, dass es Unterschiede in Staats- und Regierungsformen gibt. Der bürgerliche Rechtsstaat ist besser als die absolutistische Willkürherrschaft und das gilt es auch festzuhalten.

Dies darf aber nicht bloss benannt werden, um daraufhin die bürgerliche Herrschaftsordnung mit ihrer Verteidigung des Privateigentums und der Klassengesellschaft zu rechtfertigen und zu stützen, wie es auch viele vormals Oppositionelle tun, aufgrund der Angst, in die feudalistisch-monarchistische Gesellschaftsform zurückzufallen. Diese Lähmung gilt es zu überwinden und in einem neuen Anlauf zu einer „Philosophie der Tat“ voranzuschreiten (wie sie übrigens auch Michael Bakunin nicht nur einforderte, sondern später wörtlich nahm). Statt sich um Politik zu kreisen, gilt es revolutionär tätig zu werden und sich zu organisieren, um die „Phalanx der Knechtschaft“ überwinden zu können und eine „philosophische Ethik“ in echter Gemeinschaft zu verwirklichen. Dazu braucht es keine christliche oder humanistische Tugendhaftigkeit, sondern eine grundlegende Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse.

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