Studie zur Karriere der «Querfront» Volk und Netz

Sachliteratur
Eine Kurzstudie der Otto Brenner Stiftung untersucht das publizistische Netzwerk der "Querfront": Mit den Mitteln des Boulevards und alten Feindbildern ist es ihren Akteuren gelungen, eine wachsende "Gegenöffentlichkeit" aufzubauen.


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Ken Jebsen am Potsdamer Platz. Im Netz kommen seine Videos regelmässig auf über 100.000 Klicks. Foto: Michael Tesch (CC BY-NC-ND 2.0 cropped)

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Auch wenn sie kein gemeinsames politisches Programm verfolgten, verbinde die Akteure eine
„politisch-kulturelle Haltung, die einen möglichst homogenen Nationalstaat und tradierte Lebensweisen wertschätzt und demokratisch-liberale Gesellschaftsentwürfe ablehnt. Bevorzugt wird dagegen das Gesellschaftsbild einer autoritären, nichtliberalen ,Volks-Demokratie', die einerseits von einer starken Führung und andererseits von Plebisziten und weiteren Elementen der direkten Demokratie geprägt ist. Liberale Prinzipien wie Pluralismus und Minderheitenrechte werden bestenfalls ignoriert, zumeist jedoch explizit abgewertet.“
Dem Netzwerk sei es gelungen, die Ausgrenzung aus den Mainstream-Medien als identitätsstiftendes Moment zu nutzen und eine Art Gegenöffentlichkeit mit stetig wachsendem publizistischen Angebot zu schaffen. Dabei bedienten sie sich derselben Methoden, die sie der „Lügenpresse“ so gerne vorwerfen: Personalisierung, Dramatisierung, Zuspitzung, Perspektivenarmut und Skandalisierung. Die Studie weist auch darauf hin, dass es vor allem Männer sind, die die Inhalte der „Querfront“ bestimmen und bei den „Montagsmahnwachen“ erscheinen.
Lesenswert ist die Kurzstudie auch deshalb, weil Storz die "Querfront" vor dem Hintergrund einer sich wandelnden digitalen Öffentlichkeit untersucht, die die politische Kommunikation vor neue Herausforderungen stellt:
„Die Debatten in der hier untersuchten ‚politischen Nische' signalisieren, dass auf die politische Kommunikation zusätzliche Herausforderungen zukommen, will sie die Ansprüche von Klarheit und Eindeutigkeit erfüllen. Die Arbeit an der klaren Unterscheidung – von Motiven, Begriffen, Interessen, Werten etc. – wird offenkundig wichtiger und schwieriger zugleich.“
Bei der Otto Brenner Stiftung gibt es die gesamte Studie zumDownload.
Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-SA 3.0) Lizenz.