Zoe Baker: Means and Ends Ziele und Wege einer engagierten Kollegin
Sachliteratur
Da ich nicht auf Instagram und kaum auf anderen sozialen Medien herumhänge, ist mir zunächst entgangen, dass die Theoretikerin Zoe Baker in der anarchistischen Szene einige Bekanntheit erlangt hat.
Mehr Artikel
29. Dezember 2024
1
0
2 min.
Drucken
Korrektur
Zoe rekonstruiert dabei ziemlich klassisch die politische Theorie des Anarchismus aus den historischen Quellen, wobei deutlich wird, dass sie sich als Fan von Malatesta, Kropotkin und Bakunin zeigt. Letzterem weisst sie allerdings auch Rassismus nach. Zoe erfreut sich in der Szene nicht zuletzt deswegen Beliebtheit, weil sie den Plattformismus in einem Dualismus zum Anarcho-Syndikalismus propagiert, was hierzulande aufgrund der Orientierungslosigkeit innerhalb der anarchistischen Szene auf Interesse stösst. Dankenswerterweise kommt sie dabei nicht zum strategisch idiotischen (und ideengeschichtlich falschen) Schluss, individualanarchistische oder andere Strömungen abzusprechen, überhaupt „anarchistisch“ zu sein, sondern betont, primär für das eigene Projekt einzutreten.
Wichtig ist ausserdem, dass die Autorin einen differenzierten Blick auf die anarchistische Bewegung anlegt und sie nicht bloss abfeiert. So sieht sie beispielsweise, dass Anarchafeminismus und Schwarzer Anarchismus heute ebenso thematisiert werden müssen. Im selben Zuge dient die intensive Beschäftigung mit dem historischen, europäischen (vorwiegend anarch@-kommunistischen) Anarchismus dazu, Glaubhaftigkeit und Selbstbewusstsein für das weltanschauliche Projekt heute herauszuarbeiten. Insgesamt finde ich die Arbeit von Zoe fundiert und wichtig, aber für mein Anliegen eher uninteressant.
Zoe Baker: Means and Ends. AK Press 2023. 488 Seiten. ca. SFr. 22.00. ISBN: 978-1849354981.