Worum es geht
Dieser Ratgeber nimmt sich der «nachhaltigen Digitalisierung» wie der «digitalen Nachhaltigkeit» an. Man kann die Broschüre und die Website von zwei Seiten lesen: Einerseits geht es um den «digitalen Fussabdruck» und darum, wie die Digitalisierung möglichst ressourcenschonend, planetenfreundlich und nachhaltig zu gestalten ist.Beginnt man die Lektüre von der anderen Seite, steht eher das Innenleben unserer Geräte im Zentrum: die Programme und Algorithmen, mit denen wir die digitale Welt erfahren. Sie können so strukturiert sein, dass sie Grosskonzerne reich machen – oder aber so, dass sie für alle zugänglich und langfristig verfügbar sind. Das digitale Wissen selbst ist eine Ressource, die es zu schützen gilt. Es droht privatisiert und monopolisiert zu werden, weil sich damit Geld verdienen lässt.
Der Begriff «nachhaltig» stammt aus der Forstwirtschaft. Noch vor zwei-, dreihundert Jahren wurden gnadenlos Bäume gefällt. Das Holz war die Ressource jener Epoche. Doch dann kam es irgendwann zu grossen Überschwemmungen – und die Menschen begriffen, dass kahle Hügel Wassermassen nicht mehr zurückhalten können. Also entschied man, dass nicht mehr Holz genutzt werden darf als nachwachsen kann. Das Waldgesetz schreibt das bis heute vor.
Zurzeit verschleudern wir aber Ressourcen, die so schnell nicht nachwachsen. Die heraufziehende Klima- und Biodiversitätskrise droht der Menschheit buchstäblich den Boden unter den Füssen wegzuziehen. Die Veränderungen werden die Unterschiede zwischen den Menschen und den Ländern verschärfen, wenn nicht fundamental gegengesteuert wird. Und der Westen muss beginnen, bescheidener zu werden und mit weniger auszukommen.
Die Uno hat eine Reihe von Nachhaltigkeitszielen formuliert, die Sustainable Development Goals. Da geht es um die Menschenrechte, den Kampf gegen Hunger und Armut, das Recht auf Bildung oder den Zugang zur digitalen Welt. Hier wird deutlich, wie nachhaltige Digitalisierung und digitale Nachhaltigkeit miteinander verzahnt sind und sich gegenseitig bedingen.
Ein wichtiger Begriff, der die stoffliche, reale Welt und die digitalen Räume zusammenbringt, ist die «Allmende», auf Englisch «Commons». Früher waren Allmenden Gemeinschaftsgüter, wie zum Beispiel Viehweiden, die von einem oder mehreren Dörfern gemeinsam genutzt wurden.
Eine Allmende ist toll, da das Land nicht wenigen Privaten, sondern vielen gehört. Allmenden sind aber auch immer gefährdet. Sie können übernutzt werden: Dann drohen sie zu verschwinden, weil das Land erodiert und nichts mehr hergibt.
Ähnliches gilt für das Internet «as a commons»: Digitales Wissen muss gehegt und zum Wohle aller weiterentwickelt werden, sonst droht es lebensfeindlich zu werden. Diese Broschüre liefert theoretisches Hintergrundwissen, versucht aber zugleich praktische Antworten zu liefern auf die Frage, wie wir unser Leben digital nachhaltig gestalten können. Dies im Wissen darum, dass digitale Technologien nützlich, oft aber auch problematisch sind. Unter anderem machen sie uns zu gläsernen Menschen: Zum digitalen Fussabdruck kommt also noch der digitale Fingerabdruck hinzu.
Die Techkonzerne setzen alles daran, möglichst viele Daten über uns zu sammeln. In der «Kurzen Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung», die bereits erschienen ist, finden sich Alternativen, die helfen, unsere Privatsphäre besser zu schützen und die Hoheit über unsere Daten zurückzugewinnen. Da schliesst sich denn auch der Kreis zu nachhaltigen Digitalität: All diese Alternativen sind auch nachhaltig. Die Ratgeber richten sich an Privatpersonen, Schulen, kleine Unternehmen, NGOs oder Medienschaffende – an alle, denen es wichtig ist, ihre Verantwortung für eine nachhaltig transformierte Welt wahrzunehmen.
Und hier können alle gleich starten und einen Eindruck bekommen, wie viel CO2 sie beim Surfen im Netz freisetzen – in Echtzeit.