Manche dieser Vorschläge, findet Lisa*, Psychiaterin in einer US-amerikanischen Kleinstadt, sind «eine massive Verletzung der Privatsphäre». Als eine ihrer Patientinnen einen Vorschlag bekam, der einen anderen ihrer Patienten betraf, war sie entsetzt. Beide waren sich bereits im Lift der Praxis begegnet. Die Empfängerin erkannte ihn wieder und hatte damit Namen, Wohnort und etliche andere Informationen über den Mitpatienten.
Passiert war das wahrscheinlich, weil Lisa Facebook ihre Handynummer überlassen hatte, schreibt die Journalistin Kashmir Hill auf der Mulitmediaplattform «Fusion».
Unheimlich: Ein junger Snowboarder bekommt 70-Jährige von Facebook vorgeschlagen
Gewundert hatte sich die Psychiaterin schon, als sie unter ihren eigenen Facebook-Freundschaftsvorschlägen einen guten Teil ihrer Patienten wiederfand. Richtig unheimlich wurde es dann, als einer ihrer jüngsten Patienten anfing, sich mit sehr viel älteren Menschen zu treffen.Die meisten Patienten, die Lisa behandelt, sind ältere und gebrechliche Menschen. Der Snowboarder in den Dreissigern ist die einzige Ausnahme. Plötzlich pflegte er Kontakte mit einem gehbehinderten 70-Jährigen und jemandem mit zerebraler Kinderlähmung.
«Ich nehme an, das sind ihre anderen Patienten»
Facebook, nimmt man an, würde ihm Kontakte in seinem Alter vorschlagen. Zum Beispiel Menschen, die Risikosportarten betreiben und Snowboard fahren. Stattdessen hatte ihm das soziale Netzwerk Lisas Patienten vorgestellt – und er war sich vollkommen klar darüber. «Ich kenne keinen von diesen Leuten persönlich. Ich nehme an, das sind ihre anderen Patienten», sagte er der Psychiaterin.«Woher wusste Facebook das bloss?», fragte sie sich. Lisa verwendet das soziale Netzwerk unregelmässig und teilt weder Telefon- noch Mailkontakte mit Facebook. Mit ihren Patienten ist sie auf Facebook weder befreundet, noch schaut sie sich deren Profile an. Ein Gäste-WiFi, über das sich alle ihre Patienten eingeloggt haben könnten, gibt es in ihrer Praxis auch nicht.
Die Ortung war es nicht, aber womöglich die Handynummer
«Den Standort», vermutete die Journalistin Kashmir Hill zunächst, die Lisa um Hilfe bat. Schliesslich waren sowohl Lisa wie auch ihre Patienten wiederholt am gleichen Ort zu finden. Facebook hatte den Aufenthaltsort seiner Nutzer nach eigenen Angaben jedoch nur einmal in einem Test für Freundschaftsvorschläge verwendet. Die Erfassung war zudem viel zu ungenau.Irgendwann, fand Hill heraus, hatte Lisa Facebook ihre Handynummer gegeben. In der Regel geschieht das im Rahmen einer Sicherheitsabfrage. Der Nutzer wird gebeten, seine Mobilnummer anzugeben, damit er sein Konto entsperren kann, falls er das Passwort vergisst.