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Facebook-Zensoren leiden unter Horrorbildern

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Horror im Sekundentakt Facebook-Zensoren leiden unter Horrorbildern

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Digital

Tausende Billigarbeiter auf den Philippinen säubern Facebook & Co. von Gewalt und Sex. Viele bleiben traumatisiert zurück.

Hauptsitz von Facebook in Menlo Park, San Francisco.
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Hauptsitz von Facebook in Menlo Park, San Francisco. Foto: Jitze Couperus (CC BY 2.0)

Datum 13. Mai 2016
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Täglich werden Millionen Bilder ins Internet geladen, darunter auch Videos und Fotos von Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Sex mit Tieren und Kinderpornographie. Doch auf den grossen sozialen Plattformen wie Facebook, Twitter oder YouTube begegnen uns solche Schock-Bilder so gut wie nie. Dass Facebook&Co. für den Rest der Welt «sauber» bleiben, dafür sorgt ein Heer von jungen Billigarbeiterinnen und -arbeitern, die «unangemessene Inhalte» aussortieren.

Auf den Philippinen ist eine ganze Industrie entstanden, die im Auftrag grosser IT-Konzerne digitale Plattformen von Gewalt und Sex-Inhalten säubert. Ein schmutziger Job an der Grenze des Erträglichen. «Früher wurde Elektronikschrott und Giftmüll aus dem Westen auf die Philippinen verschifft, heute ist es der digitale Abschaum, der dort entsorgt wird», sagt der Berliner Regisseur Moritz Riesewick in einem Interview mit der «taz». Er hat in der Branche recherchiert und seine Beobachtungen in einer Veranstaltung der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung präsentiert. Das Video seines Vortrags ist hier zu sehen.

Horror im Sekundentakt

Bis zu zehn Stunden pro Tag müssen sich die «Content-Moderatoren» im Sekundenrhythmus durch eine Flut verstörender Bilder sowie Videos klicken und entscheiden, was den übrigen Usern zugemutet werden kann. Die Vorauswahl übernehmen Filter und Algorithmen, die anstössige Inhalte recht zuverlässig erkennen. Doch den Löwenanteil der Drecksarbeit muss der Mensch erledigen, da nur er die verschiedenen Nuancen von Bildern und Inhalten im Kontext richtig einordnen kann.

Wer bei der «Müllabfuhr im Internet» arbeitet, bekommt die «allerschlimmsten der schlimmsten» Bilder zu sehen. Bilder, die sich im Kopf festsetzen und in die Seele fressen. «Hier werden gerade in grossem Stil ganze Teile einer Gesellschaft traumatisiert», so Moritz Riesewick. Über den Horror, den sie den ganzen Tag sehen müssen, dürfen die Content-Moderatorinnen und -Moderatoren nicht reden – nicht einmal mit ihrem Partner oder der Familie. Alle verpflichten sich mit ihrer Unterschrift zu absolutem Stillschweigen.

«Du fühlst dich beschmutzt»

Viele der mehrheitlich jungen Internet-Cleaner – darunter viele Frauen – wissen bei der Bewerbung nicht, auf welche Tätigkeit sie sich da einlassen. Doch die Arbeit in den «digitalen Sweatshops» gilt als lukrativ. Ein Content-Moderator verdient in der Regel zwei bis sechs Dollar pro Stunde. Für philippinische Verhältnisse viel Geld. Aber der Dreck im Netz hinterlässt Spuren. «Du fühlst dich beschmutzt, und es ist bedrückend», beschreibt ein Mitarbeiter seinen Job im Interview. Viele Moderatoren berichten von psychischen Störungen, sie werden depressiv, können nicht mehr schlafen, verlieren die Lust auf Sex, stumpfen ab oder betäuben sich mit Alkohol.

Mit ihren seelischen Leiden werden die digitalen Müllentsorger allein gelassen. Weder die grossen IT-Unternehmen im Westen noch die beauftragten externen Dienstleister kümmern sich um die Folgeschäden. Laut Recherchen von Riesewick lösen die Unternehmen auf den Philippinen das Problem inzwischen auf unzimperliche Art: Sie entlassen die Moderatoren nach zwei Jahren, um möglichen Zusammenbrüchen vorzubeugen. Doch so lange halten die wenigsten durch. Die meisten geben den Job bereits nach einigen Monaten wieder auf – psychisch belastet durch traumatische Bilder, die ein Leben lang nachwirken.

Red. /Infosperber