Die beste aller Publikationsformen? Open Access
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Wie gut ist eine Gesellschaft, die wissenschaftliche Inhalte produziert welche nur von Wenigen konsumiert werden können, nämlich wieder von denselben Institutionen, die sie hervorgebracht haben?
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11. April 2013
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Neue technologische Möglichkeiten erlauben die einfache und schnelle Verbreitung von Forschungsergebnissen. Zudem sind die Inhalte für alle besser auffindbar und zugänglich, was auch die weltweite Kooperation von Instituten erleichtert. Dies tönt zweifelsfrei verlockend, stört es doch, dass die öffentliche Hand bisher Forschungen bezahlt, deren Ergebnisse sie wiederum durch Erwerb der wissenschaftlichen Journale kaufen muss. Mit der Kürzung von Etats stellen Bibliotheken viele Abonnements ein; damit ist der finanzielle Druck auf Universitäten in Schwellen- oder Entwicklungsländern leicht ersichtlich. Wer aber meint, die Open Access-Adepten seien bloss technologiefreudige Sparer, irrt. Vordenker argumentieren, nur intensive Beteiligung und Informiertheit könne praktische Demokratie ermöglichen. Zentral sei ein offener Diskurs möglichst aller Bürger über möglichst alle politischen Themen, um rationale Entscheidungen und Regieren durch Mitwirken zu erreichen und damit das Gemeinwohl zu fördern. Daher wird der möglichst freie Informationszugang in allen Lebensbereichen gefordert.
Kritische Stimmen halten allerdings dagegen, es gebe keine Berechnungen, die einwandfrei belegen, dass Publizieren unter Open Access kostengünstiger ist. Das sogenannte Author pays-Modell führe dazu, dass nur jene Forscher publizieren können, die einem finanziell gut gestellten Institut angehören. Salopp gesagt: Indische Forscher könnten zwar alle Informationen lesen, aber unter Umständen selbst nicht mehr veröffentlichen.
Die Gegenerklärung, der sogenannte Heidelberger Appell, wendet sich gegen die Digitalisierung urheberrechtlich geschützter Werke durch Google und gegen Open Access im Allgemeinen. Die Unterzeichner lehnen vor allem den Zwang ab, den gewisse Institutionen auf die Wissenschaftler ausüben. So verpflichten z.B. die Uni und ETH Zürich ihre Forschenden, ihre Arbeiten online zu publizieren, sofern keine rechtlichen Hindernisse vorliegen. Es werden alle Praktiken abgelehnt, welche das für Literatur, Kunst und Wissenschaft fundamentale Urheberrecht, das Grundrecht der Freiheit von Forschung und Lehre, oder die Presse- und Publikationsfreiheit untergraben. Ob, wie und wo ihre Werke veröffentlicht werden sollen, müsse auch künftig allen Kreativen selbst freigestellt bleiben.
Weitere Bedenken äussern Kritiker betreffend einer mangelnden Qualitätssicherung, denn Open access-Betrieben fehle das wirtschaftliches Interesse, schlechte Arbeiten abzulehnen. Noch ungeklärt sind weiterhin Fragen der nachhaltigen Archivierung, denn die Forschungsergebnisse sollen langfristig zugänglich bleiben.
Es sei hier noch angemerkt, dass die Beurteilung der Open access-Diskussion stark davon abhängt, welche Fachrichtungen man betrachtet. Für die sogenannten "Science, Technology, Medicine (STM)"-Fächer ist es sicher vorteilhaft, offen im Internet zu publizieren, da Zugang auch zu Ursprungs- und Metadaten sowie Quellenmaterial gewährt werden kann, was die Reproduktion von Ergebnissen zur Überprüfung wissenschaftlicher Ergebnisse massiv erleichtert. Für geisteswissenschaftliche Fächer hingegen ist dieser Aspekt weit weniger wichtig. Ob man nun rosa oder schwarz in die Zukunft blickt, auf die Hochschulen wird viel Arbeit zukommen, um alle relevanten Fragen zu lösen.
Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-ND 3.0) Lizenz.