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Was wäre, wenn ... – ... Wearables zur Pflicht würden?

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Kolumne Captain Future Was wäre, wenn ... – ... Wearables zur Pflicht würden?

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Die Bundesregierung verabschiedete im Juli 2018 das Gesetz zum elektronischen Fitnessnachweis, kurz ELFINA. Monatelang hatten die Krankenkassen darauf gedrängt.

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Was wäre, wenn ... – ... Wearables zur Pflicht würden?. Foto: fancycrave1 (PD)

Datum 21. August 2017
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Sie hatten zwar ausreichend grosse Reserven, denn die Beiträge sprudelten dank guter Wirtschaftslage. Aber die Politik bestand darauf, dass die Kassen fortan auch die Pflegekosten einer alternden Bevölkerung zahlen sollten. Sie willigten ein, aber nur unter der Bedingung, dass endlich ihr Programm zur „proaktiven Gesundheit“ eingeführt wird.

Bis auf die Pharmabranche begeisterten sich alle für das grosse Ziel, die Details verschwanden derweil im Sommerloch. So freuten sich die Versicherten zunächst, als sie von ihren Krankenkassen Endes des Jahres ein Paket mit einem Fitnesstracker erhielten. Weniger Freude löste allerdings der beiliegende Brief aus: Fortan sei es Pfl icht, den Tracker zu nutzen. Sonst verliere die Versichertenkarte ihre Gültigkeit. Aber was war ELFINA genau?

Der elektronische Nachweis sollte sicherstellen, dass die Bevölkerung sich fit und gesund hielt. Die Wearables vermerkten die Bewegungsdaten und sendeten sie, sobald ein WLAN-Zugang in der Nähe war, an die Krankenkassen. Wer sich weigerte, musste mit Sanktionen rechnen. Sie reichten von horrenden Beiträgen bis zum Rauswurf aus der Kasse. Organisierten Widerstand gab es kaum, da viele schon freiwillig per Fitnestracker den Jahresbonus ihrer Krankenkasse nutzten. Um Betrug vorzubeugen, durften Versicherte ab jetzt nur das von ihrer Krankenkasse zur Verfügung gestellte Wearable nutzen.

Dummerweise waren die Fitnesstracker nicht besonders genau. Schrittzähler beispielsweise wichen zum Teil um 40 Prozent vom tatsächlichen Bewegungsumfang ab, manchmal nach oben, manchmal nach unten. Die einen mussten sich verausgaben, um auf die geforderte körperliche Aktivität zu kommen, andere konnten quasi vom Sofa aus Punkte sammeln. Das Problem war weniger das Gerät selbst, als die Art wie man sich bewegte. Fitnesscenter boten spezielle Programme an, um ihren Kunden die optimalen Körperhaltungen beizubringen.

Rasch stellte sich dabei heraus: Für Bestnoten bei den Kassen und den damit verbundenen günstigsten Tarif waren ungesunde Bewegungsabläufe notwendig, die zu Fehlbelastungen und Haltungsschäden führten. Während die Kassen in ihrem BigData-Programm eine wahre Fitness-Revolution sahen, verzeichneten Orthopäden beträchtliche Mehrarbeit.

Das Gesetz verlangte zwar, dass Versicherte ihren Fitnesstracker nutzen und ihre Daten an die Kassen übermitteln. Wie diese Bewegungen zustande kommen, blieb jedoch der Phantasie jedes einzelnen überlassen. Es war bezeichnend für eien Gesellschaft im technokratischen Aufbruch, dass ein technischer „Hack“ das Rennen machte: Ein Start-up bewarb seine Idee unter dem Titel „Fitness für Wearables“.

Die Tracker bekamen ihr eigenes Trainingsgerät. Die Firma entwarf entsprechende Roboterarme und – beine, denen man die Tracker anlegen konnte. Schon per Crowdfunding hatte das Start-up 20 Millionen Euro eingeworben. Als die Produkte auf den Markt kamen, waren Schlangen vor den Läden zu sehen – wie zu besten Apple-Zeiten.

Seitdem dreht in jedem Wohnzimmer mindestens ein Wearable seine einsamen Runden. ELFINA wurde bedeutungslos – aber nie abgeschafft. Die Angst vor einem massiven Jobverlust bei den Herstellern war einfach zu gross.

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