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Corona-Krise: Rückkehr zur Normalität?

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Über die gute alte Zeit Corona-Krise: Rückkehr zur Normalität?

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Gesellschaft

Allerorten hoffen die Gewerbetreibenden auf die werten Konsumenten.

Brauerei Schumacher, Düsseldorf Oststrasse, „Drive in“ während der Corona-Krise, Juni 2020.
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Brauerei Schumacher, Düsseldorf Oststrasse, „Drive in“ während der Corona-Krise, Juni 2020. Foto: Kürschner (PD)

Datum 7. Juli 2020
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Tourismusbetriebe sperren auf, Strände werden geputzt, Gasthäuser öffnen. Und Fetzentandler, Schuhhändler und Möbelhäuser hoffen, dass sich der gestaute Konsum des p.t. Publikums auf sie entlädt.

Diese Hoffnung zeigt unter anderem ein sehr verbreitetes, aber doch sehr verzerrtes Menschenbild, das einem auch ständig aus den Medien eingetrichtert wird: Alle haben mehr oder weniger Geld, mit dem sie auskommen, wenn sie es sich nur gscheit „einteilen“. Armut und Elend kommt daher, dass es mit dem Einteilen nicht so hinhaut.

Das ist schon einmal über die Vor-Corona-Welt eine grosse Lüge. Da ist es nämlich schon so gewesen, dass ein immer grösserer Teil des Einkommens für ein Grundbedürfnis wie das Wohnen aufgewendet werden muss. Wenn die Miete oder die Kreditrate eingezahlt, die Wasser- und Energierechnungen bezahlt sind, bleibt im Schnitt bei den meisten Menschen immer weniger im Geldbörsel. Es ist schon seit geraumer Zeit so, dass der Immobiliensektor – auf Kosten anderer Geschäftsbereiche – immer mehr von der beschränkten Zahlungsfähigkeit der weniger begüterten Schichten einsaugt.

Also sind die Perspektiven fürs flotte Konsumieren schon einmal nicht so gut.

Das „Einteilen“ schaut dann so aus, dass bei einem anderen Grundbedürfnis – meistens dem Essen – gespart wird, um sich andere, für die Konkurrenzgesellschaft wichtige Dinge wie Kosmetikartikel oder Kleidung leisten zu können. Sehr viel Geld geht dann auch noch für Genussmittel wie Alkohol oder Zigarretten und gelegentliche Besuche im Stammlokal drauf.

Bessergestellte leisteten es sich, in professionellen Verpflegungsbetrieben zu speisen und auch gelegentlich raushängen zu lassen, dass sie „einfach nicht gern kochen“. (Zu deutsch: Ich habs nicht notwendig!)

Urlaub am Meer, Sportgeräte aller Art und deren Benutzung in Wald und Wiese, sowie andere Luxusbedürfnisse erfüllen den wichtigen Zweck, dass es das Individuum befriedigt, sich dergleichen noch leisten zu können, also nicht ganz im Erdgeschoss der Klassengesellschaft gelandet zu sein.

Auch in besseren, also Vor-Corona-Zeiten war es so, dass die Konsumenten nicht unbegrenzt und nicht einmal in hinreichender Menge die Verpflegungsstätten und Geschäfte stürmten. Die meisten Geschäfte hofften auf Tourismus, also auf Kaufkraft von aussen, und auf das Weihnachtsgeschäft, wo die Kauflaune und auch die Zahlungsfähigkeit dank 14. Monatsgehalt und ähnlichem höher ist, um das Jahr halbwegs passabel abschliessen zu können.

Erstens haben viele unselbständig Beschäftigte ihren Job verloren oder sind in Kurzarbeit, haben daher ein geringeres Einkommen als früher. Zweitens haben viele Selbständige monatelang keine Einkünfte gehabt, gleichzeitig aber Pacht für Geschäftsräume, Mieten für Lagerräume und andere Fixkosten zahlen müssen. Diese Leute sind jetzt auch noch mehr als vorher verschuldet und gehen oftmals am schmalen Grat zum existenziellen Ende.

Die Coronakrise hat also bereits jetzt sehr viel Zahlungsfähigkeit vernichtet.

Ausserdem haben viele Leute jetzt notgedrungen Kochen gelernt, die sich vorher geziert haben. Schliesslich wurde auch viel Online gekauft, was man wirklich notwendig brauchte.

Angesichts leerer Kassen überlegt man es sich auch 2x, irgendeinen modischen Fetzen zu kaufen oder ein altes Spanplatten- oder Schaumstoffmöbel gegen ein neues auszutauschen, sich also ohne Not den gleichen Sch… in Rosarot zuzulegen.

Weiters sehen alle – ausser den ganz dicken Brummern in der Unternehmensleitungen – einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Kleinunternehmen werden sich nicht eine neue Gastro-Küche zulegen oder neue Maschinen für die Werkstatt, oder das ganze Geschäft neu dekorieren, in der Hoffnung, dadurch mehr Kaufkraft anzuziehen. Niemand wird leichtfertig mehr Schulden aufnehmen, als er ohnehin schon hat. Bei den Luftlinien wird verhandelt, dass viele Angestellte heftige Lohneinbussen hinnehmen müssen, und/oder viel Personal abgebaut werden muss. Es ist absehbar, dass der Flugverkehr deutlich abnehmen wird.

Die ohnehin bisher schon übervolle Reisebüro-Szene (=> Thomas Cook) wird weiter schrumpfen, weil viele Leute ihren Urlaub überdenken und lieber kleinere Brötchen backen werden. Fast jedem fallen Verwandte am Land und liebe alte Freunde ein, die man doch schon längst einmal besuchen wollte. Das heisst aber wiederum für die Zielländer, dass sie mit deutlich weniger Einnahmen rechnen müssen. Es fragt sich, was das für Wirkungen auf die BIPs und Budgets der südeuropäischen Länder haben wird, deren Einkünfte zum grossen Teil aus dem Tourismus stammen und die ohnehin schon hoffnungslos überschuldet sind.

Die Nachfrage wird also weiterhin zurückgehen, dadurch werden Geschäfte, Wirtshäuser und Cafés zusperren, wodurch die Nachfrage ihrer Betreiber auch flöten geht, usw.

Schon wetzen gewisse Schreiberlinge in den Medien ihre Feder – bzw. ihre Maus –, um vor zuviel Sparen und „Konsumzurückhaltung“ zu warnen. Konsumieren, los los! Kaufen und Geld ausgeben ist die erste Bürgerpflicht!

Ihr Blabla klingt angesichts der Sachlage noch blöder als sonst.

Amelie Lanier