Also meint auch die Initiative, dass die im Kapitalismus verbreitete Einkommenslosigkeit nicht Ausdruck eines gesellschaftlichen Mangels an Gütern ist, sondern dass den Einkommenslosen immenser Reichtum gegenübersteht. Aber warum kommen die meisten immer weniger da ran, obwohl „die Schweiz wohlhabend und die Wirtschaft leistungsfähig“ ist? Warum führt der „technologische Fortschritt“ nicht einfach zu mehr Freizeit und Gütern für alle sondern zu einem steigenden „Lebensrisiko“? An solche Fragen will die Initiative nicht denken, schon gar nicht dran rühren. Den gewaltigen Reichtum im Kapitalismus begrüsst sie vielmehr als „Möglichkeit“, ein wenig Geld davon „bedingungslos“ abzugeben. Warum so eine Notlösung als Dauerlösung?
Und: Wieso muss auch das bedingungslose Grundeinkommen knapp bemessen sein? Es soll so hoch sein, dass einen die Armut nicht erdrückt, aber so niedrig, dass die Leute den „Anreiz, arbeiten zu gehen“ nicht verlieren. Dass man die Menschen mit Geldmangel zur Arbeit erpressen muss, daran leuchtet auch den Initianten etwas ein. Dabei könnte man auch mal fragen: Was ist das für eine Arbeit im Kapitalismus, zu der man die Arbeitenden erpressen muss?
Letztendlich soll das Grundeinkommen die Leute sowieso nicht möglichst gut am kapitalistischen Reichtum beteiligen, sondern es soll ihnen ihre Arbeit im Kapitalismus wieder etwas schmackhafter machen: „Erst wenn für das Einkommen gesorgt ist, kann man sich ganz auf die Arbeit konzentrieren.“ So entsteht angeblich mehr „Sinnfindung“ und weniger „Missmut“. Die Leute sollen also ihren Dienst ausgerechnet in der Wirtschaft „motivierter“ verrichten können, von der sie so wenig zu erwarten haben…
Hier gibt es den Vortrag zum Nachhören:
Teil 1
Teil 2
Teil 3