Die Gründe, am 8. März auf die Strasse zu gehen, sind fast so vielfältig wie die Frauen* und Queers, die Teil des Kampftags sind. «Wir stehen ein für eine Gesellschaft ohne Geschlechterrollen, ohne Ausbeutung und Unterdrückung», fasst Sina Deiss, eine Teilnehmerin ihre Anliegen zusammen. «Und wir kämpfen weiter, bis unsere Forderungen gehört werden und wir unsere Ziele erreicht haben.»
Abgeschlossen wurde die Demonstration mit einem Grusswort des feministischen Streikkomitees Basel durch Michèle Meyer. «Es gibt mindestens 1001 Gründe zu streiken, sich den Frauen*bildern innen wie aussen entgegenzustellen», so Meyer. Sie streike, weil sie als Frau* nur als Schlampe oder Freiwild gelte, als Patientin nur auf ihre Reproduktionsfunktion reduziert werde und weil die Arbeit, die sie für die Gemeinschaft einbringe, keinen Lohn wert sei.
Gewalt an Frauen*
Der 8. März wird als internationale Bewegung seit mehr als 100 Jahren dazu genutzt, feministische Themen und Anliegen auf die allgemeine Agenda zu setzen. Dabei geht es jedoch nicht nur um diesen einen Tag, vielmehr sind die Kämpferinnen* um einen gemeinsamen Prozess der Vernetzung, der Debatte und der Entwicklung bemüht. Frauen* auf der ganzen Welt fordern an diesem Tag Gleichberechtigung und prangern die herrschende Gewalt gegen Frauen* an.«Die Gewalt, der Frauen* ausgesetzt sind, ist enorm», weiss Franziska Stier, Mitinitiantin des Feministischen Streiks Basel. Allerdings seien es nicht nur Männer, sondern «auch die Strukturen unserer Gesellschaft, die Frauen* und queeren Menschen Gewalt antun», sagt Stier. Vielerorts werden Frauen* aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert, verfolgt und sogar getötet. #MeToo, die Gleichberechtigungsdebatte des Jahres 2017, hat zwar einiges in Gang gesetzt – erledigt sind die Themen sexuelle Belästigung, Demütigung und Gewalt aber noch lange nicht.
Drohende Altersarmut
Auch im Erwerbsleben sind Frauen* nach wie vor benachteiligt – obwohl in der Schweiz das Gleichstellungsgesetz in Kraft ist. «Frauen* arbeiten in der Schweiz gleich viele Stunden wie Männer – und trotzdem verfügen sie nur über rund die Hälfte des Einkommens der Männer.» Weniger Lohn für die gleiche Arbeit bedeute folglich auch kleinere Renten – vielenFrauen* drohten deshalb in die Altersarmut abzurutschen. Doch nicht nur bei der Arbeit, auch in der Familie und ganz allgemein in der Gesellschaft sind Frauen* schlechter gestellt: Sie sind hauptverantwortlich für die unbezahlte Hausarbeit sowie Care-Arbeit wie etwa Kindererziehung oder die Pflege kranker und älterer Angehöriger. «Das führt wiederum dazu, dass Frauen* häufiger als Männer Teilzeit oder gar nicht erwerbsarbeiten», so Stier. Wobei die Probleme schon bei der Beschreibung beginnen würden: «Denn ‹nicht arbeiten› tun sie ja nicht, sie bekommen einfach kein Geld für ihre Leistung.» Ein griffiges Gesetz, das Lohngleichheit ermögliche, sei deshalb zwingend.