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Kein Platz für Nazis auf der Frankfurter Buchmesse

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Marginalisierte Stimmen hörbar machen Kein Platz für Nazis auf der Frankfurter Buchmesse

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Gesellschaft

„Wie wollen wir leben?”, ist das Motto der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Eine Antwort auf diese Frage liefert die Messe bislang nicht, jedoch einen Vorschlag, wie sich ihr genähert werden soll: indem wir einander zuhören.

Panorama der Frankfurter Buchmesse 2018.
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Panorama der Frankfurter Buchmesse 2018. Foto: JCS (CC BY 3.0 unported - cropped)

Datum 21. Oktober 2021
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Mit der Entscheidung (neu)rechten Verlagen wie zum Beispiel dem Oikos Verlag und dem Jungeuropa-Verlag[1] einen Platz auf der Messe einzuräumen, angeblich, um die Meinungsfreiheit und die Gesellschaft Deutschlands auch auf der Messe abzubilden, sehen wir Hass zur Meinung erklärt und Gewalt gegen marginalisierte Menschen legitimiert.

Es wird in Kauf genommen, dass Vertreter_innen (neu)rechter Verlage ihr extrem rechtes, gewalttätiges Umfeld mitbringen. So wird für Menschen, die alltägliche rassistische und antisemitische Gewalt erfahren und denen dringend zugehört werden muss, eine Teilnahme an der Messe zum Sicherheitsrisiko.

Nicht erst seit den Anschlägen in Hanau, in Halle und den Morden des NSU ist es für ein gesellschaftliches Zusammenleben unabdingbar, die Stimmen der Menschen zu verstärken, die alltäglicher rassistischer und antisemitischer Gewalt auf der Strasse, im Netz und auf der Buchmesse ausgesetzt sind. Spätestens mit dem Statement der Autorin Jasmina Kuhnke, in dem sie die Drohungen gegen sie erläutert und ankündigt ihre Messeauftritte abzusagen[2], hätte die Messeleitung eine klare anti-diskriminierende Haltung einnehmen müssen. Denn hier handelt es sich nicht um Meinungsfreiheit, sondern um direkte rassistische Diskriminierung. Da die Messe sich öffentlich bekennt keine Diskriminierung zu tolerieren, sollte sie das Fernbleiben von Autor:innen und Verleger:innen, die Rassismus in Deutschland erfahren, nicht hinnehmen und von ihrem Hausrecht Gebrauch machen.

Der Ausschluss des nationalsozialistischen Druffel-Verlags von der Buchmesse 1958, unter anderem mit der Begründung, die Anwesenheit des Verlages sei eine „Zumutung“ für die „zahlreichen ausländischen Besucher“, zeigt, dass ein konsequentes Einschreiten gegen menschenverachtende Einstellungen möglich ist.[3]

Wir fordern die Messeleitung auf, sich nicht mit Diversitätsfloskeln zu schmücken, sondern aktiv zu gewährleisten, dass marginalisierte Menschen an den Debatten teilnehmen können und ihnen zugehört wird. Es ist die Aufgabe der Messeleitung, sich gegen Rassismus und Antisemitismus zu positionieren, aber auch die der gesamten Buchbranche, sich solidarisch zu zeigen und das alljährliche Hofieren neurechter Verlage nicht kommentarlos geschehen zu lassen. Wir erklären uns solidarisch mit allen, die sich fragen, ob und wie sie an der Buchmesse geschützt vor Nazis teilnehmen können!

pm