Workshop-Reihe zu anarchistischer Theorie Leipzig: Unpolitisch im Szeneviertel
Gesellschaft
In einer bekannten kommerziellen Kneipe im Szeneviertel wollte ich ein schön gestaltetes Plakat ins Fenster hängen. Immerhin hing dort auch die Werbung für ein Punk-Konzert. Kneipen und Cafés gibt es in diesem Viertel etliche, sicherlich.
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27. Dezember 2024
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Sicherlich kommen dort auch allerlei Selbstunternehmer und Hipster vorbei. Als ich zweimal Montagabends dort rein steuerte, stellte ich zudem fest, dass es offenbar ein Ort war, an welchem sich jugendliche Rich-Kids daten und dabei eine Limo schlürfen. Sonst kam schon mal die eine oder andere Zeckenbande dort eingefallen oder trafen sich die sonstigen Alternativen des Stadtteils mitunter – aber seit auch hier das Bier fast fünf Euro kostet, sind diese Zeiten eigentlich passé.
Innerhalb von zwei Minuten war jedenfalls klar, dass ich mein Plakat nicht ins Fenster hängen durfte. Der Barkeeper schaute nur knapp darauf, erblickte das dezent durchscheinende (A) im Hintergrund, ohne sich weiter mit dem Inhalt zu befassen. Scheinbar handelte es sich um irgendetwas „Politisches“, so seine Begründung. Und ich vermute sein Chef – ein langjähriger Akteur in der kommerzialisierten Alternativökonomie hätte es ähnlich gesehen.
Tja, was soll man dazu sagen? In Zeiten wie diesen, wo die AfD bei den letzten Landtagswahlen 34% der Direktstimmen und 30,6% der Listenstimmen erhalten hat und die Faschisten auf allen Ebenen vormarschiert sind, ist man offenbar selbst in diesem Viertel darauf bedacht, die zahlende Kundschaft nicht zu vergraulen.
Wer meint, dabei ginge es vorrangig um Durchreisende aus Sachsen oder Thüringen, dürfte sich dabei aber irren. Die Workshop-Reihe zu anarchistischer Theorie soll vermutlich nicht jene, sondern nicht die westdeutschen Städtetouristen vergraulen, die ohnehin nur ihr vorurteilsbehaftetes Bild vom Osten hierher bringen und bestätigt wissen lassen möchten. Der Inhalt der Veranstaltung scheint dabei egal zu sein. In diesen Zeiten gibt man sich lieber unpolitisch.