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Babylon (1980)

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Babylon (1980) Musik und Rebellion

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Kultur

„Babylon“ ist ein Drama über Identität, Musik, Freiheit und Rebellion.

Der britische Schauspieler Brinsley Forde, Februar 2009.
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Der britische Schauspieler Brinsley Forde, Februar 2009. Foto: Dubwize (PD)

Datum 15. Oktober 2024
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Franco Rosso erzählt von jungen Menschen, die ihre Bestimmung suchen und sich losmachen wollen von der Gewalt und dem Rassismus, zurück zu der Einheit, die so präsent ist in der Musik, zu der sie tanzen und singen.

Am Tag ist David (Brinsley Forde) Mechaniker und kümmert sich um seinen kleinen Bruder, der immer wieder neue Wege sucht und findet, um nicht in die Schule zu gehen. Bei Nacht ist er Blue, Frontmann der Reggea-Band Ital 1 Lion, die in örtlichen Clubs auftreten und vor allem junge Menschen aus Jamaika und Afrika begeistern. Auf lange Sicht hin will Blue auch mit der Musik sein Geld verdienen, doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, der zunächst einmal über ein Battle mit einer anderen Band führt, auf das er und die Bandkollegen schon seit einer ganzen Weile hinarbeiten. Während Errol (David N. Haynes) dabei ist, neue Musik für die Band zu sichern, versuchen Spark (Brian Bovell) und Beefy (Trevor Laird), mit nicht immer legalen Mitteln an neue Boxen und andere Dinge zu kommen, um den Sound von Ital 1 Lion noch zu verbessern. Immer dabei ist Ronnie (Karl Howman), ein Freund der Band und Kiffer, der nichts lieber tut, als mit der Band abzuhängen.

Jedoch ist die Welt, in der die Jungs leben, nicht gerade einfach. Neben Ärger auf der Arbeit und Stress in der eigenen Familie muss sich David mit Rassismus und Gewalt herumschlagen. Auch die Band bleibt von diversen Übergriffen nicht verschont, denn sie erhielten schon diverse Drohungen wegen der viel zu lauten Musik. Eines Tages eskaliert die Situation und Blue muss eine Entscheidung treffen, ob er zu den Werten wie Freiheit und Rebellion steht, von denen er singt, oder ob er flüchtet.

Das babylonische Dreieck

Vielleicht wäre die Karriere von Regisseur Franco Rosso ganz anders verlaufen, wenn er nicht in seinen Spielfilmen und Dokumentationen immer wieder heisse Eisen angefasst hätte. Schon mit seinem dritten Film, der Dokumentation The Mangrove Nine behandelte er Themen wie den Rassismus und die Polizeigewalt in der britischen Gesellschaft, sodass die BBC die Übertragung des Films verzögerte. Nicht zuletzt wegen Babylon von 1980 ist Rosso Fans von Kultfilmen bekannt, denn neben den Themen, die sein Schaffen begleiten, ist der Spielfilm vor allem ein Einblick in die jamaikanische Kultur Subkultur Londons, der bisweilen Erinnerungen weckt an das afroamerikanische Kino. Die Musik ist das Element, was die Zuschauer noch lange begleiten wird mit ihrem Aufruf zu Einheit und damit einer gemeinsamen Stimme gegen Ungerechtigkeit und Hass.

Im Zentrum steht dabei die Idee von Metropolen wie London als Teil des babylonischen Dreiecks, wie es der Film nennt. Jamaika und Afrika sind zugleich präsent für die Helden des Films, doch ebenso weit entfernt. Blue, Errol, Spark und Beefy sind Figuren auf der Suche nach einer Identität, die auf der einen Seite Fuss fassen will in der britischen Gesellschaft (vor allem wirtschaftlich), doch andererseits sich in der Kultur Afrikas und Jamaikas wiederfindet. Immer wieder begleitet die Kamera sie auf den Streifzügen durch die Stadt, meist nachts, immer auf der Suche, während sie in ihrer Musik scheinbar längst angekommen sind. Rosso zeigt die hellen Seiten der Kultur, in der sich seine Helden bewegen, doch genauso die Schattenseiten eines Landes, das sie noch längst nicht akzeptiert hat und welches ihnen mal mehr, mal weniger unverhohlen mit Hass oder gar Gewalt begegnet. Die Dialoge, die Bilder und vor allem die Darsteller geben Babylon eine Authentizität, die zu betonen scheint, dass der Kampf dieser Menschen sehr präsent ist in der Welt, die der Film zeigt.

Musik und Rebellion

Wie schon beschrieben, spielt die Musik eine besondere Rolle in Babylon. Für Männer wie David/Blue sind die Texte, die Beats und die Melodien eine Zurückkommen zu einer ursprünglichen Sprache, die Menschen vereint, bevor man sie auseinanderbrachte durch Sklaverei, Verschleppung und Gewalt. Brinsley Forde, selbst Musiker, sowie den anderen Schauspielern merkt man die Intensität des Moments an, wenn sie sich der Musik hingeben können und für einen Augenblick die Welt um sich herum verlassen können. Zugleich formuliert diese Musik eine Herausforderung an sie, denn es ist bei weitem nicht einfach, selbst zu einem Menschen zu werden, der stiehlt und betrügt, wie man es ihnen schon lange unterstellt. Franco Rossos Film ist deswegen weitaus mehr als eine Milieustudie, denn es bleibt auch die Hoffnung, sich jener selbsterfüllenden Prophezeiung zu entziehen, die von der Gesellschaft bereits ausgestellt wurde, zumindest den rechtskonservativen Elementen in ihr.

Rouven Linnarz
film-rezensionen.de

Babylon (1980)

England

1980

-

95 min.

Regie: Franco Rosso

Drehbuch: Franco Rosso, Martin Stellman

Darsteller: Brinsley Forde, Karl Howman, Trevor Laird

Produktion: Gavrik Losey

Musik: Dennis Bovell

Kamera: Chris Menges

Schnitt: Thomas Schwalm

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 4.0) Lizenz.