Rezension zum Film von Rainer Werner Fassbinder Die Ehe der Maria Braun
Kultur
«Die Ehe der Maria Braun» kommentiert weniger als dass sie die Nachkriegszeit zeigt und verarbeitet. Ein etwas sperriger, aber sinniger Auftakt zu Fassbinders BRD-Trilogie.
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27. September 2017
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3 min.
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Korrektur
Just als die beiden wieder einmal im Schlafzimmer zugange sind, werden sie vom überraschend heimkehrenden Hermann ertappt. Im Eifer des Gefechts erschlägt Maria Bill, dem Gefängnis entgeht sie allerdings, als Hermann die Tat vor Gericht auf sich nimmt. Nun wieder Quasi-Witwe, investiert Maria Zeit in ihren beruflichen Werdegang und steigt alsbald in der Gunst des wohlhabenden und kranken Karl Oswald (Ivan Desny) auf.
Während die zugrundeliegende Story durchaus interessant ist, wartet «Die Ehe der Maria Braun» eigentlich nur mit zwei Szenen auf, die so richtig lange im Gedächtnis bleiben werden: Zum einen die sehr pfiffige Antwort der Maria auf die Frage eines Amerikaners im Zug (Günther Kaufmann), wo sie denn so gut Englisch gelernt hätte; zum anderen die letzten zehn Minuten, insbesondere das bedeutungsschwangere Ende: Operation Weltmeisterschaft gelungen, Patientin tot. Wir sind wieder wer als Nation, während die einzelnen Existenzen gescheitert sind.
Der restliche Film hingegen zieht sich hier und da ein wenig, auch wenn das langsame Pacing sicher im Sinne des Erfinders war und nicht etwa auf Inkompetenz zurückzuführen ist. Punkten kann «Die Ehe der Maria Braun» allerdings mit dem energischen Schauspiel der Schygulla sowie den beinahe dokumentarisch angehauchten Trümmerbildern von Michael Ballhaus.
Die Ehe der Maria Braun
Deutschland
1979
-115 min.
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Drehbuch: Peter Märthesheimer, Pea Fröhlich
Darsteller: Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny
Produktion: Albatros / WDR
Musik: Peer Raben
Kamera: Michael Ballhaus
Schnitt: Rainer Werner Fassbinder (als Franz Walsch), Juliane Lorenz
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