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Like A Complete Unknown

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Like A Complete Unknown Der junge Bob Dylan

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Kultur

Bob Dylan hat heute den Status einer lebenden Legende. Er ist der einzige Sänger, der den Literaturnobelpreis bekommen hat, aber den Preis nicht selber entgegennahm.

Joan Baez und Bob Dylan am Bürgerrechtsmarsch in Washington, D.C., 28. August 1963.
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Joan Baez und Bob Dylan am Bürgerrechtsmarsch in Washington, D.C., 28. August 1963. Foto: Rowland Scherman (PD)

Datum 18. April 2025
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Dylan vermeidet heute auch jede gesellschaftspolitische Positionierung, Viele seiner Fans sehen es als Dylans besondere Qualität, nicht zu den Künstler*innen zu gehören, die eher mit ihrer politischen Haltung als mit ihrer Kunst für Aufmerksamkeit sorgen. Dabei bewegte sich der junge Dylan in hochpolitischen Kreisen. Das zeigt der Film „Like A Complete Unknown“, der mit einem Besuch Dylans am Krankenbett seines grossen Vorbild, des Folkmusikers Woody Guthrie, beginnt. Der litt an einer Nervenkrankheit, sprechen konnte er nicht mehr, geistig war er noch voll auf der Höhe. Etwas Abwechslung im tristen Hospitalzimmer verschaffte ihm sein Freund Pete Seeger.

Er sass auch an Guthries Krankenbett,als der junge Dylan aufkreuzte. Beide waren etwas skeptisch, doch als der junge Mann dann die Gitarre auspackte und ein Stück vorführte, das er für Guthrie geschrieben hatte, war er aufgenommen in den Kreis politisch linkssehender Folkmusiker*innen, für die Guthrie und Seeger standen.

Wir können dann im Film mitverfolgen, wie der junge Mann mit der Gitarre zum bekannten Star wurde, der nicht mehr auf die Strasse gehen konnte, ohne von Fans verfolgt zu werden. Anfangs war Dylan ein mittelloser Musiker, der aus Geldmangel im bescheidenen Haus der Familie Seeger übernachtete. Doch schon wenig später logierte der junge Künstler im noblen Bungalow von Joan Baez.

Die kurze Beziehung zwischen Dylan und Baez nimmt eine wichtige Rolle im Film ein. Sie beendet diese Liaison, in dem sie Dylan bei einem seiner Besuche aus ihrem Haus wirft. Ob der Grund für die Trennung in seinen Beziehungen zu anderen Frauen lag oder ob sie mit Dylans weiterer künstlerischen Entwicklung nicht einverstanden war, bleibt im Film offen. Tatsächlich entfernt sich Dylan sehr schnell aus dem Milieu der politisch engagierten Folksänger*innen. Es kommt zu grossen Zerwürfnissen und auf Konzerten wird er ausgebuht, wie im Film zu sehen ist.

Die Konflikte entzünden sich vordergründig daran, dass Dylan schon bald elektrische Gitarren benutzt und damit bei Folk-Purist*innen Zorn erregt. Doch dieser Konflikt hat auch eine eminent politische Komponente, die im Film nur angerissen wird. Ziemlich am Anfang ist Seeger angeklagt, weil er den Ausschuss für unamerikanische Umtriebe missachtet haben soll. Der verfolgt Seeger, weil er sich auch im Kalten Krieg nicht von der Kommunistischen Partei der USA distanzierte und immer bereit ist, auf deren Veranstaltungen zu spielen. Darin ist er sich auch mit Woody Guthrie einig. Für beide ist die Folkbewegung auch ein Mittel, um der Bevölkerung kritische Inhalte zu vermitteln, was Seeger offen sagt.

Als Dylan in der letzten Filmszene noch einmal den todkranken Guthrie am Krankenbett besucht und ihm ein Musikinstrument zurückbringt, das der ihm geschenkt hatte, um sich dann mit einen schnellen Motorrad aus dem Staub zu machen, beginnt er nicht nur eine künstlerische Karriere. Es ist auch ein Abschied Dylans von der politisch engagierten Kunst.

Peter Nowak

Like A Complete Unknown

USA

2024

-

141 min.

Regie: James Mangold

Drehbuch: Jay Cocks, James Mangold

Produktion: Fred Berger, Alex Heineman, Peter Jaysen, Bob Bookman

Musik: Nicholai Baxter, Steven Gizicki

Kamera: Phedon Papamichael

Schnitt: Andrew Buckland, Scott Morris