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Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste

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Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste Marktplatz der Eitelkeiten

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Kultur

Frauen dienen bei den Filmfestspielen von Cannes als reines Anschauungsobjekt.

Die deutsche Filmregisseurin Isabell Šuba, März 2015.
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Die deutsche Filmregisseurin Isabell Šuba, März 2015. Foto: Barrikadestudio (CC-BY-SA 3.0 unported - cropped)

Datum 22. Dezember 2023
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Von dieser These ausgehend drehte Isabell Šuba einen interessanten Film über das Filmgeschäft, der die Grenzen von Fiktion und Dokumentation geschickt verwischt, sich aber zu sehr mit seinen beiden Hauptfiguren aufhält.

Marktplatz der Eitelkeiten: Wenn bei den Filmfestspielen von Cannes einmal im Jahr die filmische Prominenz zusammenkommt, dann nicht nur um zu sehen und gesehen zu werden, sondern auch um zu verkaufen. Als Isabell Šuba (Anne Haug) mit ihrem Kurzfilm Chica XX Mujer nach Südfrankreich eingeladen wird, will sie die Gunst der Stunde nutzen, um auch gleich einen Interessenten zu finden, der ihren nächsten geplanten Film finanziert. Doch dabei geht alles schief: Ein geplantes Interview platzt, sie kommt nicht auf eine wichtige Veranstaltung und zu allem Überfluss hat ihr Produzent David (Matthias Weidenhöfer) ungefragt Untermieter in ihrem Apartment untergebracht.

Die grosse Besonderheit von Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste ist weniger der Inhalt, sondern vielmehr, wie der zustande gekommen ist. Isabell Šuba gibt es tatsächlich und sie wurde auch wirklich nach Cannes eingeladen. Nur trat sie dort nicht selbst auf, sondern liess sich von einer Schauspielerin verkörpern und dabei filmen, während sie selbst unter einem anderen Namen anreiste. Und um das Chaos komplett zu machen: Matthias Weidenhöfer ist tatsächlich Produzent, nur heisst er eben nicht David und tritt im wahren Leben – so wäre es zumindest zu hoffen – souveräner aus, als es der machohafte, wenig zuverlässige David tut.

Wofür die Scharade? Der Titel verrät es: Bei aller selbstüberzeugter Noblesse, Cannes ist nicht mehr als ein Viehmarkt im Glitzerfummel. So ist der Wettbewerb fest in Männerhand, Regisseurinnen sind dort kaum zu sehen. Dafür haben die Frauen einen festen Platz auf dem roten Teppich, dürfen dort tiefe Einblicke ins Dekolleté gewähren, während sich das Drumherum betont seriös gibt.

Material für eine Satire gibt das altehrwürdige Filmfestival also allemal her. Über die blosse Erwähnung des Misstandes hinaus hat Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste jedoch nur wenig zu dem Thema beizutragen. Warum Frauen dort unterrepräsentiert sind, wird ebenso wenig verraten wie wer die Schuld daran trägt oder wie man die Situation verbessern könnte.

Stattdessen dürfen wir einen Grossteil des Films mitansehen, wie Isabell und David sich streiten, beleidigen und dann wieder streiten. Das ist anfangs noch recht witzig, wird mit der Zeit aber nur noch anstrengend, zumal sich dem Zuschauer auch nicht ganz erschliesst, weshalb die beiden überhaupt zusammenarbeiten. Vor allem Isabell zeigt sich vom ersten Moment an als aggressive Dauernörglerin, die nur wenig dafür tut, um bei ihrem Umfeld und Publikum auch nur irgendwie sympathisch zu sein.

Spannender ist es, wenn das Chaotenduo auf den Rest des Filmbetriebs stösst, sei es bei Interviews oder dem Versuch, eine Westernkomödie zu pitchen. Ob die Szenen echt sind, also à la Jackass: Bad Grandpa Sketche mit einem realen Umfeld gespielt werden oder ob auch das ein abgekartetes Spiel ist, das verrät Šuba nicht – weder die echte, noch die falsche. Doch das macht den anarchischen Charme des Films aus, der Cannes eben als grosse Selbstinszenierung entlarven wollte.

Oliver Armknecht
film-rezensionen.de

Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste

Deutschland

2013

-

83 min.

Regie: Isabell Šuba

Drehbuch: Lisa Glock, Isabell Šuba

Darsteller: Anne Haug, Matthias Weidenhöfer, Eva Bay

Musik: Hektor Marroquin, Tubbe

Kamera: Johannes Louis

Schnitt: Clemens Walter

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 4.0) Lizenz.