Als der junge Ishmael (Richard Basehart) zusammen mit dem indigenen Harpunier Queequeg (Friedrich von Ledebur) 1841 in der kleinen Hafenstadt New Bedford auf dem Schiff Pequod anheuern, ahnen sie nicht, was ihnen bevorsteht. Offiziell ist das Ziel der Walfang, womit sich viel Geld machen lässt. Doch Kapitän Ahab (Gregory Peck) hat etwas anderes im Sinn. Einige Jahre ist es inzwischen her, dass er im Kampf mit einem weissen Wal ein Bein verloren hat. Seither jagt er Moby Dick, wie das Tier bei den Walfängern bekannt ist. So gross ist der Hass, dass Ahab blind für alles andere wird und dabei sich und die anderen zunehmend in Gefahr bringt …
Adaption eines grossen Klassikers
Natürlich hat Herman Melville im Laufe der Jahre eine Reihe von Werken verfasst. Und doch werden die meisten den US-amerikanischen Schriftsteller in erster Linie mit Moby Dick in Verbindung bringen. 1851 veröffentlicht gilt die Geschichte um einen besessenen Walfänger als einer der grossen Romane der amerikanischen Literaturgeschichte. Dabei dauerte es eine Weile, bis das Buch das heutige Renommee gefunden hat. Bei der Veröffentlichung hielt sich die Resonanz in Grenzen: Die Kritiken waren durchwachsen, die Verkaufszahlen liessen ebenfalls zu wünschen übrig. Erst Jahrzehnte später änderte sich das. Seither wurde der Klassiker vielfach für die verschiedensten Medien adaptiert. Die bekannteste Filmfassung stammt aus dem Jahr 1956. Doch auch diese war nicht der grosse Erfolg, den man sich erhofft hatte. Tatsächlich wurde die Verfilmung zunächst zu einem Verlustgeschäft.Dabei führte mit John Huston ein Mann Regie, der selbst zu den grossen Namen seines Landes zählt. Werke wie Der Schatz der Sierra Madre (1948) oder African Queen (1951) etablierten ihn als einen der wichtigsten Filmemacher der damaligen Zeit. Doch die Arbeit an der Adaption war schwierig. So kam es zu Auseinandersatzungen zwischen Huston und Ray Bradbury (Fahrenheit 451), die gemeinsam das Drehbuch schrieben. Die Produktionskosten stiegen und stiegen, das ursprünglich anvisierte Budget wurde mehr als verdoppelt. Visuell macht sich das aber bezahlt. Natürlich ist Moby Dick nicht mit heutigen Filmen zu vergleichen, wo vieles durch Computerhexerei auf die Leinwand gezaubert wird. Das war in den 1950ern doch deutlich aufwendiger, weswegen das Ergebnis umso beeindruckender ausfällt.
Der wahnsinnige Kampf gegen die Natur
Dabei ist Moby Dick eigentlich kein reiner Abenteuerfilm. Die Handlung mag dies zwar vermuten lassen. Tatsächlich besteht ein Grossteil des Films nur darin, dass auf hoher See ein Wald gejagt wird. Das ist weder abwechslungsreich noch tiefgründig. Aber nur auf den ersten Blick. Der Roman ist reich an Philosophie und Psychologie, dazu gefüllt mit Symbolik. Was in Textform funktioniert, überträgt sich aber nicht ohne Weiteres auf ein rein visuelles Medium. Hinzu kommt die Besetzung. Für viele war Gregory Peck (Ein Herz und eine Krone) eine eindeutige Fehlbesetzung. Der auf Helden abonnierte Schauspieler ist sicherlich niemand, der einem für die Rolle eines hasserfüllten, zunehmend wahnsinnigen Walfängers einfallen würde. Und auch wenn der Darsteller viel in die Rolle investierte, so ganz passt das mit den seelischen Abgründen nicht.Sehenswert ist das Drama aber durchaus. Das darf man auch wörtlich verstehen: Neben den mächtigen Schauwerten ist der Einsatz von Farbe bemerkenswert, wenn Huston und sein Team auf einen farbentleerten Look setzen, um sich an alten Bildern zu orientieren, ohne gleich in Schwarzweiss überzugehen. Aber es ist auch spannend, was hier erzählt wird. Wer die Geschichte nicht schon kennt, darf bei Moby Dick bis zum Schluss rätseln, wie das Ganze ausgehen wird – zumal manche Adaption auch das Ende umgeschrieben hat. Zudem ist es faszinierend, wie hier nicht nur der Protagonist seinem Jagdrausch erliegt, sondern zunehmend andere in den Strudel mit hineinzieht. Wie der Wahn um sich greift und ein aussichtsloser Kampf gegen die Natur beginnt, die eigene wie die da draussen.