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Rollerball (Remake)

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Rollerball (Remake) Dummdreistes Spektakel

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Kultur

Wieder einmal wagte sich ein Regisseur, John McTiernan („Last Action Hero“, 1993; „The Thomas Crown Affair“, 1999), an ein Remake, dem gleichnamigen Films „Rollerball“ von Norman Jewison aus dem Jahre 1975.

Jonathan E. Cosplay an der New York Comic Con 2014.
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Jonathan E. Cosplay an der New York Comic Con 2014. Foto: Docking Bay 93 (CC BY 2.0 cropped)

Datum 29. Juni 2019
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Lesezeit5 min.
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Doch während Jewison sein Actionspiel mit sozialkritischen Untertönen versehen hatte, bleibt in dem Remake zum Schluss nichts weiter übrig als ein Debakel in jeder Hinsicht – und das trotz Jean Reno („Die purpurnen Flüsse“, 2000; „Just Visiting“, 2001) und Chris Klein („American Pie“, 1999; „American Pie 2“, 2001).

Ein Skateboard-Rennen durch die Strassen von San Francisco wird Jonathan Cross (Chris Klein) beinahe zum Verhängnis: Nicht nur, dass die Polizei sich an seine Fersen heftet. Nur knapp entgeht er einem Aufprall mit einem Auto. Sein alter Freund Marcus Ridley (LL Cool J) hievt ihn in sein Auto und versucht ihn zu überreden, mit ihm in Kasachstan Rollerball zu fahren. Zunächst will Cross nicht, das sei doch nur Zirkus. Als er dann jedoch vor seiner Wohnung Streifenwagen sieht, willigt er ein.

Ein paar Monate später ist er in Kasachstan der Held des Publikums. In einer Mischung aus Spiel, Aggression und gefährlichen Fahrten in der Arena sammelt Cross einen Punkt für seine Mannschaft nach dem anderen. Cross, Ridley und die anderen im Team stehen bei Petrovich (Jean Reno) unter Vertrag. Und der kennt keinen Spass, ausser wenn er ihm Geld bringt. Für Petrovich, schon in Zeiten der Sowjetunion mächtig und einflussreich, zählt nur eines: Die Quote, also die Einnahmen müssen stimmen. Er kennt keine Skrupel, die Regeln des Spiels selbst zu bestimmen und bei fallender Quote auch während des Spiels zu intervenieren.

Als erstes lässt er den Helmgurt eines Spielers anschneiden, damit dieser bei einer wütenden Attacke eines Gegners blutig zu Boden geworfen wird. Cross ist entsetzt und beschwert sich bei Petrovich, der so tut, als wisse er von nichts. Doch der treibt es auf die Spitze. Nächstes Opfer für die Quote soll die „Schwarze Witwe“ sein, Aurora (Rebecca Romijn-Stamos), mit der Cross heimlich ein Verhältnis begonnen hat. Ein Spieler des anderen Teams dreht an ihrem Motorrad den Benzinhahn auf. Nur knapp entgeht sie dem Tod.

Cross und Ridley beschliessen, nach Russland zu fliehen. Doch sie haben nicht mit dem Einfluss von Petrovich gerechnet. Ein Spiel auf Leben und Tod beginnt ...

Regisseur McTiernan drehte einen lauten, hektischen Streifen. Er gönnt dem Zuschauer kaum ein Aufatmen. Die Figuren rasen – nicht nur in der Arena – wie durch eine invisible hand angetrieben durch das Zelluloid, als ob der Teufel hinter ihnen her wer. Da ist nur gar kein Teufel, denn der Film lebt vor allem nach dem Motto: Chaos um des Chaos willen. Die Rollerball-Jagden wurden so hektisch geschnitten, dass das Auge kaum in der Lage ist, irgendeiner Handlung zu folgen. Das ist allerdings nicht so wichtig, denn die Handlung kann man abheften unter: platte Schwarz-Weiss-Malerei, die mit Realitäten nun überhaupt nichts mehr zu tun hat. Die Rollerball-Spiele wirken nur wirr, unterstrichen durch lärmende Musik – ein einziges Chaos.

Aber noch schlimmer: Das, was einem da an kruppstahlharten Jungs und Mädels präsentiert wird, die wie charakterlose Masken durch den Film hetzen, an dummen Minenarbeitern, die ausgerechnet bei Minenbesitzer Petrovich in die Arena steigen, um sich abzureagieren, an einem nach dem Klischee vom Apparatschik mit nicht mehr als zwei Strichen gezeichneten Petrovich, der so skrupellos, böse und intrigant ist, dass er nicht von dieser Welt sein kann, ist schlicht nicht mehr als dramaturgischer wie inhaltlicher Dilettantismus.

Der Stümperei setzt das Ende der Geschichte noch die Krone auf, als die schon fast als Untermenschen dargestellten kasachischen Arbeiter ausgerechnet von dem aus dem Zentrum des Kapitalismus stammenden Jonathan Cross von Petrovichs Macht befreit werden.

Was soll man von einem Jean Reno halten, der nicht einmal eine schlechte Karikatur eines wirklichen Menschen spielt, sondern ein ideologisch verzerrtes Abziehbild aus der Klamottenkiste des Kalten Krieges? Chris Klein als unbedarfter, oberflächlicher und dümmlicher Boy aus San Francisco, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, passt in diese filmische Katastrophe exzellent hinein. Über die anderen Mimen lohnt sich kein Wort.

Es ist schon erstaunlich, dass solche Filme noch möglich sind. Sie beweisen etwas, wofür allerdings kein solches Spektakel notwendig gewesen wäre. Wenn einem nichts mehr einfällt, zaubert man die Schwarz-Weiss-Klischees von anno dazumal einfach mal wieder hervor. Während auf der ex-einen Seite „die Kapitalisten“ an der Misere der Welt ordentlich schuld waren und nur die „Weltrevolution“ Abhilfe zu schaffen versprach und gleichzeitig der Parteiapparat von der Inszenierung dieser Ideologie lebte, drehte man auf der ex-anderen Seite den Verblendungs-Spiess einfach herum. Aus dem „bösen imperialistischen Machthaber“ wird der gleichermassen schreckliche Teufel des Apparatschiks, von dem man die dumpfe Masse befreien muss. So billig kommt dieser Film daher und verpackt das alles in Rollerball.

Eine inhaltliche und dramaturgische Katastrophe, die nur die Bewertung „katastrophal“ verdient hat.

Ulrich Behrens

Rollerball

USA

2002

-

98 min.

Regie: John McTiernan

Drehbuch: Larry Ferguson, John Pogue

Darsteller: Chris Klein, Jean Reno, LL Cool J

Produktion: John McTiernan, Charles Roven, Beau St. Clair

Musik: Éric Serra

Kamera: Steve Mason

Schnitt: Robert K. Lambert, John Wright