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Triangle of Sadness

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Triangle of Sadness Irrlichterndes Spiel mit Hierarchien

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Kultur

„Triangle of Sadness“ ist eine weitere sehenswerte Satire von Ruben Östlund, wenn er uns mit auf eine Kreuzfahrt nimmt, bei der die unterschiedlichsten Leute zusammenkommen.

Der schwedische Filmregisseur und Drehbuchautor Ruben Östlund bei der Präsentaion seines Filmes
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Der schwedische Filmregisseur und Drehbuchautor Ruben Östlund bei der Präsentaion seines Filmes "Triangle Of Sadness" in der Royal Festival Hall, 11. Oktober 2022. Foto: Raph_PH (CC-BY 2.0 cropped)

Datum 14. Februar 2025
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An Themen mangelt es dabei nicht. Eigentlich sind es sogar zu viel, wenn der Film durch die Gegen irrlichtert und dabei nicht das beste Gespür für Balance hat. Aber es ist doch genug dabei, wofür sich das Anschauen lohnt, zumal das grosse Ensemble sehr gute Leistungen zeigt.

Es sollte ein schöner Urlaub werden für die beiden Models Carl (Harris Dickinson) und Yaya (Charlbi Dean), als sie die Einladung zu einer Luxuskreuzfahrt annehmen. Den haben sie auch dringend nötig, nachdem sie sich kurz vorher kräftig gestritten haben und erst einmal wieder zueinander finden müssen. Und das versuchen sie, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, sich für die Instagram-Fotos zu inszenieren. Aber auch an Bord des Schiffs kommt es zu Reibungen und Meinungsverschiedenheiten. Während sie mit sich beschäftigt sind oder die diversen Passagiere und Passagierinnen kennenlernen, ahnen sie nicht, dass das Schiff auf eine Katastrophe zusteuert. Zumal der ständig betrunkene Kapitän (Woody Harrelson) keine wirkliche Hilfe ist …

Spöttischer Rundumschlag

Ruben Östlund ist nicht unbedingt dafür bekannt, in seinen Filmen das beste Menschenbild verbreiten zu wollen. Ein höhnischer Ton und satirische Spitzen gehören bei den Werken des schwedischen Regisseurs und Drehbuchautors dazu. Ob nun Höhere Gewalt, bei dem ein Vater in einer Notsituation die Familie im Stich lässt, oder The Square, welches einen Blick auf den Kunst-Zirkus wirft – das sind schon keine besonders schmeichelhaften Beschreibungen, die uns Östlund da mitgibt. Insofern dürfte niemand sonderlich überrascht gewesen sein, dass auch sein neuester Film Triangle of Sadness in diese Richtung geht. Dieses Mal geht er sogar noch ein ganzes Stück weiter, wenn wirklich niemand, den er hier auf das Publikum loslässt, vor seinem Spott sicher ist.

Und das sind ziemlich viele. Waren seine beiden vorangegangenen Filme noch recht fokussiert, wenn es darum ging, wessen Geschichte er erzählen will, da ist seine letzte Satire ein echter Ensemblefilm. Vor allem der Mittelteil, der auf dem Kreuzfahrtschiff spielt, schmeisst alle möglichen Leute zusammen. Da treffen realitätsfremde Millionärsgattinnen auf ein freundliches Ehepaar, welches ein etwas anderes Familienunternehmen führt, kommunistische Kapitäne auf eine Frau mit beschränktem Vokabular. Auch wenn das Model-Paar als Hauptfiguren eingeführt werden und sich das erste Drittel nur um sie dreht, im weiteren Verlauf von Triangle of Sadness sind sie nur zwei unter vielen. Zum Teil hätte man sie sogar wieder ganz aus der Geschichte nehmen, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte.

Irrlichterndes Spiel mit Hierarchien

Das wiederum passt sehr gut zu einem Film, der sich unter anderem mit Hierarchien und verschiedenen Formen von Macht beschäftigt. Wer im einen Moment noch das Sagen hat, kann plötzlich völlig unbedeutend sein – oder umgekehrt. Das ist einer der spannenderen Aspekte. Die Komödie, die bei den Filmfestspielen von Cannes 2022 Premiere feierte und dort die Goldene Palme erhielt, zeigt auf, wie sehr menschliches Verhalten von Kontexten abhängt. Aber auch dass man Menschen erst dann wirklich kennt, wenn man sie in verschiedenen Kontexten gesehen hat. Das ist eine der wenigen wirklichen Erkenntnisse, die Östlund in Triangle of Sadness resümiert. Ansonsten mag er es ein wenig diffuser, gerade zum Ende hin, das mit seiner Offenheit manche in den Wahnsinn treiben wird.

Dieses Unbestimmte kann etwas anstrengend sein, nicht zuletzt wegen der Länge des Films. Mehr als 140 Minuten dauert Triangle of Sadness, ohne dass immer klar würde weshalb. Anstatt einem eindeutigen roten Faden zu folgen, irrlichtert das Drehbuch umher, findet mal hier, mal dort ein Thema. Einige davon sind dabei interessanter als andere, weshalb es immer mal wieder zu zähen Passagen kommt. Umso mehr wenn auch die Passagen an sich oft länger sind, als es nötig gewesen wäre. Doch auch wenn die Satire aufgeblasen ist und sich an manchen Stellen mit einem plumperen Humor über Wasser hält, sehenswert und unterhaltsam ist sie. Sie ist vor allem auch sehr gut gespielt, wenn die unterschiedlichsten Figuren aufeinanderprallen und sich miteinander arrangieren müssen, obwohl sie beim besten Willen nicht zusammenpassen. So wie die Themen, die Östlund in seinem Dreiakter zusammengerührt hat.

Oliver Armknecht
film-rezensionen.de

Triangle of Sadness

Schweden, Deutschland, Frankreich

2022

-

147 min.

Regie: Ruben Östlund

Drehbuch: Ruben Östlund

Darsteller: Harris Dickinson, Charlbi Dean, Dolly De Leon

Produktion: Philippe Bober, Erik Hemmendorff

Musik: John Ottman

Kamera: Fredrik Wenzel

Schnitt: Mikel Cee Karlsson, Ruben Östlund

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 4.0) Lizenz.