Mit Egotronic assoziiere ich die Antifa-Aktionen jener Zeit, die Konflikte zwischen „Anti-Imps“ und „Anti-Ds“ mit ihren entsprechend unschönen Auswüchsen. Die Angelegenheit war in jener Zeit enorm wichtiges Kriterium für die eigene Identitätsbildung und Zugehörigkeit zu Lagern – etwas, was ich damals auch schon bescheuert fand.
Dennoch hatten meine Positionen immer wieder mit jenen der Antideutschen Überschneidungen. Dies betraf vor allem den konsequenten Antinationalismus, die Kritik an deutscher Leitkultur und spiessigem Bürgerleben – die mit dem Elektro noch mal einen anderen Geschmack hatte, als der Punk, von dem ich vorher geprägt war. Auch die Kritik daran, irgendwelchen Fahnen hinterher zu laufen und anarchronistische Ideologien oder verschwörungsmythologisches Geblubber zu vertreten, sprachen mich durchaus an.
Trotzdem war nicht ich nie „antideutsch“. Ich brauchte sowas nicht als Identifikationsmerkmal und fand es falsch, nationalstaatliche Symbole zu zeigen. Vor allem störten mich aber die Komplexitätreduktion, die problematische Feindseeligkeit gegenüber sozialen Bewegungen, das elitäre Selbstverständnis und die damit verbundene ausgeprägte Arroganz, welche ich bei den Antideutschen sah.
Ihre Beweggründe offenbarten meiner Wahrnehmung nach einen unreflektierten Selbsthass, der emanzipatorische Positionen untergraben musste. Die Antideutschen waren und sind ein Spiegelbild dessen, was sie kritisieren und in dieser Projektion gefangen: Sie sind Allzudeutsche. Schliesslich war mir auch das dort gepflegte Verständnis von Hedonismus zu stumpf-materialistisch, als das ich daran hätte Freude haben können.
Egotronic und Kolleg*innen halte ich auf jeden Fall zu Gute, dass sie auch die Provinz bespielten und Zecken in so manchen Käffern Mut machten, sich gegen die Tristesse ihrer Lebensumgebung aufzulehnen. – Ein Anliegen, was mir auch weiter wichtig ist. Daher als Homage an Torsun und meine eigene ambivalente Bezugnahme, dieses Lied: