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Henry Rollins - Das ist die Härte!

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Oder: 'Ich will nie wieder schlafen' Henry Rollins - Das ist die Härte!

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Kultur

Meistens schaut er mit stechendem Blick und etwas grimmig in die Kamera, sein durch Bodybuilding durchtrainierter Körper ist reichlich tätowiert. Er ist ein Tier - zumindest ein Arbeitstier. Als Hardcore-Sänger, als Autor, Verleger und Schauspieler ist er ein Hansdampf in allen Gassen.

Henry Rollins mit der Rollins Band an einem Konzert am Hultsfreds-Festival im Jahr 1993.
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Henry Rollins mit der Rollins Band an einem Konzert am Hultsfreds-Festival im Jahr 1993. Foto: Pelle Sten (CC BY 2.0 cropped)

Datum 26. Juni 2001
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Lesezeit3 min.
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Rollins, der am 13.2. 40 Jahre alt geworden ist, denkt nicht daran auch nur einen deut leiser zu werden. Im Gegenteil, allein für dieses Jahr hat Rollins 4 CD-Produktionen angekündigt. Und selbst für Leute, die seine Musikrichtung nicht mögen, es ist ein Erlebnis ihn in einem Konzert zu erleben, wenn er im gleissenden Scheinwerferlicht (Rollins verwendet keine Lichteffekte, sondern lediglich 'weisses' Licht), in Shorts mit freiem Oberkörper bereits seinen Schweiss beim zweiten Song in alle Richtungen versprüht. Ein Energiebündel, welches sich mit aller Kraft verausgabt.

Henry Rollins passt in keine der gängigen Schubladen und das macht ihn interessant. Als Hardrocker lehnt er jegliche Drogen ab und singt gegen Gewalt an. Er sieht sich gern als der einsame Wolf, der er sicher auch zu einem Teil ist. Er ist Autodidakt, und sein an-der-Welt-verzweifeln treibt ihn dazu sich mit allen, ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, der Welt zu offenbaren, und ihr den Spiegel vorzuhalten.

Von 1980 bis 86 ist er Frontmann der legendären US-Punkband 'Black Flag'. Daran, ein Rock-Star zu werden hat er wohl nicht, wenn gleich er heute als 'Ikone des Underground' bezeichnet wird. Auf das grosse Musikbiz hat er sich nie eingelassen, und somit seine Wurzeln nie aufgegeben. Neben der Musik hat er seinen eigenen Verlag - 2.13.61 - der amerikanischen Schreibweise seines Geburtsdatum entliehen, wo er nicht nur seine Arbeiten verlegt, sondern auch jene von gleichgesinnten, wie etwa Iggy Pop oder Alan Vega.

Nun kommen erstmals - und es hat lange gedauert - Rollins-Texte auf Deutsch heraus. Gemäss dem Umfeld, in dem sich Rollins in den USA bewegt, war es natürlich auch klar, dass in Deutschland erstmal ein kleiner engagierter Verlag kommen musste, um die Texte zu veröffentlichen. Im Frühjahr soll jetzt der Band "Pissing in the Gene Pool" erscheinen. Ähnlich seiner Musik sind die Texte selten länger als eine Seite. Es sind Gedankensplitter, Notizen, surreale Traumsequenzen, aus der in jeder Zeile der Hass gegen die bürgerliche Gesellschaft hervorlugt.

Ob es nun um das Gefühl geht, was Leute haben müssen, wenn sie nach einem Flugzeugabsturz die Leichenteile zusammen suchen müssen, oder scheinbar autobiographisches aus seiner Jugend. Er ist ein Kind gewalttätiger Bilder, die ihn anziehen, und gleichzeitig abstossen, und seine Wut richtet sich gegen jene, die die heile Welt hinter ihren Gartenzäunen zelebrieren, und gleichzeitig die Verursacher von blutigen Bandenkriegen auf den Strassen der US-Metropolen sind. Jene Karrieristen, die meinen eine Leiter emporzusteigen und nicht merken, dass sie in einem Laufrad gefangen sind.

Alles zerstörendes Feuer - immer wieder ("Ich werde immer allein brennen"*), Chaos auf den Strassen, Lügen in den Medien, und nichts woran man sich festhalten kann, das sind die Gedanken um die es sich bei den Texten immer wieder dreht. Für einen 40jährigen noch erstaunlich viel, und vor allem heftige Kritik, an dem Big Brother, dem 'besten und grössten Land der Erde', dem heilsbringer Amerikkka.

Sicher, es bleibt die Frage nach den Alternativen, aber nicht jeder kann die für sich so klar sehen. Rollins weiss zumindest, was er nicht will, und dagegen schreibt und schreit er an.

Spätestens seit seiner CD "The End of Silence" von 1992, die längst Kultstatus besitzt, warte ich auf ein Buch: jetzt ist es da, und Henry Rollins kommt im Mai/Juni auch nach Deutschland auf eine 'spoken-word-Tour', die ihn, im Gegensatz zu seinen Bandauftritten, wieder in einem ganz anderen Licht erscheinen werden lassen. Gib mir den Zorn!

Jochen Knoblauch / Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 259, Mai 2001, www.graswurzel.net