Drei grundsätzliche Dinge mal vorweg:
- Kunst ≠ Künstler
- Wenn wir keine Musik von Arschlöchern hören würden, wäre unser Plattenregal ziemlich mager bestückt.
- Nazis, Sexisten, Rassisten etc. = Kacke & aufs Maul
Ja, was Varg Vikernes damals mit Burzum in die Welt gesetzt hat, war revolutionär und prägt die Musik, die ich höre, bis heute massiv. Die Musik ist für mich auch darum hörbar, weil sie nicht persönlich und politisch behaftet ist. Es heisst nicht «Varg Vikernes and the Burzums» und dieser kleine, verschobene Nazipisser mit den Hasenzähnen hat – gottlob! – darauf verzichtet, seine ansonsten bei jeder Gelegenheit geäusserten völkisch-mystizistischen Aluhut-Ergüsse seiner Musik aufzudrängen. Und ich denke, da liegt der Hund (zumindest einer) begraben. Diese ganzen NSBM-Bands, die ihre Musik nur als Vehikel nutzen, um ihre politische Scheisse in der Welt zu verbreiten, haben (zu 99 Prozent) auch nicht die geringste musikalische Qualität.
Fassen wir zusammen: Ich habe keine Probleme damit, Musik von Arschlöchern gut zu finden, sofern sie ihre Arschlochbotschaften nicht hineinpacken.
Die zweite Frage ist die nach der Unterstützung einer Band. Was ich höre und gut finde, geht grundsätzlich nur mich etwas an. Burzum-Platten oder -Merch würde ich trotzdem nicht kaufen, denn damit würde ich ja nicht das Kunstwerk unterstützen, sondern den bereits erwähnten kleinen, verschobenen Nazipisser mit den Hasenzähnen. Im Klartext: Du kannst auch Musik mögen, die nicht sauber ist, wirf solchen Bands einfach nicht dein Geld in den Rachen, denn sie haben es nicht verdient. (Und wenn du unbedingt mit einem Burzum-Shirt rumlaufen willst, weil es dir wichtig ist, ein musikalisches Statement zu machen, dann mach's wenigstens wie ich und mach das T-Shirt dir selber.)
Was in mir immer wieder Erstaunen hervorruft: wenn Bands diffamiert werden, die sich auf schäbige Labels einlassen oder Splits aufnehmen mit Bands, die sowas von eindeutig Kacke sind. Wenn du eine Split mit Naziholocaust Winter of Jerusalem oder wie die ganzen Müllbands alle heissen aufnimmst, dann ist mir ziemlich egal, ob du dich selber nie verfänglich geäussert hast – dann bist du einfach ein Arschloch. Und weil es im Black Metal üblich ist, dass jedes Bandmitglied (oder -ohneglied) noch ein eigenes Undergoundprojekt hat, welches früher mal für eine Aufnahme den Gitarristen von Satanic Gasfront of Judäa oder Infernal Antisemitic Panzerfaust dabei hatte, ist es als Fan, Promoter oder Musiker wichtig, das abzuchecken, bevor man jede Rumpelcombo in den Keller lässt. Und wenn die Band einem nicht schlüssig erklären kann, warum sie früher Pure Euthanasian Hateavalanche of Death hiessen oder bei Aryan Auschwitz Records 666 unter Vertrag waren, dann wird sie nicht gebucht oder supported. Punkt.
Ich erlaube mir noch einen kurzen Exkurs zur Symbolik. Seit es Naziästhetik gibt, gibt es Künstlerinnen und Künstler, die damit arbeiten. Seien es die amerikanischen Hippies und Bikergangs der 60er und 70er, Punkbands wie die Sex Pistols, Popkünstler wie Manson und Rammstein oder Multimediakünstler wie Jonathan Meese. Ob Sabbath oder Kiss, die SS-Runen sind Popkultur, das Hakenkreuz das dankbarste Symbol für das absolute Böse. Es gibt verschiedene Auffassungen darüber, ob es diese Symbole entwertet, wenn sie so inflationär und unkontextualisiert genutzt werden, oder ob man damit eine Akzeptanz für die Inhalte schafft, die sie (zweifellos) immer noch transportieren. Ich persönlich setze mich dafür ein, diese Symbole auf dem Altar der Belanglosigkeit zu opfern, aber das muss jeder für sich entscheiden.
Puh, das war harter Stoff! Und nur um das nochmals klarzustellen: Ich bin kein Zensurbüro, ich (und wohl wissentlich oder unwissentlich auch ein Grossteil von euch) konsumiere Kunst von grusigen Leuten und finde das auch voll legitim. Aber ich unterstütze sie nicht und ich promote sie nicht. Und probiert gar nicht erst, die oben erwähnten Bandnamen zu googeln, ich mache keine Werbung für sowas, eure Assi-Bands müsst ihr euch in den Untiefen des Internets schon noch selber suchen…