Zum 80. Jahrestag der Befreiung und Selbstbefreiung der Häftlinge von Buchenwald Anetta Kahane findet: Universalismus führt zu Kommunismus

Politik
Angesichts der abgesagten Rede des bürgerlich-liberalen israelischen Philosophen Omri Boehm zum 80. Jahrestag der Selbstbefreiung / Befreiung der Häftlinge von Buchenwald stand für die "deutsche Staatsräson" fest: Universalismus, also die Forderung nach gleichen Rechten für alle Menschen - das geht in Deutschland nicht.


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Befreiung des Konzentrationslager Buchenwald, April 1945. Foto: United States Holocaust Memorial Museum (PD)

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Dem gibt Anetta Kahane (Amadeu-Antonio-Stiftung) heute im Grunde recht, indem sie Universalismus als Ziel frontal angreift. Universalismus führt nur zum Kommunismus, stellt sie in einem Kommentar der heutigen FR fest und denkt wahrscheinlich, damit sei der Stab über das Konzept universaler Gleichheit als zukünftig zu erfüllende Forderung ein für alle mal gebrochen, als sei somit "liberté - egalité - fraternité" für global Alle ein für alle mal passé.
Wahrscheinlich denkt sie: Gott sei Dank. Das wäre ja sonst wie in der DDR. Wer es nicht glauben will - hier ihr Text.
Dass "Buchenwald immer wieder instrumentalisiert worden ist", wie sie schreibt, mag so sein, denn das haben tatsächlich alle geschichtspolitischen Ereignisse so an sich. Ihr eigener Text ist ein prägnantes Beispiel dafür: im Rahmen der "deutschen Staatsräson" ist es zum 80. Jahrestag der Befreiung und Selbstbefreiung der Häftlinge von Buchenwald machbar, dass ein israelisches Kabinett, dessen Finanzminister Smotrich sich selber stolz explizit zum homophoben Faschisten erklärt hat, durchsetzen kann, dass in Buchenwald von Universalismus nicht die Rede sein darf. Kahane findet das richtig. Wenn das keine Instrumentalisierung von Buchenwald ist.
Denn ohne die 3500 im Lager Buchenwald strikt konspirativ organisierten Kommunisten, davon am Tag des Häftlingsaufstands am 11. April 1945 ca. 900 Bewaffnete in subversiv aufgebauten Kampfgruppen, wäre die Befreiung nicht möglich gewesen. Weitere 21.000 Häftlinge waren an diesem Tag für einen Todesmarsch vorgesehen. Sie überlebten angesichts einer viele Monate lang vorbereiteten vorbereiteten militärischen Aktion des Internatinalen Lagerkomitees und seiner Internationalen Militärorganisation.
Der Frankfurter Kommunist Otto Roth war einer der Kommandeure der "Internationalen Militärorganisation" der Häftlinge von Buchenwald. Man kann Näheres in seinem Buch "Unter den Augen der SS", Köln 1995, hg. von Arthur Roth, nachlesen. Anetta Kahane kann sich dort überzeugen: Univeralismus, zu Ende gedacht und gemacht, war in Buchenwald Sache kommunistischer Organisierung, Entschlossenheit und Tatkraft - über alle in Buchenwald zusammengesperrten Nationalitätengrenzen hinweg.
Was ist Kahane's Alternative? Wer sind, wenn es bleibt, wie es ist, jetzt und künftig die Gleichen und wer die Ungleichen? Warum? Wer bestimmt das? Und soll das etwa so bleiben?
Dass ein solcher Artikel in einer der grossen Zeitungen Deutschlands erscheinen kann, ist nichts anderes als ein Symptom des ungebremsten, vehementen Rechtsrucks.