Freiwilliges Engagement für Menschen auf der Flucht
Mit bewundernswertem Durchhaltevermögen setzen zivilgesellschaftliche Initiativen zur Rettung flüchtender Menschen diesem menschenverachtenden Zeitgeist etwas entgegen. Die Koordinierungsstelle für zivile Seenotrettung CMRCC veröffentlichte eine beeindruckende Übersichtskarte mit Rettungsschiffen und -flugzeugen. Ebenso darauf verzeichnet ist das Alarm Phone. Dieses selbstorganisierte transnationale Callcenter feierte am 11. Oktober sein zehnjähriges Jubiläum. Mittlerweile 300 Freiwillige sind rund um die Uhr schichtweise im Einsatz und nehmen Anrufe entgegen von Menschen, die bei der Flucht über das Mittelmeer in Seenot geraten, oder von Angehörigen, die sich Sorgen machen um ihre Liebsten (Rabe Ralf April 2023, S. 21).Die Aktivist*innen unterstützen die oft verzweifelten Menschen, bleiben mit ihnen im Kontakt und alarmieren die Küstenwachen, die zur Rettung verpflichtet sind, aber oft gegenteilig handeln. Das Alarm Phone bezeugt Pushbacks – gewaltsame Zurückschiebungen –, die oft tödlich enden. Es macht die mörderische Gewalt auf den Fluchtwegen öffentlich und organisiert Gedenken mit Hinterbliebenen. Es kann aber ebenso auf unzählige erfolgreiche Rettungsaktionen zurückblicken.
Solidarität wird gewinnen
In der eben erschienenen Dokumentationsbroschüre zum Jubiläum gibt es Informationen zur Entstehung und zur Arbeit des Alarm Phone, Berichte von Rettungseinsätzen, Schwesterprojekte aus dem Netzwerk werden vorgestellt und „People on the Move“ erheben ihre Stimme – Menschen, die „auf der Suche nach einem besseren Leben die brutalen Grenzen überwinden“. In den zehn Jahren wurde das Alarm Phone „von insgesamt über 8.000 Booten aus allen Regionen des Mittelmeeres, des Atlantiks oder des Ärmelkanals alarmiert“, und in dieser Zeit sei „das Sterben auf See zu einem ständigen Begleiter unserer Arbeit geworden“, berichten sie.Die Aktivist*innen versprechen: „Als transnationales Netzwerk werden wir uns weiter in den umkämpften Räumen bewegen und der Hartnäckigkeit der ‚People on the Move' folgen, die das rassistische und ausbeuterische Grenzregime untergraben und überwinden. Keine Grenze ist für immer. Solidarity will win.“