Kurz vor dem Elbtunnel hielten die Unterstützer:innen der Letzten Generation mit zwei Transportern den Verkehr an und blockieren so mit ihren Fahrzeugen die Fahrbahn. Sobald die schwarzen Transporter standen, betraten die Unterstützer:innen in orangen Warnwesten die Fahrbahn, und verteilten das in Kanistern mitgeführte Pflanzenöl auf dem Asphalt grossflächig. Zudem klebten sie sich mit Sekundenkleber auf der Fahrbahn fest.
In ersten Videos ist zu sehen wie die angeklebte Hand eines jungen Mannes unter Schmerzensschreien am Billhorner Röhrendamm durch Polizeibeamten von der Strasse gerissen wird.
Ernst Hörmann (73) erklärt, warum er sich heute an den friedlichen Verkehrsblockaden beteiligt: „Wir stehen vor einer dramatischen Herausforderung: Unsere Regierungskoalition blockiert den notwendigen, demokratischen Wandel und kommt ihrer Verantwortung nicht nach, unser Überleben und das der künftigen Generationen zu schützen. Deswegen haben wir heute in Hamburg durch friedlichen Widerstand dafür gesorgt, dass es kein Vorbeikommen mehr an diesem himmelschreienden Missstand gibt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist aber nur ein Vorgeschmack auf Berlin, wo wir ab dem 19.April mit noch mehr entschlossenen Menschen Widerstand leisten werden, bis die Regierung handelt.”
Solvig Schinköthe (42), Sprecherin der Letzten Generation erklärt: “Wir fordern von der Bundesregierung die Einsetzung eines Gesellschaftsrats Klima, mit der Fragestellung, wie auf sozial gerechte Weise Deutschland bis 2030 die Nutzung fossiler Rohstoffe beendet. Dazu werden wir unseren entschlossenen friedlichen Widerstand mit neuer Intensität ab dem 19.4.2023 wieder auf Berlin konzentrieren.”
Seit dem 6. Februar waren wir als Letzte Generation vor den Kipppunkten in ganz Deutschland auf den Strassen, in fast 60 Ortschaften mit mindestens 215 Protestaktionen. Nun werden wir wieder unsere Proteste in Berlin intensivieren. Wir sind ermutigt und gestärkt durch den Rückhalt in unseren Heimatorten, getragen von der grossen Bereitschaft, jetzt, in diesem historischen Moment, in dem wir die Vernichtung der Zivilisationen noch aufhalten können, friedlich aber bestimmt den Protest auf die Strasse zu tragen.
Vom Polizeigewahrsam in Hamburg waren in den letzten Tagen nicht nur Unterstützer:innen der Letzten Generation betroffen, die zum wiederholten Male für 8-10 Tage inhaftiert wurden. Auch der Journalist Tenzin Heatherbell, der den Protest am 04.04.2023 in Hamburg um 15 Uhr auf der Köhlbrandbrücke fotografierte, wurde vier Stunden in Gewahrsam genommen. Zwei Kameras und sein Handy wurden als Beweismittel beschlagnahmt, sowie seine SD-Karten mit allen Fotos.
Gewahrsam nach Protesten in Hamburg
Der 73-jährige Ernst Hörmann befindet sich nach der friedlichen Verkehrsblockade derzeit mit 15 weiteren am heutigen Protest Beteiligten im Polizeigewahrsam. Er erklärte vorab: „Unsere Regierungskoalition blockiert den notwendigen, demokratischen Wandel und kommt ihrer Verantwortung nicht nach, unser Überleben und das der künftigen Generationen zu schützen.”Sprecher Jakob Beyer führt aus: „Wir befinden uns in einer absoluten Notstandssituation. Die Regierung weigert sich, Massnahmen zu ergreifen, die uns aus der Krise führen. Jede politische Blockade steigert dabei die Bedrohung des Klima- und des daraus resultierenden Wirtschaftskollaps ins Unermessliche.”
Er fügt hinzu: „Jeder der Menschen, der gerade in einer Hamburger Zelle sitzt, wäre lieber in den Osterurlaub gefahren und wünscht sich das auch für seine Mitmenschen. Aber in einem Europa, in dem wir um Trinkwasser kämpfen, in dem unsere Flüsse vertrocknen und unsere Wälder in Flammen aufgehen, ist an entspannten Urlaub nicht zu denken.”
Insgesamt befinden sich derzeit 20 Unterstützer:innen der Letzten Generation in Hamburg in polizeilichem Gewahrsam. Vier von ihnen werden heute aus dem Langzeitgewahrsam entlassen. 16 befinden sich seit heute Vormittag im Gewahrsam. Wie lange sie dort festgehalten werden und ob Präventivhaft angeordnet wird, ist noch unklar. Fest steht: solange die Bundesregierung an ihren lebensbedrohlichen politischen Blockaden festhält, werden mutige Bürger:innen weiter friedlich Widerstand leisten.