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Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslager Buchenwald

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Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslager Buchenwald Irgendwas läuft falsch

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Politik

Anfang April 1945 waren im KZ Buchenwald an die 48.000 Menschen inhaftiert.

Befreiung des Konzentrationslager Buchenwald, April 1945.
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Befreiung des Konzentrationslager Buchenwald, April 1945. Foto: Jules Rouard (CC-BY-SA 3.0 cropped)

Datum 14. April 2025
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Angesichts der bei Gotha stehenden US-Armee begann die SS am 7. April mit der Evakuierung des Lagers; es gelang ihr, trotz aller Verzögerungstaktiken der Häftlinge, etwa 28.000 Gefangene auf sogenannte Todesmärsche zu schicken. Sie werden mit Recht so bezeichnet: etwa jeder Dritte starb unterwegs oder wurde von der SS, dem Volkssturm oder Jugendlichen der Hitlerjugend erschossen, heisst es in Berichten der Gedenkstätte Buchenwald.

Am 19. April 1945 wird bei einem Gedenkappell für die Ermordeten des Konzentrationslagers Buchenwald ein Gelöbnis der Überlebenden verlesen - „Der Schwur von Buchenwald: Wir werden den Kampf erst aufgeben, wenn der letzte Schuldige vom Gericht aller Nationen verurteilt ist. Die endgültige Zerschmetterung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal.“

Aber irgendwas lief falsch. Der grösste Teil der Schuldigen kam nicht nur weitgehend straffrei davon, sondern sass bei den Ländern und Gemeinden, in den Verwaltungen, bei Polizei, Justiz, Staat, bei Institutionen, Vereinen und in den Firmen nach wie vor fest im Sattel. Nicht nur das: Das „braune Gesindel“ (Eugen Eberle) genoss die neuen Freiheiten des Redens und Reisens samt Lebensmittelkarten und schikanierte häufig die Überleben- den und Opfer des Nationalsozialismus. Tausend und tausend weitere suchten z.B. mit Hilfe der Kirchen das Weite und erhielten „fern der Heimat“ Asyl. Im Todesfall erhielten die Nazi-Witwen fette Renten, während die „Witwen des Widerstands“ betteln mussten.

80 Jahre später - seien wir ehrlich! - ist man vom Buchenwald-Schwur ziemlich weit entfernt: Der endgültigen Zerschmetterung des Nazismus, auch wenn „Tausend und Tausend“ tagsüber empört rufen: „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und sich als Besserwisser abends in den Haaren liegen. In der Zeit dazwischen gingen de Erklärungsversuche, was denn nun Faschismus ist, gehörig schief.

Nach Buchenwald haben sich die Überlebenden vielfach erst einmal selbst gereinigt und alle, die nicht linientreu waren, ausgesondert. Notfalls mit Gewalt. Auf den Flohmärkten der Republik feiern Antisemitismus, Militarismus und Volksverhetzung fröhliche Urständ: Es ist ja Auferstehung – alle zusammen juckt da doch kein § 130 StGb!

Peter Grohmann