Besonders anfällig für Nationalismus sind jene Länder, die einmal gross und mächtig waren, jetzt aber geopolitisch kaum mehr eine Rolle spielen. Polen zum Beispiel war in guten Zeiten ein grosses Reich, ein echtes Imperium.
Und was ist Polen heute?
Oder Ungarn. Das Königreich Ungarn war innerhalb der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn bis 1914 gut und gerne dreimal grösser als das heutige Ungarn. Und was ist Ungarn heute? Nur gut doppelt so gross wie die Schweiz, knapp 10 Millionen Einwohner und eine Wirtschaft, die vor allem dank AUDI, Mercedes und Opel und einer massiven Abwertung des Forint noch einigermassen funktioniert.
Oder noch ein Beispiel: die Türkei! Das Osmanische Reich reichte einmal von Wiens Stadtrand im Westen bis nach Persien im Osten, von Podolien in der Ukraine im Norden bis zur heutigen Grenze Ägypten/Sudan im Süden.
Der Blick zurück hilft
Dass vergangene Zeiten, vor allem Zeiten der kulturellen Hochblüte und der maximalen politisch-geographischen Ausdehnung, nicht so leicht vergessen gehen und zumindest im kollektiven Unterbewusstsein der Bevölkerung noch über Jahrhunderte nachwirken können, wird gerade heute wieder offensichtlich. Dass Europas Länder seit mehr als einem halben Jahrhundert fixe Grenzen haben, ist denn auch ein recht neues Phänomen.Der historische Blick zurück hilft, das Entstehen von nationalistischen Strömungen besser zu verstehen. Wobei «verstehen» nicht heisst, dass diese nationalistischen Strömungen damit auch gutgeheissen werden müssen. Sie basieren vielerorts auf dem Treiben machthungriger Politiker, sind oft hoch emotional und gefährden gerade deshalb das friedliche Miteinander innerhalb des Landes, aber auch den Frieden mit den Nachbarländern. Der jetzige Friede in Europa ist keine Selbstverständlichkeit!
WIE sich Europa in den letzten Jahrhunderten verändert hat, WIE sich die Grenzen verschoben haben, das zeigt (seit dem Jahr 700 n.Chr.) diese lebendige Karte. Eine höchst anschauliche, informative und kurze Lektion (Zeitaufwand weniger als 200 Sekunden)!