«Als wir 2019 auf die Strasse gingen, stand die 30-Stunden Woche bereits auf unserer Agenda» erklärt Franziska Stier. «Wir wollen schliesslich, dass alle Arbeit, die für die Gesellschaft wichtig ist, anerkannt und gerecht verteilt wird», so Stier weiter. «Dafür müssen wir die Erwerbsarbeitszeit deutlich reduzieren, denn bei der Sorgearbeit für unsere Kinder, Menschen mit Beeinträchtigung und unsere Eltern lässt sich nichts einsparen,» so Rhea Mollet vom Streikkollektiv Basel.
Eine allgemeine und deutliche Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit wäre nicht nur wegen der Produktivitätssteigerung gerecht, sondern auch mit Blick auf die Gesundheit und die Familienarbeit angebracht. Kürzere Arbeitszeiten sind daher auch 2023 eine zentrale Forderung des feministischen Streiks.
Der Grosse Rat Basel-Stadt kann nun diesen längst fälligen Schritt gehen und Vorbildfunktion für die Privatwirtschaft und ein neues Arbeitszeitgesetz einnehmen.
Das schweizerische Arbeitsgesetz sieht für die meisten Branchen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 Stunden vor. Einige Branchen übersteigen diese sogar mit 50 Stunden. Auch wenn die durchschnittliche Arbeitszeit «nur» 41,8 Stunden beträgt, bilden wir im europäischen Vergleich das Schlusslicht. Nur in der Türkei, in Serbien und Montenegro wird pro Vollzeitpensum noch mehr gearbeitet.
Der feministische Streik und Frauenstreik Basel möchte daran erinnern, dass die letzte gesetzliche Reduktion der Arbeitszeit 1975 mit der Einführung der 45 Stundenwoche lange her ist. Davor hatte der Generalstreik von 1918 die Arbeitszeit von 57 Stunden auf 48 gesenkt.
Wir fordern
Wir rufen auf zu einem mächtigen, feministischen Streik am 14. Juni 2023. Wir werden am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Ausbildung, beim Konsum und im öffentlichen Raum streiken.Wir stellen konkrete, dringende und notwendige Forderungen für eine Veränderung des patriarchalen und kapitalistischen Systems:
- Allgemeine Verkürzung der bezahlten Arbeitszeit und gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit
- Sofortige Stärkung der AHV und Abschaffung des Drei-Säulen-Systems in der Altervorsorge zugunsten einer einzigen Säule
- Bundesweite Massnahmen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer, sexualisierter und häuslicher Gewalt
- Elternzeit von mindestens einem Jahr pro Kind für jeden Elternteil
- Abschaffung des privaten Krankenversicherungssystems und vollständige Übernahme der Kosten von reproduktiver und sexueller Gesundheit.
- Nationaler Plan und Massnahmen zur Vorbeugung jeder Form von Diskriminierung (gegenüber Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Hautfarbe oder Herkunft, gegenüber Menschen mit Behinderung oder queeren Menschen)
- Asyl und Aufenthaltsbewilligung für Personen, die aufgrund ihres feministischen Kampfes und/oder ihrer sexuellen Orientierung fliehen mussten
- Nationaler Aktionsplan & Massnahmen für Klima und Umwelt
- Verankerung eines intersektionalen Feminismus in der Bildung
- Recht auf kostenlosen Schwangerschaftsabbruch in der Verfassung