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Ein Neonazi an der Oberwalliser Lehrabschlussfeier

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Mehrere fragwürde Personen auf diversen Gemeinderats-Listen Ein Neonazi an der Oberwalliser Lehrabschlussfeier

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Politik

Das (Ober-)Wallis ist schon seit Jahren bekannt als Neonazihotspot der Schweiz. Das Nazikonzert in Gamsen von 2005 ist vielen noch in Erinnerung. Die abscheulichen Szenen kamen damals in der Rundschau und haben die Menschen geschockt.

Naziskins in der Pizzeria Müller in Brig, Juni 2003.
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Naziskins in der Pizzeria Müller in Brig, Juni 2003. Foto: ch.indymedia

Datum 16. Oktober 2024
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Die lokale Presse um den Walliser Boten hat wenig bis nichts über die zahlreichen Vorfälle mit Neonazis berichtet und meinte 2009 noch vor dem Prozess, die Neonaziszene sei im Oberwallis nicht besonders ausgeprägt. Dies obwohl die Szene 400 Neonazis aus ganz Europa nach Gamsen gelotst hatte.(1). Einer der Hauptorganisatoren, Silvan G., ist bis heute aktiver Neonazi und hatte auch am Rocktoberfest, wo rund 5000 Neonazis munter abhitlern durften, wieder seine Finger im Spiel. Er versucht mit seiner Firma Gex-Tex Fuss in der breiten Bevölkerung zu fassen.

So schaltete er auch im Walliser Boten Werbung für sein Geschäft. Im gleichen Gebäude wie Gex-Tex betreibt er ein Tattoo-Studio in welchem zumindest ein bekannter Neonazi regelmässig Tattoos sticht. Es scheint jedoch je länger je mehr, dass es Gex-Collet gelingt, ein gegen ausssen unscheinbares Leben zu führen, obwohl er nach wie vor einer der Top Neonazis in der Deutschschweiz ist.(2)

Doch er ist nicht der einzige, welcher die Vergangenheit lieber nicht thematisiert.

(Zumindest der Vater einer der Angeklagten wegen Mitwirkung und Mithilfe an der Organisation des Nazifestes,, Alexander Allenbach,hat keine Hemmungen, weiter in der Politik aktiv zu sein. Allenbach hat die Beteiligung seiner Tochter über Jahre schlicht weg verschwiegen und niemals thematisiert. Er gibt sich als guter Lehrer und Familienvater. Seine Tochter, Isabelle A., war an der Bar eingeteilt und wurde von Silvan G.persönlich für diesen Job angefragt. Sie hat gemäss eigener Aussage gewusst, welches Neonaziklientel an dieser Veranstaltung auftauchen würde.

Gemäss Ihrer eigenen Aussage hat sie weder Sieg Heil Rufe noch Hitlergrüsse gesehen. Komisch wenn mensch die zahlreichen Hitlergrüsse und den vollen Raum voller Neonazis aus den Rundschau-Beiträgen zu gemüte führt(1). Geblieben ist sie bis zum Schluss und hat auch geholfen die Lokalität aufzuräumen. Das Gericht in Brig hat ihre Blindheit dann auch als reine Schutzbehauptungen angesehen und befand ihre Handlungen als eventualvorsätzlich und forderte eine Geldstrafe verbunden mit einer unbedingten Busse.

Der Vater war weder am Gericht anwesend, noch hat er sich, notabene eine Lehrperson und seit längerem in der Politik, jemals dazu öffentlich geäussert. Sollen die Wähler*innen selber entscheiden ob sie einen solchen Heuchler wählen wollen. Für uns jedenfalls gilt; Alexander A. doppelt gestrichen und heim ins private Leben.

Bevor wir wieder eine Verbindung in die Vergangenheit knüpfen kommen wir zu etwas sehr aktuellem, was manche aber duchaus an ältere Zeiten erinnern mag: An der Oberwalliser Lehrabschlussfeier in Brig war ein junger Mann offen mit einem Consdaple T-Shirt aufgetreten.

Consdaple ist eine von Neonazis gegründete Marke die gerne unter einer offenen Jacke getragen wird. Wir zitieren die alles andere als linksradikale Konrad Adenauer Stiftung, welche der CDU nahesteht:

" Die Marke „Consdaple“ aus Erding bei Landshut lehnt sich mit dem Design ihres Schriftzuges an das englische Label Lonsdale an. Als Lonsdale begann, Programme gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu unterstützen, wandte sich die rechtsextreme Szene ab. Consdaple entdeckte die entstehende Marktlücke. Das Wort ist nur scheinbar der englischen Sprache entlehnt. Wichtig ist nur, dass der Schriftzug „NSDAP“ vollständig zu erkennen ist. Über dem Schriftzug befindet sich oft ein Logo, welches dem im Nationalsozialismus verwendeten Reichsadler ähnlich sieht. Personen, die den Schriftzug der Marke unter einer offenen Jacke tragen, droht allerdings Strafverfolgung." (3)

Die Marke Condsaple kauft ein Jugendlicher bewusst bei Neonazishop und nicht in einem normalen Bekleidungsgeschäft wie z.b Londsdale Klamotten. Das bewusste Tragen an einer Lehrabschlussfeier gibt uns zu denken. Die Schule hat nicht zum ersten mal ein Problem mit Schüler*innen welche dem rechtsradikalen Gedankengut fröhnen. Es heisst, damit sei die Schule im Oberwallis nicht alleine. Rechtsradikale sind wieder vermehrt präsent im Schulbild. Das Bild von der Lehrabschlussfeier wurde,wohl aufgrund von Hinweisen, von der Webseite entfernt. Auch liefern wir einen Gratistipp nach: Die Schule sollte offen mit dem Thema umgehen, Rechtsradikalismus, Faschismus und Nationalsozialismus thematisieren und die Schüler*innen und Lehrer*innen über das Thema sensibiliseren und informieren. Vielleicht besser nicht gerade durch Alexander A.

Jan Z. fährt fürs Leben gerne Töff. In seiner Freizeit trainiert er Junioren beim FC Leuk-Susten. Wir empfehlen dem Verein besser einen anderen Trainer zu suchen. Solche Vorbilder braucht es in keinen Vereinen.

Neben seiner grossen Leidenschaft, Autos und Töffs, folgt Jan auf Instagramm ein paar Hooliganseiten und sonst beinahe jeder Automarke und jedem Rennfahrer. Zudem folgt er dem Flying Dutchman Tattoostudio. Dies hat seine Adresse und auch den Ursprung im gleichen Ort und Geschäft wo das No Retreat Tattoostudio war. Dieses wurde von Silvan G. ins leben gerufen(4).

Einzig die SVP Oberwallis fällt nebenbei aus dem Muster, welchen Accounts Jan Zengaffinen folgt. Ansonsten folgt er keinen politischen Accounts. Ihm selber folgt der Leuker SVP Gemeinderats-Kandidat Nevio I.

Pflegt die SVP Oberwallis etwa eine gewisse Nähe zu Neonazis?

In Naters kandidiert auf der SVP Liste Benjamin K. Von diesem gibt es ein Bild auf welchem er den Hitlergruss zeigt. Der Parteipräsiden der SVPO spricht in einem Interview von Alkohol und Fasnacht. Der Kandidat hätte sich da hinreisen lassen und diese Aktionen entsprächen nicht seinem Gedankengut. Wer kennts nicht, kaum ein paar Bier zu viel getrunken und schon fängt man an random ein wenig abzuhitlern. Kein Problem, für die SVP Liste wirds reichen. Konsequenzen gibt es natürlich keine. Die Wähler*innen aus Naters wählen mit Kalbermatter einen Kandidaten der weder Hemmungen hat Hitlergrüsse zu zeigen, noch sich öffentlich davon distanzieren will.

Aber schauen wir doch noch kurz auf die andere Seite des Rottens. Ist Alexander A. der einzige Kandidat der von uns keine Wahlempfehlung bekommt? Nein, die SVP hat auch in Brig-Glis einen ganz speziellen Kandidaten auf der Liste. Nicht zum ersten mal tritt Matthias Truffer für die SVP Brig-Glis an. Wieso erwähnen wir ihn? Weil er ganz offensichtlich in der Oberwallisser Neonaziszene verkehrte. Er lief lange mit einer Ku-Klux-Klan Gürtelschnalle umher, zeigte sich an diversen Auftritten der Oberwalliser Neonazis und setzte auch schon mal seine Fäuste ein. Es existiert ein interessantes Foto des nägelkauenden Matthias Truffer auf der Saltina Brücke.(5)

Hier ist Truffer in Begleitung diverser Oberwalliser Neonazis. Anlass ist ein Picknick der Antifa Oberwallis im Jahr 2003, welches wegen und gegen diverse Neonazi-Angriffe im Oberwallis statt fand. Am Rande des Picknicks liefen bis zu 30 Neonazis als Provokation und Drohung vorbei. Die meisten damals, so auch Truffer, noch in Londsdale Klamotten. Auf der Saltina-Brücke ist ein weiterer bekannter Neonazi zu sehen: Martin S. Dieser hat im Gegensatz zu Allenbachs Tochter sicher etwas gesehen am Neonazikonzert im Gamsen. Er stand nämlich, extra beurlaubt vom Militär, auf der Bühne mit der Band Hellvetica (Bandmitglieder: Silvan G., Samuel F., Fabian K. und Martin S.). An dem Abend haben Amok das abscheuliche Lied "Blut muss Fliessen" gespielt, aber Hellvetica hat es gemäss eigenen Aussagen auch im Repertoire.

Als Mitorganisator standen auch S. und die anderen Mitglieder der Band vor Gericht. S. ist bestens mit Silvan G. vernetzt und reist mit ihm durch die Welt der Neonazis, z.b. ans Veneto Fronte, eines der grössten Skinhead Konzerte in Europa (6). Ob Truffer im Crazy Palace war wissen wir nicht, aber es wäre keine Überraschung.

Aber keine Sorge auch hier hat die SVP natürlich nichts gewusst von dessen Vergangenheit und Truffer hat wohl einfach länger als andere Fasnacht gefeiert. Das würde auch erklären warum über die Google Firmensuche bei Truffer plötzlich die woodwor-ss Webseite erscheint. Ansonsten hat das doppelte S sicherlich nichts zu bedeuten.

barrikade

Fussnoten:

(1) vgl. https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/prozess-gegen-neonazis?urn=urn:srf:video:40aeaa78-e2a7-4732-8761-ff4741f16dc940ca-a1ed-144f911f

(2) vgl. https://www.woz.ch/2221/rechtsextremismus/die-zwei-leben-des-silvan-

(3) vgl. https://www.kas.de/de/web/extremismus/rechtsextremismus/rechtsextreme-dresscode

(4) vgl. http://roteanneliese.ch/wp-content/uploads/2006_RA_Nr_195.pd

(5) vgl https://web.archive.org/web/20090826182952/http://ch.indymedia.org/de/2003/06/11561.shtm

(6) vgl. http://www.roteanneliese.ch/wp-content/uploads/RA-240_web-doppel.pd