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Stadtspaziergang in Winterthur: Eine andere Stadt ist möglich

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Eine andere Stadt ist möglich Stadtspaziergang in Winterthur

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Politik

Am Samstag haben sich rund 150 Personen vor dem Einkaufszentrum Neuwiesen eingefunden, um an einem kämpferischen Stadtspaziergang gegen kapitalistische Aufwertung und Vertreibung durch Winterthur teilzunehmen.

Stadtspaziergang
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Stadtspaziergang "Eine andere Stadt ist möglich" in Winterthur am 6. April 2024. Foto: zVg

Datum 8. April 2024
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Dieser Spaziergang fand im Rahmen der internationalen Housing Action Days vom 29.3.-7.4. statt (mehr dazu unter: housingnotprofit.org).

Es wurden diverse informative Redebeiträge gehalten, die Stimmung war gut, Fahnen flatterten im Wind, viele Flugblätter wurden verteilt und es wurde rege mit Interessierten diskutiert.

Zum Schluss gab es Kaffe und Kuchen und gutes Essen für alle im extra eingerichteten Wohnzimmer auf der Steinberggasse.

Eingeladen hat das antikapitalistische Bündnis Winterthur. Der Anlass ist auch als Auftakt zur Mobilisierung zum revolutionären 1. Mai gedacht.

Der Spaziergang führte an Orte der Aufwertung, der Verdrängung und des Kampfes dagegen.
  • Die Begrüssung erfolgte hinter dem Bahnhof, wo die Stadt soeben eine grosse Baustelle verursacht zur Aufwertung der Bahnhofsumgebung.
  • Am Katharina-Sulzer-Platz wurde über die Renditepolitik der Pensionskassen, Banken und Versicherungen gesprochen und wie diese dafür (mit)verantwortlich sind, dass sich bald nur noch Reiche die Städte leisten können.
  • Vor den Arsch-Höfen beim Hauptbahnhof gab es einen Beitrag zur Situation der Jugend in dieser Stadt, zur Repression im öffentlichen Raum und darüber, dass das Volkshaus zerstört und durch einen Luxus-Konsumtempel ersetzt wurde.
  • In der Stadthausstrasse wurde erklärt, warum autonome Räume für antifaschistische Bildung und Organisierung notwendig sind.
  • Beim ehemaligen Stapo-Posten am Obertor folgte ein Beitrag zur Politik der Stadt Winterthur, die die Gentrifizierung trotz akuter Wohnungsnot weiterhin vorantreibt.
  • In der Neustadtgasse beim Hinterhof der General-Guisan-Strasse 31 wurde über die Situation der selbstverwalteten räumungsbedrohten Stefanini-Häuser gesprochen.
  • In der Steinberggasse gab es einen Beitrag zur Kündigungs- und Sanierungspolitik der Stefanini-Stiftung SKKG und den Auswirkungen der Lebenskostenexplosion auf die Lohnabhängigen.
  • Zum Ende des Spaziergangs wurde zudem eine Grussbotschaft aus Schwammedingen verlesen, wo gleichzeitig eine Kundgebung stattfand. Es wurde über die Vertreibung der Armen aus den Quartieren berichtet und darüber, dass wir uns zusammen organisieren müssen. Auch gab es eine Rede zur kürzlichen Räumung zweier Hausbesetzungen in Chania, Kreta, die Hotels weichen sollen.
  • Das Nachtessen fand in einer permanenten, der SKKG gewidmeten Installation eines Wohnzimmers statt. Wenn viele Leute Ihre Zuhause verlieren, benötigen sie ein neues Wohnzimmer. Die Steinberggasse scheint dafür wie geschaffen, weil immer mehr Kafis und Glaceläden enstanden sind, in denen Obdachlose sich verköstigen können werden.

Hintergrund des Stadtspaziergangs:

Die Mieten werden erhöht und es gibt kaum freie Wohnungen. Mit der aktuellen Wohnungskrise wird deutlich, was die sogenannte Stadtaufwertung für den Grossteil der Bevölkerung bedeutet: Leute mit tiefem Lohn, Erwerbslose oder Sozialhilfebezüger_innen müssen immer mehr Geld für das Wohnen ausgeben oder werden aus der Stadt verdrängt.

Wir wollen heute mit einem Stadtspaziergang die Akteur_innen der Wohnkrise benennen und die Entwicklungen hinter der Stadtaufwertung von oben aufzeigen. Denn die Mieterhöhungen, Kündigungen wegen Luxussanierungen und die Verdrängung der armen Bevölkerung aus den Städten sind kein Naturgesetz.

Im Kapitalismus wird das Wohnen zur Ware gemacht, mit den Mieten soll Profit erwirtschaftet werden. Wenn die Besitzenden aber mehr Gewinn machen wollen, ist unsere Haushaltskasse schon Anfang Monat immer leerer. Und weil alle wohnen müssen, bieten Immobilien in Zeiten der kapitalistischen Krise eine relativ sichere Anlage- und Profitmöglichkeit. Es ist der Kapitalismus, der das Wohnen zur Krise macht. Es sind die Besitzenden, die von der Stadtaufwertung profitieren.

Das bedeutet umgekehrt aber auch: Wir müssen die höheren Mieten und die Verdrängung nicht einfach hinnehmen. Es gibt Profiteur_innen von hohen Mieten – also wäre das Wohnen ohne sie günstiger.

Dagegen wehren können wir uns aber nur, wenn wir wissen, wie die Stadtaufwertung funktioniert, welche Logik dahintersteckt und gegen wen wir uns konkret wehren können und müssen. Wir werden am heutigen Stadtspaziergang also verschiedene Beiträge hören: zur Rolle von Pensionskassen, Banken und Versicherungen als Investorinnen, zum Abriss des Volkshauses für den Bau eines Konsumtempels mit Luxuswohnungen, zur Bedeutung von selbstverwalteten Räumen für die antifaschistische Arbeit, zur Stadt als Akteurin der Stadtaufwertung, zu den räumungsbedrohten selbstverwalteten Häusern und zur Situation der Mieter_innen der SKKG.

Wenn wir die Stadtaufwertung als einen Ausdruck der kapitalistischen Profitmacherei begreifen, fällt es uns auch leichter die Entwicklung in unseren Quartieren in einen Zusammenhang mit all den Angriffen auf unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu setzen. Und daraus den Schluss zu ziehen, dass Widerstand gegen die herrschenden Zustände dringend notwendig ist und dass der Kapitalismus nicht irgendwie «verbessert» sondern abgeschafft gehört. Diese Frage der Entwicklung einer revolutionären Perspektive für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung steht auch am 1. Mai im Vordergrund.

Auch dieses Jahr tragen wir deshalb am 1. Mai gemeinsam unseren Widerstand gegen Kapitalismus, Krieg und rechte Hetze auf die Strasse. Der 1. Mai ist der Tag, an dem die verschiedenen Kämpfe auf der Strasse zusammenkommen und sich zum Kampf für eine revolutionäre Perspektive verbinden.

Holen wir uns zurück, was uns sowieso gehört. Damit alle wohnen können!

Am 1. Mai alle in den revolutionären Block! 10:30 Steinberggasse

pm