Städte als Kapitalanlagen Winterthur: Communiqué zur angedrohten Räumung der Gisi im Februar 2026
Politik
Heute, am Dienstag, 26. November 2024, haben wir uns mit mehr als 70 Leuten im Innenhof der Gisi besammelt, um eine Delegation von Bauplaner:innen, Denkmalschützer:innen und Feuerpolizist:innen von ihrer geplanten Begehung der Gisi abzuhalten.
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27. November 2024
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Die Terresta AG, Verwalterin der Immobilien der SKKG, hat den Bewohner:innen der Gisi am 7. November 2024 mitgeteilt, dass sie das Haus im Februar 2026 räumen will. Inmitten einer akuten Wohnungsnot sollen also viele Leute, die wenig haben, obdachlos gemacht und günstiger Wohnraum zerstört werden.
Das Haus an der General-Guisan-Strasse wurde vor 27 Jahren, im Januar 1997 besetzt, und ist mittlerweile eines der ältesten besetzten Häusern der Schweiz. Als bekanntestes besetztes Haus in Winterthur hat die Gisi eine symbolische Bedeutung, die weit über die vier Wände hinausgeht. Seit Jahrzehnten dient sie als Ort der Vernetzung und des Austauschs, bietet günstigen Wohnraum und ist einer der letzten unkommerziellen Kulturorte in dieser Stadt.
Es drohen aber nicht nur der Gisi die Räumung. Im Juli 2023 hat die SKKG verkündet, dass gleich mehrere besetzte und selbstverwaltete Häuser geräumt werden sollen. Neben der Gisi auch ein Haus an der Schaffhauserstrasse, sowie an der Zürcherstrasse, beide seit mehr als 20 Jahre selbstverwaltet.
Die SKKG gibt sich gerne als gemeinnützige Kunststiftung. Tatsächlich ist sie ein steuerbefreites, profitorientiertes, milliardenschweres Immobilienunternehmen. Unter der Führung von Bettina Stefanini hat die SKKG eine Abriss- und Sanierungswelle veranschlagt. Sie wird dafür nicht weniger als eine Milliarde Franken ausgeben. Alle 1'700 Wohnungen der SKKG in Winterthur sind davon betroffen, werden abgerissen und überbaut oder totalsaniert. Sämtlichen Bewohner:innen wird gekündigt. Dadurch wird günstiger Wohnraum zerstört und die Mieten in den Quartieren werden erhöht.
Da die Bewohnenden der besetzten und selbstverwalteten Häuser an einer langfristigen Lösung interessiert sind, haben sie der SKKG bereits 2020 vorgeschlagen, die Häuser im Baurechtsvertrag zu übernehmen und in eine kollektive Besitz- und Nutzer:innenstruktur zu überführen. Angesichts der Wohnungsnot, der Klimakrise und der dringenden Notwendigkeit, mit Ressourcen nachhaltig umzugehen, ergibt dieses Vorgehen ökologisch und sozial am meisten Sinn.
Die kapitalistische Stadtentwicklung ist kaum je von sozialen oder ökologischen Überlegungen geprägt, sondern hauptsächlich auf Profitmaximierung ausgerichtet. Dass Städte vermehrt als Kapitalanlagen dienen, ist ein globales Phänomen, das die Lebenskosten in urbanen Ballungsräumen auf der ganzen Welt explodieren lässt. Gebaut wird ganz einfach, was die höchste Rendite abwirft. Mieten werden erhöht und die ärmere Bevölkerung aus den Städten vertrieben. Egal, ob hier oder anderswo; egal, ob die Eigentümerschaft unserer Wohnung eine Bank, eine Pensionskasse oder eine Kunst-Siftung ist: Sie alle vermieten für den Profit.
Aber wir lassen uns nicht vertreiben! Wir sind nicht bereit, die Zerstörung der Gisi und der anderen selbstverwalteten Häuser stillschweigend hinzunehmen! Wehren wir uns gemeinsam gegen die kapitalistische Stadtaufwertung. Wir rufen alle dazu auf, sich mit der Gisi und den anderen bedrohten Häusern zu solidarisieren. Nehmen wir die Dinge selbst in die Hand, vernetzen und organisieren wir uns. Denn eine andere Stadt ist möglich!
Hier der Inhalt des Briefes, den wir den Leuten der Terresta abgegeben haben:
Begründung zur Verhinderung der Begehung der General-Guisan-Strasse 31
An die Verantwortlichen der Terresta AG und SKKG
Heute hätte eine Begehung der Liegenschaft an der General-Guisan-Strasse 31 stattfinden sollen. Diese Begehung dient einzig dem Zweck weitere Schritte für die Totalsanierung der Gisi zu planen und damit die Räumung im Februar 2026 durchzusetzen.
Wir stellen uns entschlossen gegen die angedrohte Räumung der Gisi und der anderen selbstverwalteten Häuser und damit gegen jegliche Umbaupläne für eine Nutzung, die das Ende der Selbstverwaltung voraussetzt.
Die Gisi ist ein selbstverwalteter Ort an dem sich seit 27 Jahren unterschiedlichste Menschen ohne
Konsumzwang treffen. Neben günstigem Wohnraum bietet sie Raum für politische Veranstaltungen, Konzerte, Lesungen, Spieleabende, Küche für Alle und dergleichen mehr. Die Gisi ist ein kollektives Projekt, das von solidarischen Menschen mit viel Engagement und grossem Zeitaufwand gestaltet wird. Sie ist ein wichtiger Ort für viele und von vielen. Sie ist ein Beispiel einer notwendigen Widerstandspraxis gegen die kapitalistische Logik, welche nicht davor zurückschreckt auch Grundbedürfnisse wie Wohnraum profitorientiert zu verwerten.
Aus diesem Grund fordern wir, dass die Verantwortlichen der SKKG endlich mit uns in Verhandlungen treten und auf unsere Anliegen eingehen. Wir fordern nach wie vor einen Baurechtsvertrag, damit die Selbstverwaltung der Gisi auch für die Zukunft sichergestellt ist. Falls es nicht möglich sein sollte, einen solchen Baurechtsvertrag einzugehen, fordern wir ein Ersatzobjekt, sowohl für den Wohn- als auch für den Kulturraum.
Wir freuen uns über eine Kontaktaufnahme, um in Verhandlung zu treten.
Die Häuservernetzung Winterthur ist ein Zusammenschluss von Bewohner:innen und Benutzer:innen von besetzten und selbstverwalteten Häusern, linken Gruppen und bewegten Menschen. Gemeinsam kämpfen wir gegen die kapitalistische Stadtaufwertung und für den Erhalt von günstigem Wohnraum.
https://wohnraumverteidigen.noblogs.org/
Das Programm der Gisi findet Ihr hier: https://ggs31.arachnia.ch/
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