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Kundgebung von Stefanini-Bewohner:innen beim Sulzerhochhaus in Winterthur

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Vertreibung ist keine Kunst! Kundgebung von Stefanini-Bewohner:innen beim Sulzerhochhaus in Winterthur

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Politik

Heute Dienstagabend 1. Februar 2022 haben wir uns mit über 80 Leuten vor dem Sulzerhochhaus versammelt, dem Sitz der Stefanini-Stiftung SKKG und ihrer Immobilienfirma Terresta.

Kundgebung von Stefanini-Bewohner:innen beim Sulzerhochhaus in Winterthur
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Foto: Aufruf zur Kundgebung.

Datum 1. Februar 2022
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Anlass war die alljährliche Medienkonferenz der SKKG. Mit unserer Kundgebung protestierten wir gegen den drohenden Verlust des günstigen Wohnraums in Winterthur.

Die Stefanini-Stiftung SKKG tritt zwar als Kunststiftung auf, in Tat und Wahrheit ist sie aber ein Immobilienunternehmen. Allein in Winterthur besitzt rund 1800 günstige Wohnungen. Mit den Mieteinnahmen finanziert die SKKG den Unterhalt ihrer vom verstorbenen Millionär Bruno Stefanini angehäuften Kunstsammlung.

Noch sind die Stefanini-Wohnungen günstig. In ihnen leben wir: Menschen mit wenig Mitteln - Arbeiter:innen mit und ohne CH-Pass, Rentner:innen, Sozialhilfeempfänger:innen. Doch die SKKG möchte in der nächsten Zeit sämtliche Liegenschaften sanieren. Nicht etwa, weil die Häuser jahrzehntelang vernachlässigt wurden. Sondern um die Rendite zu erhöhen. Die SKKG möchte mehr Geld für ihre Verwaltungs- und Stiftungsratsmitglieder und ihre elitäre Kunstsammlung.

Allen Mieter:innen wird gekündigt. Hunderte bis Tausende sind von der geplanten Sanierungswelle betroffen. Nicht nur in Winterthur: Die SKKG besitzt Siedlungen auch in Zürich, Wettingen, Chur und anderswo.

Die SKKG hat vor, die seit Jahrzehnten selbstverwalteten Stefanini-Häuser in Winterthur zu räumen und uns auf die Strasse zu stellen. Die Stiftung plant lukrative Neubauten. Wir haben der SKKG einen praktischen Vorschlag unterbreitet, wie die Häuser vor dem Abriss gerettet werden können. Doch sie schweigt dazu. Sie ist offenbar nicht an einer Lösung interessiert und hat vor, den günstigen Wohnraum zu zerstören.

Damit wird sie nicht durchkommen. Denn: Es kann ja nicht sein, dass wir in Zeiten der Pandemie und der grassierenden Wohnungsnot auf die Strasse gestellt werden, weil irgend eine dubiose Kunstsammlung eines verstorbenen Millionärs vergoldet werden soll!

Die SKKG redet viel von Kunst. Für ihr aktuelles Kunstförderungsprojekt «Kultur-Komitee» nimmt sie viel Geld in die Hand. Sie möchte damit ihr Image aufpolieren. Das «Kultur-Komitee» ist aber nichts als Artwashing: Die SKKG möchte davon ablenken, dass sie mitten in der COVID-Krise dabei ist, 50 Bewohner:innen der selbstverwalteten Häuser obdachlos zu machen und hunderte, wenn nicht tausende Mieter:innen aus ihren Wohnungen zu vertreiben.

Wir sagen: Es braucht eine kollektive Lösung für die selbstverwalteten Stefanini-Häuser. Sollte die SKKG ein Haus räumen wollen, dann werden wir das verhindern. Niemand landet auf der Strasse für Kunst!

Und wir sagen auch: Den Mieter:innen darf bei anstehenden Sanierungen nicht gekündigt werden - es sollte möglich sein, dass die Verträge weiterlaufen.

Wir - die selbstverwalteten Stefanini-Häuser, die von Kündigungen bedrohten Stefanini-Mieter:innen und solidarische Stadtbewohner:innen - stehen zusammen. Wir kämpfen gemeinsam für den Erhalt des günstigen Wohnraums.

Häuservernetzung Winterthur