Die Lohnabhängigen sind nun mal alles andere als eine einzige oder gar einige Arbeiterklasse. Es gibt starke Interessenspaltungen unter Beherrschten. Verschiedene Haltungen zeigen sich derzeit auch an einer positiven Resonanz, die das Trommelfeuer auf Bürgergeldempfänger auf Seiten vieler der „Fleissigen“ hat, die jeden Tag „schaffen gehen“. Arbeit und Fleiss, Leistung und Pünktlichkeit - die Tugenden der „Anständigen“ - erleben ausgerechnet mitten in einer Rezession eine echte Konjunktur. Wohlfahrt und Fürsorge verkommen zu blossen Kostenfaktoren. Es lohnt sich für das Verständnis solcher Haltungen in unterworfenen Klassen genauer auf deren politischen und sozialen Hintergrund zu schauen. Das kann uns vielleicht zeigen, wie wir uns verschiedenen Haltungen und Interessen nähern, und welche gemeinsame Perspektiven haben, die in emanzipatorischer Politik etwas ausmache– und dabei mehr als „Abholen“ ist.
Produzenten und Parasiten
Erhellend ist dafür das neue Buch „Producteurs et Parasites“ des belgischen Philosophen Michel Feher. Er analysiert unter dem Aspekt des „Produktivismus“ den rechten Rassemblement National in Frankreich. Die Le-Pen-Partei teile die französische Gesellschaft in zwei moralisch antinomische Klassen ein: Produzenten, die nur vom Ertrag ihrer Arbeit leben, und Parasiten, die den „Wert der Arbeit“ ablehnend, sich den von anderen geschaffenen Reichtum mühelos aneignen. Gemeint sind damit die Faulenzer und „Räuber“ ganz oben und ganz unten in der Gesellschaft. Dieser Widerspruch und nicht der zwischen Arbeit und Kapital seien für die Rechtsradikalen massgeblich . Die Produktiven, also Unternehmer, Selbstständige und Arbeitende, stünden treu zu meritokratischen Normen, ganz anders als die Schmarotzer, also Spekulanten einerseits und Sozialhilfeempfängern andererseits.Le-Pen-Wähler verteidigen demnach mit ihrer Stimmabgabe das Recht auf die Früchte ihrer Arbeit, was gerade von Minderheiten behindert werde. Einheimische, die sich für Arbeitslosigkeit entschieden, ahmten letztlich nur Migranten - ausländische Leistungsempfänger - nach, während die Reichen, die sich von gemeinsamen Regeln ausnehmen, in Wirklichkeit bloss in der transnationalen Finanzwelt zu Hause seien. Da sie den Verlust einer Welt, in der sich nur Leistung lohne, fühlten, glaube die rechte Wählerschaft, die Gesellschaft dadurch zu rehabilitieren, dass sie sie von all jenen säubere, die sich ihr entziehen - vor allem Migranten. Anders als andere extreme Rechte in Europa, die nach wie vor neoliberal ausgerichtet sind - wie AfD, Fratelli d'Italia oder Vox in Spanien - setzt Le Pen auf symmetrisches Parasitentum unten und oben, das durch die Umverteilung von Ressourcen und die Deregulierung des Handels hervorgerufen werden.
Die AfD zum Beispiel tritt letztlich nur nach unten: Die Rolle globaler Spekulanten nehmen für sie prominent die „Kulturmarxisten“ und ein „rot-grün versifftes“ Phantasma ein. Wenn auch Linke der Ansicht sind, Arbeit unter den herrschenden Verhältnissen sei ein sinnvoller Ausgangspunkt für ein kollektives Identitätsangebot, da sie Quelle von Produzentenstolz und gesellschaftlicher Anerkennung sei, dann sitzen sie gerade dem Produktivismus auf, den Feher kritisiert. Beispielhaft in dessen nahezu 400jähriger Geschichte steht der US-Ökonom James Buchanan, der Begründer der Public-Choice-Theorie, die Politik von individueller Nutzenmaximierung geleitet versteht. Er unterteilte schon vor Jahrzehnten Parasitentum in vier Figuren: Erstens Arbeitslose/Empfänger von Sozialprogrammen; zweitens gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer, die Vorteile geniessen, die in keinem Verhältnis zu ihren persönlichen Verdiensten stehen; drittens (faule) Beamte und viertens kulturelle Eliten als Trittbrettfahrer. Es fehlen Spekulanten und reiche Räuber. Einschnitte bei bzw. Abschaffung von Sozialleistungen, Liberalisierung des Arbeitsmarktes, Einführung leistungsbezogener Gehälter im öffentlichen Dienst, Reform der Hochschulfinanzierung: das sind die Schlussfolgerungen, die uns heute bekannt vorkommen.
Unterwerfung, nicht Befreiung
Und so gibt es in Deutschland kaum noch eine Partei, die sich der Unterscheidung zwischen wirtschaftlich nützlichen und vermeintlich „überflüssigen“ Menschen widersetzt, hat Raul Zelik jüngst im nd festgestellt. Doch warum sind Leistungsträger so fleissig, weshalb leisten die Fleissigen denn so viel? Antworten darauf finden sich in einem bemerkenswerten Aufsatz, den Jason Read in dem von Ben Gook herausgegebenen Band „Libidinal Economies of Crisis Times“ (Libidinöse Ökonomien der Krisenzeiten) jüngst veröffentlicht hat: Negative Solidarität: Die affektive Ökonomie im Niedergang des Neoliberalismus.Der Professor für Philosophie an der University of Southern Maine bietet damit eine neue Betrachtungsweise zu politischen Haltungen aus Klassenverhältnissen. Unbedingte Beschäftigungsfähigkeit gelte heute als allgemeines Ideal - Unternehmer seiner selbst werden. Read interpretiert dies als eine Geschichte, die sich von der Angst zur Freude und vom Konsum zur Produktion, von den negativen Affekten zu den freudigen bewegt. Es ist aber ein Übergang, der weniger Befreiung, Freiheit von Angst und Bedürftigkeit als vielmehr Unterwerfung darstellt. Er gipfele in dem modernen Ideal, die eigene Verwirklichung, die Leidenschaft in der Arbeit selbst zu finden.
Die Tatsache, dass Konsum oder Lohnarbeit kaum Freuden bieten, führe nicht zu ihrer Ablehnung oder einer Kritik am Kapitalismus. Stattdessen entstehe ein Ideal von Arbeit als Disziplin und nützliche Selbstveränderung werde zur Quelle von Bestätigung. Die Konzentration auf die Übernahme der Verantwortung für eine Überwindung aller eigenen Nöte und Traumata, bringe ein enormes Misstrauen gegenüber jeder kollektiven oder institutionellen Lösung. Damit einher geht ein Misstrauen gegenüber denjenigen, die sich für solche einsetzen. Den Stolz auf die Verantwortung für das eigene Schicksal analysiert Jason Read als Versuch, aus einem negativen, traurigen Affekt eine Freude, einen positiven Zustand zu konstruieren.
Der 2020 verstorbene amerikanische Kulturanthropologe David Graeber hatte erklärt, warum sogar Bullshit-Jobs keine allgemeine Verachtung oder gar Rebellion hervorrufen. Vielmehr gewönnen Lohnarbeitende Gefühle von Würde und Selbstwert, gerade weil sie ihre Jobs hassten. Man bleibe an der Arbeit hängen, weil man sie als schmerzhaft, erniedrigend oder schwierig empfinde. Und diejenigen, die stolz auf ihre Arbeit sind, weil sie schwierig ist, seien wütend auf jene, die nicht arbeiten, sowie auf andere, deren Arbeit nicht schwierig oder anspruchsvoll genug ist. Diese Argumentation lässt erkennen, wie Wut auf Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger entsteht und politisch nutzbar wird.
Wenn individuelle Erfüllung aus kleinen Freuden des Arbeitstages rührt oder die Arbeit selbst als Quelle des Stolzes gesehen wird, dann kommt das Ohnmachtsgefühl der Beherrschten, das sie davon überzeugt, auf alles Streben nach grösserer Veränderung zu verzichten, nicht bloss aus der Arbeitssituation, die von Rentabilitätsregeln des Kapitals geprägt ist. Sondern sie rührt auch aus dem generellen Gefühl reduzierter Möglichkeiten und Ressourcen her, die das soziale Leben durchdringen. Auf dem Hintergrund allgegenwärtiger Sparsamkeitsforderungen wird die Schwierigkeit des Einzelnen, seine Zahlungszwänge zu befolgen, auf eine Welt projiziert, in der Knappheit die allgemeine Regel ist und Grosszügigkeit, ja sogar Gleichheit mit Gerechtigkeit eine Art Luxus darstellen.
Freude aus OhnmachtVorstellungen von Begrenzung und Ohnmacht werden als Aufwertung der eigenen Zähigkeit, Härte und Disziplin verinnerlicht als den einzigen Freuden, die einem blieben, so folgert Jason Read. Der Ruf nach mehr Arbeitsplätzen, intensiveren Sparmassnahmen und stärkerer Verfolgung der Benachteiligten - diesen besonderen Kampf um Knechtschaft bezeichnet er als „negative Solidarität“. Solche „Schiefheilung“ (Adorno) offenbart ein wütendes Gefühl der Ungerechtigkeit, der Idee verpflichtet, dass alle anderen auch gehörige Zwänge erfahren sollen, weil ich immer härtere Arbeitsbedingungen ertragen muss; seien es Lohnkürzungen, Streichen von Sozialleistungen, unsichere Renten, Wegfall der Arbeitsplatzsicherheit und zunehmende Prekarität. Damit sind wir wieder bei unseren Ausgangsstatements angelangt: Wo also findet das „Abholen“ der unterworfenen Klasse statt? Beim Stolz auf die Arbeit, gar die Anerkennung ihrer Verhältnisse, deren Leitlinien vorrangig den Massgaben der Profitabilität in bedrohlicher Konkurrenz folgen? Einer Arbeit, die durch eine Ethik individuellen Engagements statt kollektiven Schutzes geprägt ist? Es scheint, dass die Antwort nach einem Blick auf Haltungen, die aus den herrschenden Arbeitsverhältnissen und an sie anschliessenden Abhängigkeiten folgen, nicht so leicht fällt, wie es vermeintlich eindeutige Klasseninteressen suggerieren.
Wenn wir der Diagnose Fehers folgen, lässt sich konstatieren, dass viele Linke sich einem Produktivismus anschliessen, der einige Schwierigkeiten hat, sich von existierenden Kapital-Verhältnissen abzusetzen. Was in deren Weltbild von Sozialdemokratie bis AfD als die leistungsbeziehenden Schmarotzer unten erscheint, möchte sie durch die Parasiten oben ersetzen, die Milliardäre. Das ist aber ein Versuch, der letztlich wenig Erfolg verspricht: Im engagierten Produktivismus sind die sichtbaren Armen, die von staatlichen Zahlungen Abhängigen, leichter greifbar und viel näher situiert als unantastbare, weit entfernte Milliardäre, die zudem meist wenig mit den Strategien von Unternehmen und deren Arbeitsbedingungen oder mit bedrohlicher Inflation zu tun haben. Schlimmer noch: Leute wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg sind Superstars, von denen Orientierung in unübersichtlichen Zeiten, gar neue Visionen erwartet werden.
Einem linken Produktivismus als schlichter politischer Richtlinie mangelt es an verbindenden Konzepten für existierende Klassenspaltungen, für ihre divergierenden Interessen und Erfahrungen. Produktivismus kann die von Read beschriebenen Kompensationen für die Übel der Arbeit noch verstärken. Sie fördern eine Anerkennung der Erwerbsarbeit, die deren Belastungen, Zwänge und Sinnlosigkeiten überspielen soll. Zudem betont es „echte Arbeit“ in allen möglichen Varianten gegenüber vermeintlich weniger Leistenden und möchte diese gar mit zusätzlichen Zwängen belasten. Diese Überlegung kann Fehers und Reads Einsichten ergänzen, dass es nicht reicht, für politische Strategien, ihre Mobilisierungen und Orientierungen bloss den individualisierten Meinungen über Arbeitsprozesse zu folgen.
Der Sockel einer emanzipatorischen Strategie linker Kräfte verlangt zur Abgrenzung gegen Affirmation, Kooptation oder reaktionäre Allianzen mehr als „moralischen Produktivismus“ gegen „die da oben“. Leitlinien wie Disziplin, Nutzbarmachung und Leidbewältigung rund um Arbeitszwänge passen viel besser zu Rechten und Libertären, die deren Akzeptanz sogar durch wohlfeile Versprechen von Wirtschaftswachstum, technologischen Wundern und lukrativer Beute für die arbeitenden Angehörigen der eigenen Nation anreichern können. Sich solchen Haltungen schlicht zu assimilieren, um in gegebenen Umständen möglichst „vernünftig“ zu erscheinen, kann sogar die bestehenden Trends zu identitären Spaltungen aller Art in der Linken weiter verstärken, hier in der Klassenvariante zwischen vermeintlichen Gewinnern und Verlierern, angeblichen Hoch- und Niedrigleistenden, den Produzierenden und den bloss Reproduzierenden.
Leider setzen sich damit Trends im politischen Habitus fort: Auch gesellschaftstransformative Kräfte im emanzipatorischen Geiste orientieren sich heute bei zunehmender sozialer, politischer und kultureller Abwehr oft an eingespielten Haltungen, empörten Kampagnen oder gar an Medienaufregern. Sie agieren häufig ohne eigene Gesellschaftskonzepte, Strategien und Kontravisionen, die versuchen, mit dem gegenwärtigen Zusammenwirken heterogener Reproduktionsverhältnisse und ihrer entsprechenden Machtverhältnisse angemessen zurecht zu kommen und eigene Attraktion zu entfalten. Das gilt gerade hinsichtlich vorpolitischer Haltungen der Leute, ihrer Genese und den ambivalenten politischen Potentialen für gesellschaftliche Veränderung, die sich darin verbergen können.
Differenzierung der Beherrschungen
Solche konzeptionellen Fehlstellen zeigen sich auch bei der Renaissance der (beherrschten) gesellschaftlichen Klassen in politischen Milieus im vergangenen Jahrzehnt, die sozialistisch inspiriert sind: Statt ein einheitliches Klasseninteresse der ausgebeuteten Arbeiterinnen zu unterstellen, gar einem idealisierten, glattgebügelten Arbeitsstolz aufzusitzen, sollte es mehr um Differenzierung von Klassenbedingungen gehen, also die unterschiedlichen Formen von Beherrschungen und Erfahrungen in verschiedenen Reproduktionsweisen als den vielfältigen Bereichen des Lebens. Diese prägen ein komplexes Geflecht von Interessen: Durchgängige gesellschaftliche Zusammenhänge von Unterordnung, Enteignung und Ausbeutung formen Klassenverhältnisse viel mehr als allein die ökonomischen Verhältnisse und Arbeitsbedingungen in einzelnen Betrieben und Unternehmen. Unterordnung und Enteignung sind mit der marxschen Voraussetzung von Kapitalverwertung kompatibel, erlauben aber einen schärferen Blick auf Arbeitsverhältnisse und die Klassenverhältnisse über den engen Arbeitsraum hinaus.Deren ökonomische Mechanismen durchziehen und überformen auch ihre erweiterten Reproduktionsverhältnisse, bilden sich in den Sphären der Lebensweisen aus, in sozialer Reproduktion und staatlichen Institutionen, der Konsumwelt und sozio-kulturellen Arrangements. Das zusammenwirkende Cluster von Unterordnung, Enteignung und Ausbeutung übt in Sphären der Lebensweisen auf verschiedene Weisen Zwänge aus, seien es Zwänge einer Organisation, Schuldendruck oder kostenlose Dienste. Und Arbeitsverhältnisse sind heute als wichtige gesellschaftliche Achse unter den variierenden Bedingungen von Kapitalverwertung darin eingebettet: von der Reingungshilfe bis zum IT-Profi. Bei Erwerbslosen und anderen von Unterstützung Abhängigen beispielsweise setzen sich diese Modalitäten in je eigenen Formen fort. Statt der Hierarchie und den Profitmassgaben im Betrieb unterliegen sie der staatlichen Bürokratie und haben bei Strafe deren Richtlinien zu folgen.
Zudem können sie nicht den Konsumversprechen folgen, die manches Leid Lohnabhängiger lindern sollen. Klasseninteressen werden ausserdem durch Subjektivierung geformt, also ein Gerüst persönlicher Einstellungen, Überzeugungen und Begehren im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext. Es wird quer durch die Bedingungen des Alltags laufend reproduziert und kann gleichzeitig als Sockel persönlicher Kompensationen für negative Erfahrungen funktionieren. Damit lassen sich die Überlegungen von Read zur Kompensation von Leid in Ressentiment verbinden mit Klasseninteressen, die nun Mischungen der genannten Dimensionen bilden. In persönlichen Attitüden wie heute die Selbstoptimierung können tradierte Hintergrundressentiments durch die schwierigen Arbeitsbedingungen sozial und politisch destruktiv werden. Sie resultieren dann mit Read im verzerrten Arbeitsstolz in Abgrenzung, der negativen Solidarität gegenüber vermeintlichen Minderleistenden oder Leistungsempfängern aller Art – unter Ausblendung derer Tätigkeiten quer durch die Lebensverhältnisse.
All das, dieses kollektive Amalgam von Klassenverhältnissen, fliesst in eine protopolitische Dimension der Klasseninteressen ein und wirkt dort zusammen. Sie entspringt als Moment politischer Reproduktionsbedingungen den Alltagshaltungen, ihren Widersprüchen, Konflikten und Stimmungen, und sie formt in Aktivitäten wie Zusammenkünften und Widerständen eigene Praktiken. Das bildet auch den Grundstock möglichen Klassenbewusstseins, das sich allerdings erst in Verbindungen von kollektiven Widerständen und Klassenkämpfen konturieren kann. Diese Überlegung kann Fehers und Reads Einsichten ergänzen, dass es eben nicht reicht, für politische Strategien, ihre Mobilisierungen und Orientierungen bloss individualisierten Haltungen und ihren Vorgaben für Arbeitsprozesse zu folgen.
Eine derartige Verengung sieht nicht nur von den Bedingungen der Subjektivierung, der Lebensweisen und der Kapitalverwertung ab, sondern in der politischen Dimensionen kommen heute noch Nihilismus und Resignation hinzu, die unter fragmentierten Klasseninteressen mit Erfahrungen technischer Unabänderlichkeit oder dem generellen Gefühl reduzierter Möglichkeiten heraus wirken. Jedoch geben die gesellschaftlichen Klassenverhältnisse mit Unterordnung, Enteignung und Ausbeutung zwischen Produktion und Reproduktion Chancen für emanzipatorische Mobilisierung, wie sie sich aus Haltungen der Leute zu Wohnverhältnissen und Gesundheitswesen andeuten. Eine stabile gemeinsame Kraft ihrer politischen Interventionen gilt es mit einer sozialistischen Perspektive aber erst noch zu konstituieren.
All diese Komponenten von Klassenverhältnissen möchten die Politiken des Produktivismus und Parasitentum locker homogenisieren. Nihilismus und Resignation machen jedoch auch den Kern des Libertär-Kapitalistischen und der gegenwärtigen politischen Reaktion aus. Es könnte fatal sein, diese vorpolitischen Einstellungen mit verzerrtem Produktivismus noch weiter zu fördern, gar damit die Tür für mehr Repression zu öffnen – und der Wind ihrer nationalistischen Variante bläst schon stark genug ins Gesicht. Derart werden weiterführende Strategien und Visionen für substantielle Gesellschaftstransformation eher blockiert als gefördert.