Für eine ökologisch und sozial nachhaltige Verkehrswende Wie viel Platz braucht welches Verkehrsmittel?
Politik
Wie ist es möglich gleichzeitig weniger Stau und bessere Rad- und Fusswege zu haben? Am Sonntag fand eine Aktion zum Thema Flächengerechtigkeit in der Schiessgrabenstrasse statt.
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23. September 2024
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In Lüneburg fand an diesem Tag eine Aktion in der Schiessgrabenstrasse statt. Dabei wurde die interessante Geschichte dieser parallel zum Lösegraben verlaufenden Strasse erläutert:
In den 1960er Jahren wurde sie zur mehrspurigen Bundesstrasse ausgebaut. Die Bäume der vorher bestehenden schönen Allee wurden dabei gefällt . Die Innenstadt wurde damals verkehrsberuhigt und die Schiessgrabenstrasse löste die Bäckerstrasse als Bundesstrasse ab.
In den 1980er Jahren wurde die Ostumgehung gebaut und nach Fertigstellung wurde diese zur neuen Bundesstrasse (B4/B209) ein- und die Schiessgrabenstrasse zur Gemeindestrasse herabgestuft.
Heute ist der Autoverkehr in der Schiessgrabenstrasse nicht weniger geworden - mit 32.000 Autos pro Tag ist sie nach der Ostumgehung die meistbefahrene Strasse Lüneburgs und nicht nur zu Hauptverkehrszeiten kommt es zu häufigen Staus. Sie ist weiterhin vierspurig für den rollenden Kfz-Verkehr. Daneben gibt es einen Parkstreifen, einen Radweg der fast komplett in der Dooring-Zone liegt, einen schmalen Fussweg - und keinen Radweg in nördlicher Richtung.
Eine Teilnehmerin, Beate Ellwanger-Stache, bekräftigt "das Ziel dieser Aktion, mehr Flächengerechtigkeit in der Schiessgrabenstrasse zu erreichen, ist sehr wichtig. Es ist längst überfällig, dass eine Stadt, die sich fahrradfreundlich nennt, auf einer ihrer Hauptverkehrsstrassen in beide Richtungen einen Fahrradweg bekommt."
In der durchgeführten interaktiven Aktion wurde nun der Platzverbrauch der verschiedenen Verkehrsmittel (im stehenden Zustand) dargestellt. Es stellten sich also jeweils 30 Personen auf einer Fahrspur entsprechend der Masse der Verkehrsmittel auf. Dabei wurde mit einbezogen, dass in einem Pkw im Schnitt nur 1,4 Personen sitzen. Im sich fortbewegenden Zustand brauchen die Verkehrsmittel entsprechend ihrer Geschwindigkeit noch mehr Platz - der notwendige Sicherheitsabstand zu den vorweg bewegenden Verkehrsteilnehmenden orientiert sich an Reaktions- und Bremsweg und liegt damit bei Pkw deutlich höher als bei Fahrrädern oder zu Fuss Gehenden.
Es wurde bei der Aufstellung deutlich, dass gerade Fuss- und Bus-Verkehr sehr flächeneffiziente Fortbewegungsarten sind. Verglichen mit dem Pkw-Verkehr schneidet auch der Radverkehr gut ab. Pkw hingegen brauchen sehr viel Platz pro beförderter Person und sie sind damit ineffizient. Kein Wunder, dass es zu häufigen Staus kommt.
Der VCD Elbe-Heide fordert, zwei PKW-Spuren in gesicherte Radfahrstreifen ("Protected Bikelane") umzuwandeln.
Gerade für Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf das Auto angewiesen sind, ist es wichtig, zuverlässig und ohne Stau voranzukommen. Der Verkehrsraum soll so gestalten werden, dass es attraktiv wird, auf Verkehrsmittel des Umweltverbunds (ÖPNV, Fuss, Rad) umzusteigen.
"Gelingt diese Verlagerung, kann es also sowohl für den Radverkehr, als auch für den notwendigen Autoverkehr in der Schiessgraben deutlich besser und für alle Menschen zufriedenstellender verlaufen" sagt Johannes Dau vom Verkehrs-Club Elbe-Heide (VCD). "Auch wenn es aus Auto-Sicht erstmal nicht intuitiv erscheint. Mit der heutigen Aufstellung wollen wir das verdeutlichen und die Diskussion auf eine sachliche Grundlage stellen."
Der Verkehrs-Club Deutschland setzt sich für eine ökologisch und sozial nachhaltige Verkehrswende ein.