Menschen können sich ändern. Sollte Daniele Ganser böse gewesen sein, so muss er es gegenwärtig nicht sein. Was auch umgekehrt zutrifft. Auch wenn eine Person böse Bekannte oder Geschäftsbeziehungen hat, heisst das nicht, dass diese Person über das Handeln der Bekannten oder ihrer Geschäftsbeziehungen wusste. Ebenso muss das Wort "böse" relativiert werden, denn schon Bertholt Brecht schrieb: "Erst das Fressen, dann die Moral!"
Nestlé, Jacobs und Avenir Suisse
Im Jahr 1999 wurde von Schweizer Grossunternehmen der "Think Tank" (englisch für "Denkfabrik") Avenir Suisse gegründet. Gründerunternehmen und Hauptförderer sind beispielsweise Nestlé, Jacobs Holding und Credit Suisse. Avenir Suisse will die Lücken zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaften schliessen, indem aus dieser Denkfabrik heraus Foren, Diskussionsrunden und Projekte gegründet und finanziert werden, in diesen dann Analysen und Theorien entwickelt werden. Diese Analysen und Theroien sollen dann der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.Die Denkfabrik Avenir Suisse bezeichnet sich selbst als "unabhängig, aber nicht neutral" und "marktorientiert". Avenir Suisse will sich als operative Stiftung für "gesellschafts- und wirtschaftspolitische Entwicklung der Schweiz" engagieren, "frühzeitig relevante Themen definieren und zukünftigen Handlungsbedarf, aber auch Lösungsvorschläge und Denkanstösse aufzeigen". Aufgeschlüsselt heisst das, dass, nach den Stiftungszielen von Avenir Suisse, die Interessen von Wirtschaftsunternehmen politische Entscheidungen dominieren sollen und die Proteste und "Gegentheorien" mit eigenen praxisbezogenen Theorien entkräftet bzw. unterwandert werden. Nicht neutral bedeutet, dass Avenir Suisse sich beispielsweise gegen antinationale und kommunistische bzw. "marktregulierende" Ziele stellt.
Die Vergangenheit beginnt nicht vor 40 oder 50 Jahren, sondern fängt in diesem Augenblick an. Herrschende Regime haben erkannt, dass man nicht da scheissen kann, wo man essen will. Die Opposition kann nicht mit militärischer Gewalt in einem Gebiet bekämpft werden, wo das herrschende Regime befürwortende Menschen friedlich leben wollen. Darum werden aus Denkfabriken wie Avenir Suisse eigene, dominierende Oppositionen entwickelt. Ein ähnliches, jedoch schwächeres Konstrukt ist das der Universitäten, in denen ebenso regimekritische bzw -feindliche Bewegungen und Phänomene erforscht und Konzepte zu ihrer Kompensierung entwickelt werden.
Daniele Ganser war von 2001 bis 2003 "Senior Researcher" in der Denkfabrik Avenir Suisse in Zürich. Seine Arbeit wurde also direkt u.a. von Nestlé und der Jacobs Holding finanziert. Was sind das für Firmen? Nestlé macht beispielsweise Geld durch den weltweiten Handel mit Kakao. Der Hauptteil des Kakaos kommt aus Westafrika, wo einige der ärmsten Länder der Welt liegen. (In der westafrikanischen Elfenbeinküste werden etwa 1/3 der Weltproduktion an Kakao produziert. In ganz Westafrika etwa 60 Prozent der Weltproduktion.) In Westafrika werden häufig Sklaven und Sklavinnen, meist Kinder, für die Arbeit auf den Kakaoplantagen eingesetzt. Die konstruierte Instabilität dient dabei den in dieser Region Ressourcen abbauenden Firmen. Diese unterhalten oft zum Schutz ihrer Produktion Privatarmeen und verbünden sich mit vorherrschenden "Warlords". Die Jacobs Holding besitzt die Mehrheit an dem weltgrössten Schokoladenproduzenten "Barry Callebaut AG" und 1/5 der Anteile des weltweit grössten Personaldienstleisters Adecco. Ebenso besitzt die Jacobs Holding die Mehrheit an einem international operierenden Mediendienstleister.
Andere Gründungsfirmen und Finanziers von Avenir Suisse sind grosse Banken, wie die weltgrösste Bank UBS AG und der Credit Suisse (eines der weltgrössten Finanzunternehmen. Auch weltweit operierende Pharmakonzerne wie Roche und Novartis gehören zu dieser Riege. Ebenso Personaldienstleister, Transportunternehmen, Versicherungen, Unternehmensberater und Industrietechnikunternehmen mit weltweiten Einfluss gehören zur Avenir Suisse.
Studium an Militärakademie an der ETH Zürich (MILAK)
Daniele Ganser studierte an der Militärakademie an der ETH Zürich (MILAK), wo sogenannte "höhere Kader" ausgebildet werden. Gelehrt werden u.a. Menschenführung, Militärpsychologie, strategische Studien und Militärsoziologie. Sogenannte "höhere Kader" werden in dieser Militärakademie ausgebildet. In dieser Militär-Einrichtung wird zukünftigen militärischen Kadern gelehrt wie sie die Bevölkerung manipulieren können bzw. wie sich militärisches Vorgehen auf die Bevölkerung auswirkt.Eine hohes Augenmerk wird auf die psychologische Schulung der Offiziere gelegt. Aber auch der Umgang mit "organisierter Kriminalität" und "assymetrische Kriegsführung" wird an der MILAK gelehrt. Auch wie sicherheits- und wehrpolitische Meinungstrends in der Bevölkerung ermittelt und beeinflusst werden können, wird gelehrt. Doch nicht nur in einer militärischen Schule war Daniele Ganser aktiv, sondern er arbeitete auch direkt für die Schweizer Regierung.
Peak Oil und die Kooperation mit VPM
Daniele Ganser gründete 2006 mit anderen die ASPO Schweiz. ASPO bedeutet zu deutsch "Arbeitsgruppe für das Studium von Peak Oil und Gas". Peak Oil ist das globale Ölfördermaximum, das, wenn es erreicht ist, nur abnehmen kann - da die globalen Ölvorkommen erschöpfen. Die ASPO Schweiz will untersuchen wie sich dieses Phänomen auf die Schweizer Wirtschaft auswirkt oder auswirken kann, und wie die Auswirkungen des Absinken der weltweiten Ölförderung wirtschaftlich kompensiert werden können.Ein weiteres Gründungsmitglied der ASPO Schweiz ist Matthias Erne. Der Anwalt Matthias Erne war Mitglied im "Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis" (VPM). Der VPM war eine rechte Poilit-Sekte, die mit psychologischen Mitteln ihr Einflussgebiet zu erweitern suchte. Besonders Drogenmissbrauch, Aids, Schulreformen und Werteverfall wurden von der VPM als Problem angesehen und meist junge betroffene Menschen in "Gruppentherapien" behandelt. Innerhalb der VPM herrschten autoritäre Verhaltensweisen.
Im Jahr 2002 löste sich der "Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis" nach massiver Kritik auf. Unter anderem wurden pseudowissenschaftliche Weiterbildungen zu den Themen Psychologie und Pädagogik angeboten. Doch der gleiche Zusammenhang existierte ohne den Namen bis heute weiter. Beispielsweise wird die Vereinszeitschrift "Zeit-Fragen" bis heute herausgegeben. Ab der Auflösung engagierte sich der (ex-)VPM in verschiedenen Organisationen weiter, u.a. gegen die Umstrukturierung der schweizer Armee (!) und im Bereichen der Aids- und Drogenproblematik. Ebenso forderten ex-VPM-Mitglieder ein Verbot von sogenannten Killerspielen.
Vor allem in der AIDS-Aufklärung Schweiz (AAS), engagierten sich der ex-VPM-Zusammenhang. Die AAS ist ein schweizer Verein, der als nicht-Regierungsorganisation mit dem Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der UN zusammenarbeitet und ärztliche Hilfe in "armen Staaten" organisiert.
Medienveröffentlichung
Auch welchem Klientel Medienwerke angeboten werden, ist interessant. So wird ein Werk Daniele Gansers offiziell im Kai Homilius Verlag verlegt und über diesen vertrieben. Hier veröffentlichen "neue Rechte" wie Jürgen Elsässer, Erich Schmidt-Eenboom (er arbeitete für den BND) und Guido Grandt.Fazit
Die Arbeit und die erforschten Fakten von Daniele Ganser sollten unbedingt kritisch betrachtet werden. Die Unterwanderung oppositioneller Bewegungen durch rechte Regime ist nichts Neues. Beispielsweise unterwandert die "Tea Party" in den USA in den letzten Jahren libertäre us-amerikanische Bewegungen und deren Aktionen. Auch einige Tätigkeiten von "privaten Geheimdiensten", die politische Bewegungen ausspionieren und analysieren, sind bekannt.Schlimm ist, dass bekannte Unterwanderungen von politischen Bewegungen und Gruppen durch staatliche Geheimdienste oder "privaten Geheimdiensten" von Betroffenen kaum öffentlich gemacht und öffentlich reflektiert werden. Noch schlimmer ist aber, dass es eine systematische Nutzung durch Bewegungen von "Unterwanderungsstrukturen" bzw. "Repressionsstrukturen" durch angeblich radikale Bewegungen gibt.