Grösste Schweizer Raffinerie profitiert von Schmuggelgold aus Kinderarbeit Ein goldenes Geschäft
Wirtschaft
Woher kommen die Schweizer Goldimporte aus dem westafrikanischen Togo, das über gar keine solchen Vorkommen verfügt?
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25. September 2015
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Allein 2014 wurden knapp sieben Tonnen Gold aus Togo in die Schweiz eingeführt. Abgebaut wurde es jedoch im Nachbarland Burkina Faso: Dies belegen auf exklusiven Dokumenten beruhende EvB-Recherchen, die den verschlungenen Weg dieses Edelmetalls erstmals nachzeichnen. Demnach wird es fast zur Hälfte von Kinderhänden gefördert. Ein libanesischer Familienkonzern mit Genfer Hauptsitz, die Ammar-Gruppe, kauft den Rohstoff dann in Lomé, wäscht ihn per Export weiss und liefert das Gold an die Tessiner Raffinerie Valcambi. Rund 70 Prozent des weltweit jährlich produzierten Goldes werden von Schweizer Firmen verarbeitet. Für den Rohstoffplatz Schweiz mit seinen vier Grossraffinerien, die alle schon in Skandale verwickelt waren, bedeutet dies ein besonderes Reputationsrisiko.
Die Mineure in Burkina Faso leisten 12-Stunden-Schichten und sind existenziellen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken ausgesetzt. 30 bis 50 Prozent davon sind minderjährig. Nach den Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verrichten sie die „schlimmste Form von Kinderarbeit“. Durch den Schmuggel entgehen Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, zudem wichtige Steuereinahmen. Für 2014 schätzt die EvB diesen Verlust (äusserst konservativ) auf fast 7 Mio. Franken. Das entspricht einem Viertel all jener staatlichen Schweizer Gelder, die letztes Jahr in dieses traditionelle Schwerpunktland unserer bilateralen Entwicklungszusammenarbeit geflossen sind.
Die Ammar Gruppe wie auch Valcambi müssten eigentlich um den fragwürdigen Ursprung dieses Goldes wissen. Die Tessiner Grossraffinerie hat sich in ihrem „Code of Conduct“ sogar explizit zur freiwilligen Überprüfung ihrer Lieferkette verpflichtet. Auch die offizielle Schweiz schaut weg und vertraut weiter den Versprechen der Firmen. Zur Verhinderung der Beteiligung von Schweizer Unternehmen an solchen und ähnlichen Menschenrechtsverletzungen hat eine breite NGO-Koalition, darunter auch die EvB, im April eine Volksinitiative für verantwortungsvolle multinationale Konzerne lanciert.
Das Vertrauen der Schweizer Politik in Firmenmassnahmen kritisierte kürzlich auch der UNO-Ausschuss für Kinderrechte. Das gewichtige Gremium zeigte sich „besorgt, dass (die Schweiz) allein auf freiwillige Selbstregulierung setzt“ und forderte die Erarbeitung eines „klaren regulatorischen Rahmens“.