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Finanztransaktionssteuer: Von der Utopie in die Realität

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Von der Utopie in die Realität Von der Utopie in die Realität

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Wirtschaft

Oder um es in den Worten des Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2008 und weltweit bekannten Bloggers Paul Kruqman auszudrücken:" Eine Idee deren Zeit gekommen ist!"

Datum 22. März 2012
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Die Finanzbranche ist das Rückgrat des Weltwirtschaftssystems. Im Zuge des Deregulierungswahns der letzten zwei Jahrzehnte ist sie ausser Rand und Band geraten und musste sich den Vorwurf gefallen lassen zum Casino verkommen zu sein – durchaus berechtigt bei hochriskanten und komplexen Spekulationsgeschäften mit Hebelwirkung bis zum Verhältnis 1:38 wie bei der Deutschen Bank zum Beispiel. Um die Hebelwirkung zu verstehen: Stell dir vor du hast 1'000 Franken auf dem Konto und nimmst nun einen Kredit von 38'000 Franken auf um damit an der Börse zu zocken!

Die staatskritische bis staatsverachtende Branche hat ihren Ruf und den Glauben an eine völlig unregulierte Form des Kapitalismus im wahrsten Sinne des Wortes verspielt. Einerseits hat Sie den Steuerbürger in Geiselhaft genommen mittels des Too Big to Fail Arguments.

Anderseits haben die Exponenten dieses System wie z.B Brady Dougan– die zugleich zu den grössten Nutzniessern gehören – ihr bestmögliches dazu beigetragen Ihren Berufsstand in ein schlechtes Licht zu rücken; indem Sie bei ihren Löhnen jegliches Fingerspitzengefühl haben vermissen lassen.

Manchmal wird die Gier halt so gross, dass man anfängt den Ast zu sägen auf dem man selbst sitzt. Bedenklich: die bekannten Gesichter wie Herr Dougan sind gar nicht die Spitzenverdiener der Branche. Wenigstens kann der kritische Beobachter feststellen, dass kaum noch jemand die Mär von leistungsgerechten Löhnen – deren Höhe auch mit der angeblichen grossen Verantwortung der Spitzenkräfte gerechtfertig wird -, glaubt.

Ein kleiner Vergleich sei hier erlaubt: Krankenschwestern tragen viel Verantwortung, haben schlechte und lange Arbeitszeiten sowie eine hohe Belastung bei ihrer gesellschaftlich wertvollen Arbeit. Sie verdienen aber nur den Bruchteil eines Investmentbankers. Nun können sich jede und jeder Fragen, ob man morgen lieber auf alle Krankenschwestern oder Investmentbanker der Welt verzichtet – macht ein solches Lohngefüge wirklich Sinn?

Die Krise ist gewiss nicht nur die Schuld der Finanzmärkte und gieriger Manger, aber dass sie zu den Hauptschuldigen gehören ist Konsens bei Volk, Politik und den meisten Wirtschaftwissenschaftlern. Die Folgen der Krise sind bekannt: Arbeitslosigkeit, Sparprogramme, stagnierende Konjunktur und durch massive Staatsinterventionen überschuldete Staaten. Kurzum: Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste. Als um die eigene Haut ging, flüchtete die Finanzbranche in den Schoss des Staates.
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Bild: St. Lawrence, Toronto, Kanada. / Patrick B (CC BY 2.0 cropped)

Doch hat das Ganze auch seine guten Seiten; es findet eine Art Befreiung des Denkens statt, es werden wieder Grundsatzdiskussionen geführt, alte Ideen erleben ein Revival und neue werden gedacht. Man kann die unregulierte Form des Kapitalismus wieder in Frage stellen ohne als linker Träumer oder Utopist dazustehen.

Nachdem grosse Teile der Politik zwei Jahre lang untätig zusahen in der Hoffnung die Krise auszusitzen und zum Tagesgeschäft zurückzukehren, ergibt sich aus der schieren grösse der Probleme ein Zwang zum Handeln und somit historisch seltene Möglichkeiten zur Gestaltung von Wirtschaft und Politik.

Dušan Nedeljković