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Glencore: Der unbekannte Riese

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Rohstoffhandel in der Schweiz Glencore: Der unbekannte Riese

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Wirtschaft

Höchst undurchsichtig ist Glencore nicht nur, weil die von ihr in Kolumbien abgebaute Kohle dunkle Staubwolken verursacht, sondern weil sie in ihre Geschäftspraxis kaum Einblicke gewährt.

Die Kohlemine El Cerrejón in Kolumbien.
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Die Kohlemine El Cerrejón in Kolumbien. Foto: Hour.poing (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

Datum 16. Dezember 2009
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Glencore (Global Energy Commodity Ressources) ist ein unbekannter Riese der schweizerischen Wirtschaft. Das im Kanton Zug ansässige Unternehmen ist das umsatzstärkste der Schweiz. Bis vor einigen Jahren lag sein Kerngeschäft noch beim Rohstoffhandel. In den 1990er Jahren ist Glencore aber in die Kohle- und Ölproduktion eingestiegen und unterhält heute Tochterunternehmen in vierzig verschiedenen Ländern.

Glencore verfährt beim Rohstoffabbau skrupellos. Prominentes Beispiel ist Kolumbien, wo Glencore mit den Kohleminen massive Umweltverschmutzungen verursacht und die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet. Der Rohstoff-Multi verhält sich zudem äusserst gewerkschaftsfeindlich und entlässt Arbeiter, wenn sie sich zuorganisieren versuchen.

Die Glencore-Minen in Kolumbien

Der Rohstoffgigant Glencore betreibt im kolumbianischen Departement Cesar drei Minen im Tagbau, wo seine Tochterunternehmen jährlich 10 Millionen Tonnen Kohle abbauen. Zudem unterhält er über die Firma Prodeco einen Kohlehafen bei Santa Marta. Bis 2006 hielt der Stille Riese rund ein Drittel an der wahrscheinlich weltweit grössten Kohlemine im Tagbau "El Cerrejón". Seit 2006 ist Glencore zudem mit 51 Prozent an der zuvor staatlichen Erdölraffinerie in Cartagena beteiligt.

Glencore ist damit einer der "Big Player" im kolumbianischen Rohstoffabbau, nimmt aber seine Verantwortung gegenüber den Arbeitern, der Bevölkerung und der Umwelt keineswegs wahr.

Auf dem Gebiet des Dorfes La Jagua betreibt Glencore drei Kohleminen. Der Rohstoff-Multi bezahlt dort zwar Abgaben, aber er nützt die schwachen staatlichen Strukturen gnadenlos zu seinen Gunsten aus. Die Bevölkerung leidet gesundheitlich unter dem Kohleabbau und Arbeitsplätze bringt er ihr nur wenige. Glencore erfüllt auch seine Umweltauflagen nur mangelhaft und ist mit Renaturierungen enorm im Rückstand. Schicht für Schicht wird in den Minen die Erde mit Explosionen aufgelockert und bis zu 200 Meter tief abgetragen. Flüsse, die zuvor die umliegenden Dörfer mit Trinkwasser versorgten, sind unterbrochen. Das Wasser wird in den Minen zur Säuberung der Kohle benutzt.

Ungefiltert fliesst es anschliessend in die Bäche zurück und verseucht das Weideland. Vor den Minen warten Hunderte Lastwagen, um die Kohle zum 180 Kilometer entfernten Hafen zu fahren. Weder ihre Lastflächen, noch die Kohledeponien sind abgedeckt, und der Kohlestaub belastet die Luft. Er verursacht nachweislich Atemwegserkrankungen bei der Bevölkerung.

Seit März 2006 steht die Gewerkschaft "Sintramienergetica" mit Glencore in einem Arbeitskonflikt: In den Minen und im Kohlehafen von Santa Marta entliessen Glencores Tochterfirmen gezielt gewerkschaftlich organisierte Arbeiter. Im Hafen sind die Verhandlungen über die Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrags seit bald zwei Jahren blockiert.

Der Kohleabbau und seine Folgen

Der Kohleabbau beeinträchtigt das Leben der betroffenen Bevölkerung drastisch – die Gewinne fliessen hingegen ins Ausland ab. Für die Dorfbewohner rund um die Minen sind die Auswirkungen lebensbedrohend: Ihnen wird nicht nur das Trinkwasser abgegraben, sondern der Landhunger der Minen entzieht ihnen auch ihre Lebensgrundlage, nämlich Acker- und Weideland, Flüsse zum Fischen, ohne dass Glencore ihnen Arbeitsplätze anbietet.

Mit seiner gewerkschaftsfeindlichen Haltung ermöglicht der umsatzstärkste Schweizer Konzern die Ausbeutung seiner Arbeiter.

In Kolumbien führt Gewerkschaftstätigkeit immer noch zu Todesgefahr. Glencore nützt diese Situation aus, um seine Arbeiter zu schlechten Bedingungen anzustellen.

Glencore soll das Gewerkschaftsrecht akzeptieren

Die Frustration der Bevölkerung von La Jagua entlud sich im Februar 2007 in Protesten. Gewaltsam wurden diese von Polizei und Militär zerschlagen, wobei ein Mensch getötet und 50 weitere verletzt wurden. Schliesslich intervenierte die Landesregierung und ein Abkommen wurde ausgehandelt. Geschehen ist bisher aber nichts. Als im August entlassene Arbeiter eine Mine besetzten, wurde auch dieser Protest gewaltsam aufgelöst.

Die Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien und Multiwatch, deren Vertreter vergangenen Sommer die Minen in Kolumbien besuchten, fordern, dass Glencore alle Mitarbeiter direkt anstellt und ihnen unbefristete Verträge gewährt. Glencore soll das Gewerkschaftsrecht respektieren und einen neuen GAV akzeptieren. Auch ihre Verantwortung gegenüber der Bevölkerung und der Umwelt soll sie endlich wahrnehmen.

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